ST. STEFAN-AFIESL. Der 29-jährige Raphael Kitzmüller bringt mit seinem phänomenalen Gedächtnis und seinem beeindruckenden Wissen über Fußball frischen Wind in den Verein Union Waldmark St. Stefan. Trotz seiner Aufmerksamkeitsprobleme und motorischen Schwierigkeiten hat er es geschafft, sich einen wichtigen Platz als neuer Platzsprecher zu erkämpfen. Seine Begeisterung für das Spiel und das Engagement, das er zeigt, sind ansteckend und machen ihn zu einer besonderen Figur im örtlichen Fußballverein.
Als Raphael noch ein Kind war, konnte er selbst die Position eines Nachwuchsspielers einnehmen und war viele Jahre auf dem Platz aktiv. Heute, da seine beiden Brüder weiterhin in der Kampfmannschaft spielen, ist er ein treuer Fan und besucht jedes Spiel. Sein umfangreiches Wissen über Fußball, insbesondere zu den globalen Transfers und Nachwuchstalenten, hat die Vereinsfunktionäre dazu bewogen, ihn anzusprechen und ihm die Möglichkeit zu geben, die Heimspiele zu kommentieren.
Die neuen Aufgaben als Platzsprecher
„In der letzten Frühjahrssaison teilte ich mir die Aufgabe noch mit einem anderen Platzsprecher, aber für die aktuelle Saison traue ich mir die Aufgabe schon alleine zu“, freut sich Raphael. Sein Engagement hat sich über die letzten Jahre gewandelt; von einem schüchternen Jungen hat er sich zu einem aufgeschlossenen jungen Mann entwickelt. Diese Evolution wurde durch seine Mitgliedschaft in der Theatergruppe ‚Theater Courage‘ gefördert, wo er das Sprechen vor Publikum trainierte und sein Selbstbewusstsein stärkte.
Die Verantwortlichen im Verein sind voller Lob für Raphael und schätzen seine offenen Art. „Wir freuen uns sehr, dass Raphael uns bei dieser wichtigen Aufgabe unterstützt. Für uns ist es selbstverständlich, dass jeder im Verein mit seinen Talenten gesehen wird“, betont Sektionsleiter Friedrich Pöschl. „Wir haben für jeden einen Platz und eine Aufgabe. Raphael macht das super und er ist eine Bereicherung für unseren Verein.“
Ein Leben für den Fußball
Raphael kann bei seinen Erzählungen über Fußball nicht aufhören zu strahlen. Sein Wissen über Statistiken und Daten ist beneidenswert. So weiß er nicht nur die gebräuchlichsten Geburtsdaten von Spielern, sondern hat auch einen ausgeprägten Blick für die geografischen Ursprünge der Talente weltweit. Doch sein Weg war nicht immer so einfach: In der Schule erlebte er Mobbing, weil seine Interessen und sein Wesen von den anderen Kindern als „anders“ wahrgenommen wurden. Solche Erfahrungen möchte er hinter sich lassen und sich auf seine positive Entwicklung konzentrieren.
Mit seiner neuen Rolle als Platzsprecher hat Raphael die Möglichkeit, seine Leidenschaft auszuleben. Sein großer Enthusiasmus hat ihm dabei geholfen, eine Art von Gemeinschaft auf den Fußballplatz zu bringen, die jeder schätzt. Jeder, der bei den Heimspielen anwesend ist, kann schnell erfahren, dass Raphael nicht nur die Menschen am Platz anzieht, sondern auch die Atmosphäre erhellt.
Nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch bei seiner Arbeit im Stefansplatzerl, dem lokalen Begegnungszentrum, zeigt sich Raphaels soziale Ader. Hier hat er die „Plauderkasse“ eingeführt, wo die Gäste die Zeit mit ihm zu verbringen wissen. Bei einem Einkauf plaudert er gerne mit den Gästen, erkundigt sich nach ihrem Befinden und interessiert sich für ihre Geschichten. Dies schafft eine freundliche und warmherzige Atmosphäre, die viele Besucher zu schätzen wissen.
In einer Welt, in der oft nur Ergebnisse und Leistung zählen, zeigt Raphael, dass Authentizität und eine positive Einstellung die Menschen näher zusammenbringen können. Sein Beispiel beweist, dass jeder, unabhängig von den Herausforderungen, die er im Leben hat, einen Platz findet, an dem er sich einbringen und geschätzt werden kann. Die Union Waldmark St. Stefan hat diesen Platz für Raphael geschaffen, und es wird spannend sein zu beobachten, wie er hier weiterhin seine Stimme erhebt und das Stadionleben bereichert.
Der Einfluss von Inklusion im Sport
Inklusion im Sport hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Sportvereine werden angehalten, Verantwortlichkeiten zu übernehmen, um Menschen mit Behinderungen die Teilnahme an Freizeitaktivitäten zu ermöglichen. Dies geschieht nicht nur aus moralischen Gründen, sondern auch, um ein positives gesellschaftliches Bild zu fördern. Laut Berichten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) haben viele Vereine spezielle Programme eingerichtet, die es Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten ermöglichen, aktiv und integriert am Sportleben teilzunehmen. Die Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen fördert zudem die Sensibilisierung der Allgemeinheit und trägt zur Schaffung eines respektvollen Miteinanders bei.
Der Verein Union Waldmark St. Stefan zeigt, wie wertvoll diese inklusive Haltung ist. Durch die Berücksichtigung von Raphaels Talenten wird nicht nur seine persönliche Entwicklung gefördert, sondern es setzt auch ein wichtiges Zeichen in der Gemeinschaft. Jeder Fußballfan und Spieler profitiert von einem Umfeld, das Vielfalt und Kreativität schätzt.
Die Bedeutung von sozialen Begegnungszentren
Soziale Begegnungszentren wie das Stefansplatzerl spielen eine entscheidende Rolle im Leben von Menschen mit Behinderungen. Diese Zentren bieten nicht nur Beschäftigungsmöglichkeiten, sondern auch einen Raum für soziale Interaktion. Sie fördern den Austausch, das Lernen und die persönliche Entwicklung. In Österreich gibt es zahlreiche solcher Einrichtungen, die Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen Unterstützung bieten und ihnen helfen, ein aktives und selbstbestimmtes Leben zu führen.
Studien haben gezeigt, dass der Kontakt zu Gleichgesinnten und die Integration in das Gemeinschaftsleben die Lebensqualität wesentlich erhöhen können. Die positive Einstellung und die Offenheit, die Raphael gegenüber den Besuchern des Stefansplatzerl zeigt, sind nicht nur für ihn selbst bereichernd, sondern auch für die gesamte Gemeinschaft. Diese Art von zwischenmenschlicher Interaktion fördert ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Respekts, was für alle Beteiligten von Vorteil ist.