Am 8. September 2024 erlebte das Kloster Kellenried ein bedeutendes Jubiläum: Es feierte den 100-jährigen Einzug der ersten Benediktinerinnen. Der Weihbischof Thomas Maria Renz würdigte das Ereignis und die spirituelle Reise, die mit dem Einzug der 28 Schwestern aus zwei österreichischen Klöstern begann. Bei einer festlichen Zeremonie, die auch im Beisein zahlreicher Ehrengäste stattfand, wurden die Anfänge dieser religiösen Gemeinschaft in Oberschwaben reflektiert.
Die Atmosphäre während der Feierlichkeiten war geprägt von Dankbarkeit und Ehrfurcht. „Die Schwestern brennen für ihren Glauben und haben eine besondere Verbindung zu diesem Ort“, bemerkte Weihbischof Renz in seiner Ansprache. Der Feiertag fand fast auf den Tag genau 100 Jahre nach dem Einzug statt, an dem die ersten Nonnen in einer noch provisorischen Umgebung lebten. Dies zeigt den unaufhörlichen Wagemut und das Gottvertrauen, das die Benediktinerinnen auszeichnet.
Der Weg des Klosters
Die Gründung des Klosters Kellenried war nicht nur ein religiöser Akt, sondern auch eine Antwort auf die Herausforderungen ihrer Zeit. Die damalige Säkularisierung hatte viele Klöster in Oberschwaben entwurzelt, und 1803 endete eine lange Tradition der klösterlichen Gemeinschaften abrupt. Es dauerte bis 1922, bis der Benediktinerorden unter Erzabt Raphael Walzer wieder in die Region zurückkehrte und die Gründung des Klosters Kellenried anstrebte.
Ein kinderloses Ehepaar, Johann und Rosalie Marschall, half maßgeblich dazu, indem es ihr Grundstück für den Neubau zur Verfügung stellte. „Das war der Beginn eines neuen Kapitels für die Benediktinerinnen in dieser Region“, sagte der Historiker Dr. Inge Steinsträßer.
Herausforderungen und Erneuerung
Die Geschichte des Klosters war jedoch nicht ohne Herausforderungen. Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurden die Nonnen 1940 aus dem Kloster vertrieben, und viele von ihnen mussten sich auf verschiedene Orte verteilen. Dies stellte eine erhebliche Belastung dar, doch die Gemeinschaft hielt zusammen und überstand diese schwere Zeit. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrten die Schwestern zurück und konnten ihre Klostergebäude wieder in Besitz nehmen, was zu einem Anstieg der Gemeinschaftsmitglieder führte.
Die Benediktinerinnen widmeten sich in den folgenden Jahrzehnten dem landwirtschaftlichen Arbeiten, der Herstellung von Kerzen sowie dem künstlerischen Handwerk, indem sie Krippenfiguren nach der wertvollen Barockkrippe von Gurk anfertigten. Diese Unternehmungen trugen dazu bei, dass das Kloster weit über die örtlichen Grenzen hinaus bekannt wurde und ein Ort der Ruhe und spirituellen Suche für viele Menschen wurde.
Heute zieht das malerisch gelegene Kloster nicht nur Pilger und suchende Seelen an, sondern bietet auch Veranstaltungen wie Exerzitien und Kurse an. Diese Entwicklungen zeigen, wie das Kloster Kellenried über die Jahre eine wichtige Rolle im Leben zahlreicher Menschen spielen konnte. Allerdings lastet auch auf der Gemeinschaft des Klosters der Druck durch Nachwuchsmangel und Überalterung, was eine Neuorientierung erforderlich macht, um den fortdauernden Herausforderungen der Zukunft zu begegnen.
Äbtissin Maria Regina Kuhn sprach während der Feierlichkeiten über die Ungewissheiten, die die Benediktinerinnen momentan beschäftigen: „Wir bitten um Führung und Vertrauen, um klug mit den Herausforderungen umzugehen, die der Tag bringt.“ Ihre Worte unterstrichen die Absicht der Nonnen, die Traditionen des Klosters Kellenried lebendig zu halten und zugleich auf neue Impulse zu reagieren.