In Rohrbach hat sich eine Initiative formiert, die Menschen freut, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Hierbei handelt es sich um den neu gegründeten Verein „Radeln ohne Alter“, der vor allem älteren Menschen eine angenehme Zeit bescheren möchte. Die Idee hinter diesem Verein ist einfach, aber wirkungsvoll: Ausflüge mit einer Rikscha, einem dreirädrigen Fahrzeug, das eine gemütliche Fahrt durch die Umgebung ermöglicht.
Die Vorsitzende des Vereins, Theresia Kellermann, hat aus ihrer Arbeit mit dementen Patienten Kraft geschöpft. „Ich habe gesehen, wie viel Freude es den Menschen macht, wieder einmal den Wind in den Haaren zu spüren“, erklärt die 65-Jährige. Diese positiven Erinnerungen haben sie motiviert, selbst aktiv zu werden. Mit einer Spende, die sie von einer Bekannten erhielt, konnte sie die Anschaffung einer Rikscha finanzieren, die insgesamt etwa 13.000 Euro kostete. Diese finanzielle Unterstützung stellte sich für sie wie ein „Sechser im Lotto“ dar.
Unvergessliche Ausflüge erleben
Der Verein organisiert regelmäßige Rikscha-Touren, bei denen die Passagiere die einzigartige Erfahrung machen, die Umgebung zu erkunden. Die Rikscha bietet Platz für zwei Gäste, die bequem nebeneinander sitzen können. Ob eine gemütliche Fahrt durch die Hopfengärten oder ein Ausflug in ein schönes Café, die Möglichkeiten sind vielfältig. „Gerade für unsere älteren Gäste ist es eine willkommene Abwechslung, einmal aus dem Alltag herauszukommen“, sagt Kellermann. Das kostenlose Angebot stößt auf großes Interesse, und die Rückmeldungen sind durchweg positiv.
Des Weiteren betont Kellermann, dass bei der Umsetzung des Projekts Hilfe von anderen Rikscha-Piloten geleistet wurde. Besonders die Gruppe aus Gaimersheim hat wertvolle Tipps gegeben, um die Piloten bei ihrer neuen Aufgabe zu unterstützen. Das Steuern der Rikscha kann eine Herausforderung sein, vor allem mit einem Gewicht von nahezu 100 Kilogramm plus zwei Passagieren. Doch die Gruppe arbeitet gemeinsam daran, diese Herausforderung zu meistern und den Menschen unvergessliche Erfahrungen zu bieten.
Der Verein „Radeln ohne Alter“ ist Teil eines größeren Netzwerks, das im Jahr 2019 ins Leben gerufen wurde. Im vergangenen Jahr waren in ganz Deutschland über 2000 Rikscha-Piloten aktiv, die zusammen eine beeindruckende Strecke von mehr als 237.000 Kilometern zurückgelegt haben. Diese Zahlen verdeutlichen, wie sehr die Idee hinter diesem Verein Anklang findet und wie wichtig solche Initiativen sind. Die Rikscha-Touren helfen nicht nur, physische Mobilität zu fördern, sondern bringen auch Freude und soziale Interaktion.
Ein wichtiger Beitrag
Für die Piloten, wie Isidor Kellermann, der auch als Schatzmeister des Vereins tätig ist, ist es eine wunderbare Möglichkeit, etwas zurückzugeben. „Wir stehen nicht als Taxi-Unternehmen zur Verfügung, sondern möchten den Menschen Spaß und Abenteuer bieten“, sagt Kellermann. Das Engagement des Vereins wurde in der Gemeinschaft gut aufgenommen und hat bereits einige Herzen erobert.
Die Gruppenmitglieder halten den Kontakt zu denjenigen, die Interesse an den Rikscha-Ausflügen haben, und freuen sich darauf, die ersten Fahrten noch häufiger durchführen zu können. Wer eine Tour buchen möchte, kann sich ganz einfach bei Familie Kellermann melden und sich auf einen besonderen Ausflug freuen.
In Zeiten, in denen viele Menschen sich isoliert und allein fühlen, zeigt der Verein „Radeln ohne Alter“, wie viel Freude und Gemeinschaft durch einfache Gesten entstehen können. Die Rikscha bietet nicht nur eine Transportmöglichkeit, sondern schafft auch unvergessliche Momente der Verbundenheit und des Teilens.
Hintergrundinformationen zum Verein „Radeln ohne Alter“
Der Verein „Radeln ohne Alter“ wurde ins Leben gerufen, um die Lebensqualität von Menschen mit eingeschränkter Mobilität zu verbessern und soziale Isolation zu reduzieren. Die Initiative ist Teil eines größeren internationalen Netzwerks, das 2012 in Kopenhagen gegründet wurde und mittlerweile in über 40 Ländern aktiv ist. Die Idee hinter „Cycling Without Age“ ist es, älteren Menschen, insbesondere solchen in Pflegeheimen oder mit eingeschränkter Mobilität, die Möglichkeit zu geben, die Natur zu erleben und ihre Umgebung neu zu entdecken. Dies geschieht in Form von kostenlosen Rikschafahrten, die von ehrenamtlichen Piloten durchgeführt werden.
In Deutschland ist die Bewegung von den ursprünglichen Dänischen Wurzeln schnell gewachsen, und es entstehen ständig neue lokale Gruppen und Vereine. Die Organisation legt großen Wert auf die Ausbildung ihrer Piloten, die nicht nur fahrerisches Geschick, sondern auch Sensibilität im Umgang mit älteren Menschen erfordert.
Statistiken und Daten zur Mobilität von Senioren
Laut dem Statistischen Bundesamt lebten im Jahr 2020 in Deutschland etwa 18 Millionen Menschen im Alter von 65 Jahren und älter. Diese Zahl wird bis 2035 voraussichtlich auf mehr als 23 Millionen ansteigen. Der Anstieg des Anteils älterer Menschen bringt Herausforderungen mit sich, insbesondere in Bezug auf ihre Mobilität und soziale Anbindung.
Eine Studie des Instituts für deutsche Wirtschaft aus dem Jahr 2021 zeigt, dass etwa 35% der Senioren Schwierigkeiten haben, sich eigenständig fortzubewegen. Dies kann zu einem Rückgang sozialer Kontakte und einem erhöhten Risiko für Einsamkeit führen. Programme wie „Radeln ohne Alter“ bieten eine Lösung für diese Probleme und fördern gleichzeitig ein gesundes, aktives Lebensumfeld für ältere Menschen. Der Bundesverband berichtet, dass die zahlreichen Fahrten nicht nur Freude bereiten, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden der Teilnehmer signifikant verbessern.
Die Kombination aus physischer Aktivität beim Radfahren und dem sozialen Kontakt, den die Fahrten bieten, hat positive Auswirkungen auf die mentale Gesundheit und die Lebenszufriedenheit der älteren Generation.