RIED IM TRAUNKREIS. Die Diskussion um ein geplantes Logistikzentrum in Ried im Traunkreis, nähe der Autobahn A9, hat für viel Aufregung unter den Anwohnern gesorgt. Eine Bürgerinitiative mit dem Namen „Lebenswertes Ried“ hat eine Petition ins Leben gerufen, die bisher mehr als 400 Unterschriften gesammelt hat. Die Initiative zielt darauf ab, gegen die Umwidmung eines 5,4 Hektar großen Grundstücks, das seit 2005 als Betriebserweiterungszone gilt, vorzugehen.
Gerade im Hinblick auf die verstärkten öffentlichen Bedenken ist das Thema in den Vordergrund gerückt. Es soll ein bereits aufgeschlossenes Gewerbegebiet entstehen, das in unmittelbarer Nähe zum Wohngebiet liegt. Kritiker argumentieren, dass dies negative Folgen für die Lebensqualität der Anwohner haben könnte. Bürgermeister Stefan Schöfberger (SPÖ) erklärt, dass die Gemeinde von Anfang an die Absicht hatte, diese Fläche für gewerbliche Nutzung zu widmen, was von der Kommune beim Erstellen des Flächenwidmungsplanes festgelegt wurde.
Ökologische Bedenken und offizielle Zustimmung
Der Gemeinderat hat bereits im November 2023 einer Umwidmung des derzeitigen Grünlands in ein Betriebsbaugebiet zugestimmt. Diese Entscheidung wurde einstimmig getroffen, doch die Umweltanwaltschaft hat, in einer Stellungnahme vom April, auf „großes ökologisches Problem“ hingewiesen. Trotzdem gab sie grünes Licht für die Planänderung, allerdings nur, wenn zwingend ökologische Maßnahmen für das geplante Logistikzentrum eingehalten werden.
Anfang Juli fand ein Informationsabend im Gemeindeamt statt, zu dem die Betreiber des Projekts eingeladen waren, auch die Anwohner sowie die Gemeinderäte bekamen Gelegenheit, Bohrungen über das geplante Logistikzentrum zu erfahren. Geplant sind 15 LKW-Fahrten pro Stunde und ein 24-Stunden-Betrieb, wobei die Zeiten am Wochenende eingeschränkt werden sollen. Geplant ist die Schaffung von etwa 130 Arbeitsplätzen in der Gegend.
Skurrile Enthüllungen und Kritik aus der Nachbarschaft
Inmitten dieser Diskussion hat der Real Estate- Investor Walter Schisernig aus Salzburg, der für den Bau des Logistikzentrums verantwortlich ist, erklärt, dass es in dieser frühen Projektphase noch keine konkreten Informationen für die Öffentlichkeit gibt. Dies wirft Fragen auf und verstärkt die Unruhe unter den Anwohnern. Während des Informationsabends wurde die Firma Quehenberger Logistics als möglicher Betreiber erwähnt, doch der Chief Operating Officer des Unternehmens, Klaus Hrazdira, stellte klar, dass Quehenberger in keiner Weise an diesem Projekt beteiligt sei.
Die Bürgerinitiative „Lebenswertes Ried“ entstand unter dem Eindruck von Informationslücken und der Wahrnehmung, dass die Bedenken der Anwohner nicht ernst genommen werden. Mit der Petition „NEIN zum Logistikzentrum in Ried im Traunkreis – NEIN zur dafür geplanten Umwidmung“ setzen die Bürger auf Einhaltung ihrer Interessen. Pamela Huck, eine Anwohnerin und Mitgründerin der Initiative, äußert, dass die geplante Umwidmung unnötig sei, da bereits ungenutzte Flächen für Gewerbe in Ried zur Verfügung stehen.
Ein weiteres großes Anliegen der Initiative sind die zu erwartenden Verkehrsprobleme, die durch das Logistikzentrum entstehen könnten. Viele Anwohner befürchten, dass die Verkehrslast in der Region erheblich zunehmen wird und haben den Eindruck, dass der Dialog mit der Gemeinde unzureichend ist, um solche entscheidenden Fragen zu klären.
Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative
Um ihre Mitbürger über den Stand der Dinge zu informieren, lädt die Bürgerinitiative am Donnerstag, den 29. August, zu einer Informationsveranstaltung im Pfarrzentrum Ried ein. Dort wollen die Mitglieder der Initiative die Informationen, die sie beim Gemeindeinformationsabend erhalten haben, transparent weitergeben. Pamela Huck betont, dass viele Bürger noch unwissend über die Pläne seien und dass ein offener Dialog dringend notwendig sei. „Es ist unklar, wie viele LKWs durch den Ort fahren würden. Selbst wenn ein Drittel der Transporte über die Landstraße laufen sollte, wären es immer noch hunderte von LKWs, die durch Ried fahren“, gibt sie zu bedenken.
Bürgermeister Schöfberger äußert, dass der Gemeinderat die Anliegen der Bürgerinitiative ernst nehmen wird. Er betont die Notwendigkeit, sowohl ein lebenswertes Umfeld als auch wirtschaftliche Stabilität in der Gemeinde zu gewährleisten. Doch er hebt hervor, dass die Widmung der Fläche als Grundlage für eine spätere Betriebsansiedlung dient und dass die detaillierte Planung den gesetzlichen Vorgaben unterliegt.
Ein dynamisches Spannungsfeld
Die Situation in Ried im Traunkreis repräsentiert ein Spannungsfeld, das viele Gemeinden betrifft: der Bedarf an wirtschaftlicher Entwicklung gegenüber dem Wunsch nach einer hohen Lebensqualität. Während die Gemeinde mögliche wirtschaftliche Erträge im Auge hat, stehen den Anwohnern tiefere Sorgen über die Auswirkungen auf ihr tägliches Leben gegenüber. Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um eine klare Richtung für dieses Projekt zu etablieren und alle Seiten in die Diskussion einzubeziehen.
Ökologische Bedenken und Auswirkungen
Die Umweltanwaltschaft hat in ihrer Stellungnahme zur geplanten Umwidmung der Fläche auf die ökologischen Probleme hingewiesen, die mit der Umwidmung von Grünland in ein Betriebsbaugebiet einhergehen könnten. Insbesondere die Auswirkungen auf die lokale Flora und Fauna sowie die Verschmutzung durch Verkehrsbelastung wurden thematisiert. Ein erheblicher Anstieg der LKW-Fahrten könnte nicht nur die Erholung der Landschaft, sondern auch die Lebensqualität der Anwohner nachhaltig beeinträchtigen. Die Implementierung ökologischer Maßnahmen, die als Bedingung für die Zustimmung zur Flächenwidmung vorgeschlagen werden, wird als zwingend notwendig erachtet, um ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Umweltschutz zu erreichen.
Finanzielle Aspekte und wirtschaftliche Bedeutung
Das geplante Logistikzentrum könnte erhebliche wirtschaftliche Vorteile für die Region mit sich bringen, insbesondere durch die Schaffung von 130 Arbeitsplätzen. Diese Arbeitsplätze können sowohl direkte Beschäftigungsmöglichkeiten bieten als auch positive Effekte auf lokale Dienstleister und Unternehmen haben. Bürgermeister Stefan Schöfberger hebt hervor, dass die Gemeinde auf gesicherte Einnahmen angewiesen ist, die durch die Kommunalsteuer aus solchen Betrieben generiert werden. Allerdings müssen die finanziellen Vorteile gegen die potenziellen Kosten in Bezug auf Umwelt, Verkehr und Lebensqualität der Einwohner abgewogen werden.
Alternative Lösungen und vorhandene Flächen
Die Bürgerinitiative Lebenswertes Ried hat darauf hingewiesen, dass genügend ungenutzte Betriebsbauflächen in der Region vorhanden sind, die für ähnliche Projekte in Betracht gezogen werden könnten. Dies wirft die Frage auf, warum ein gewisses Grünland in der Nähe eines Wohngebiets für die Entwicklung eines Logistikzentrums gewählt wurde, wenn es alternative Flächen gibt, die weniger umstritten sind. Die Erschließung bereits vorhandener Flächen könnte nicht nur einen Kompromiss darstellen, sondern auch das Problem der Bodenversiegelung und der damit verbundenen Umweltbelastungen vermindern.