Ried

Nach dem Hochwasser: Bad Wurzach diskutiert über Ursachen und Lösungen

Nach dem verheerenden Hochwasser in Bad Wurzach im Juni gibt's hitzige Debatten: Einheimische blamen Baumrückstau, Experten sagen: "Keine Chance!" Wer hat recht?

Das Hochwasser, das in den ersten Tagen des Junis Bad Wurzach heimsuchte, hat die Stadt und ihre Bewohner stark beschäftigt. Während die Experten eine andere Perspektive vertreten als die betroffenen Anwohner, gibt es in der Gemeinde intensive Diskussionen über die Ursachen und die Folgen der Naturkatastrophe. Vor allem die Frage, ob Versäumnisse der Behörden zu den verheerenden Auswirkungen geführt haben, steht im Raum.

Experten und Bürgerinnen im Dialog

Edwin Krattenmacher, ein Anwohner aus Bad Wurzach-Seibranz, äußerte in einem offenen Brief seine Sorgen über die Situation. Er kritisiert die langsamen Reaktionen der Stadtverwaltung und sieht die Anwohner als unterversorgt. „Das Geeiere von Stadtverwaltung, Naturschutz, Biberschutz und Landratsamt bringt nichts, wenn man bereits geflutet ist“, schrieb er. Er ist der Meinung, dass die Stadt viel früher hätte handeln müssen, um das Hochwasser zu verhindern.

Bäume aus der Wurzacher Ach entfernen

Um die Situation zu verbessern, wurden in den letzten Tagen nach dem Hochwasser mehrere Maßnahmen ergriffen. Der Bauhof der Stadt hat, zusammen mit zwei Unternehmen, vom 13. bis 16. August etwa 30 Bäume aus der Wurzacher Ach entfernt. Diese Aktion soll helfen, den Fluss wieder in einen stabileren Zustand zu bringen. Stadtbaumeisterin Kathleen Kreutzer und Bauhofleiter Dirk Fietkau bestätigten diese Maßnahmen.

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Die Sicht der Wissenschaft

Im Gegensatz zu den Sorgen der Anwohner betonen Experten, dass das Problem nicht primär durch die im Fluss liegenden Bäume verursacht wurde. Stefan Häussler, Fachmann des Landratsamts Ravensburg, argumentierte im Gemeinderat, dass diese Bäume keinen erheblichen Einfluss auf die Hochwasserlage haben. Ebenso sieht Siegfried Roth vom Naturschutzzentrum Wurzacher Ried das geringe Gefälle des Geländes als Hauptgrund für den Wasserstau an.

Kritik an der Vorgehensweise

Krattenmacher macht den Zustand des Wurzacher Rieds verantwortlich, welches die Wassermengen nicht mehr effektiv halten könne. In seinem Schreiben erwähnt er, dass die Anstauhöhen, die einst definiert wurden, durch den Bau von Bibern verändert wurden. „Mittlerweile ist der Hochwasserpufferspeicher weg“, beschreibt er besorgt. Seine Forderung ist klar: Eine Wiederherstellung der von Behörden festgelegten Wasserstände müsse erfolgen, um zukünftige Hochwasser besser abzufangen.

Unzureichende natürliche Rückhaltmöglichkeiten

Die Rückhaltfähigkeit des Rieds sei entscheidend für die Vermeidung zukünftiger Überschwemmungen, so Krattenmacher weiter. Bei einer intakten Speicherfähigkeit, so glaubt er, hätte die Stadt weitaus geringere Schäden erlitten und möglicherweise die Folgekosten für die Stadt auf viele Generationen verteilt. „Die Brücken im Kurpark hätten dann nicht unter dem überhöhten Wasserstand gelitten“, fügt er hinzu.

Langfristige Wetterbedingungen als Hauptursache

Die Experten sind sich darüber einig, dass das Hochwasser vor allem ein Ergebnis der extremen Wetterbedingungen der Monate zuvor war. Roth weist darauf hin, dass über einen langen Zeitraum hinweg erhebliche Niederschläge gefallen sind, die den Boden gesättigt haben. Dies, in Kombination mit dem späteren starken Regenfall, führte dazu, dass das Ried nicht mehr in der Lage war, das Wasser zu halten. „Das war sogar dem Moor zu viel“, erklärt er.

Ein neuer Ansatz für die Zukunft

Ein spannender Vorschlag von Roth betrifft die Haidgauer und Dietmannser Ach, die als Quellflüsse der Wurzacher Ach identifiziert wurden. Eine mögliche Stauung dieser Zuflüsse könnte helfen, zukünftige Überschwemmungen effektiv zu steuern. Roth sieht in der Rolle des Bibers, der für den Naturhaushalt wichtig ist, einen potenziellen Partner zur Lösung des Problems. „Der Biber könnte uns in dieser Hinsicht unterstützen, indem er natürliches Rückhaltevermögen schafft“, so seine Überzeugung.

Die Herausforderungen im Blick behalten

In Anbetracht der Herausforderungen, die diese Naturkatastrophe mit sich bringt, ist es unerlässlich, die Meinungen von Experten und Anwohnern in den Prozess der Krisenbewältigung zu integrieren. Der Dialog zwischen Wissenschaft, Stadtverwaltung und Bürgern muss intensiviert werden, um effektive Strategien zur Vermeidung künftiger Hochwasserkatastrophen zu entwickeln. Es ist klar, dass viele Stimmen gehört werden müssen, um die bestmöglichen Lösungen für die Gemeinschaft zu finden.

Quelle/Referenz
schwaebische.de

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