In Neuburg wird Allerheiligen in einem feierlichen Rahmen begangen. Stadtpfarrer Herbert Kohler und seine Priesterkollegen segnen die Gräber, um in dieser Zeit des Gedenkens den Verstorbenen Respekt zu zollen. Dies ist besonders an solchen Tagen wichtig, an denen viele Menschen über die Vergänglichkeit des Lebens nachdenken. Der alte Friedhof an der Franziskanerstraße war am Freitag stark bevölkert, als Pfarrer Kohler die Anwesenden an die vielen verstorbenen Menschen des vergangenen Jahres erinnerte, darunter auch eine Musiklehrerin, die erst 57 Jahre alt wurde. Solche persönlichen Schicksale zeigen die Dringlichkeit des Themas, denn jeder Verlust steht für eine individuelle Geschichte.
„Leider können wir den Tagen kein zusätzliches Leben geben“, äußerte sich Kohler, „aber ich könnte eine lange Liste der Namen vortragen.“ Die Gedenkfeier um die Gräber umfasst nicht nur die Segnung, sondern auch das Entzünden von Kerzen, die besonders für die Verstorbenen in Bittenbrunn und Ried aufgestellt wurden. Dort stehen insgesamt 24 Kerzen für die Verstorbenen in den beiden Orten, was die Gemeinschaft und das Gedenken an die Verstorbenen besonders lebendig hält.
Feierliche Zeremonie und persönliche Botschaft
Kohler appellierte an die Besucher, die Tage bewusster zu leben. „Schenken Sie Ihren Tagen mehr Leben“, riet er und verwies auf persönliche Erlebnisse mit seinem schwerkranken Bruder, die ihn lehrten, das Leben in all seinen Facetten mehr zu schätzen. „Diese Zeit hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, den kleinen Dingen im Leben Bedeutung beizumessen – sei es der Sonnenstrahl nach einem nebligen Tag oder der Gesang eines Vogels“, reflektierte der Pfarrer. Seine Botschaft war klar: Es ist einfacher, freundlich zu sein und Liebe zu zeigen, als zu kritisieren.
Zusätzlich drückte er den Besuchern den Wert des persönlichen Kontakts aus, indem er anregte, einen Handbrief zu schreiben, da dies mehr wert sei als die Buchstaben in digitalen Nachrichten auf WhatsApp.
Die feierlichen Klänge der Neuburger Stadtkapelle, unter anderem das Lied „Ich lege meine Hände getrost in Deiner Hand“, begleiteten die Segnung der Gräber. Kohler dankte auch den Mitarbeitern der Friedhofsverwaltung, insbesondere Holger Rinberger, der nach einem schweren Unfall wieder genesen ist.
Ein Symbol für den Gedenktag war der Kranz, den die Sudetendeutsche Landsmannschaft für ihre verstorbenen Mitglieder niederlegte. Gerhard Wurps, der in seiner Ansprache an die unbarmherzige Vertreibung aus dem Sudetenland erinnerte, betonte die Wichtigkeit von Versöhnung und lenkte den Blick auf die aktuellen globalen Flüchtlingskrisen, die zwar anders, aber ebenso schmerzhaft sind. „Es gibt heute Millionen von Menschen, die vor Terror und Krieg fliehen,“ sagte er.
Allerheiligen: Ein spezieller Feiertag
Allerheiligen ist nicht nur ein Gedenktag für die Verstorbenen; er wird in fünf Bundesländern Deutschlands als stiller Feiertag begangen. Zudem hat er in der katholischen Kirche das besondere Merkmal, dass auch die Heiligen in den Fokus rücken, was Pater Gerhard Lagleder in seiner Predigt in der Peterskirche betonte.
Die Bräuche rund um Allerseelen, die am 2. November, dem eigentlichen Gedenktag der Verstorbenen, stattfinden, zeigen die tiefe Verwurzelung des Themas Sterben und Gedenken in der Gesellschaft. In der römisch-katholischen Kirche werden für die „armen Seelen“ noch Grablichter aufgestellt, während in der Pfarrei Heilig-Geist ein spezieller Impuls mit dem Titel „Wenn ich nicht mehr bin“ angeboten wird, der sich den Themen Abschied und Vergänglichkeit annimmt.
Die Ansprachen und Gedenkfeiern geben nicht nur Raum für Trauer, sondern auch für Hoffnung und Versöhnung – eine Botschaft, die in der heutigen Zeit wichtiger denn je ist.