Im Bezirk Perg sorgt eine besorgniserregende Entwicklung für Aufsehen: In den ersten zehn Monaten dieses Jahres wurden insgesamt 70 Betretungs- und Annäherungsverbote gegen mutmaßliche Gewalttäter ausgesprochen. Dies stellt im Vergleich zum Vorjahr eine alarmierende Steigerung von 12 Prozent dar. Offensichtlich ist Gewalt gegen Frauen ein ernstes Problem, das nicht an geografische oder gesellschaftliche Grenzen gebunden ist.
Um auf dieses Thema aufmerksam zu machen, startet heute die Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“. Diese Initiative soll das Bewusstsein in der Bevölkerung schärfen und den Dialog über häusliche Gewalt fördern. Elisabeth Glawitsch, die Koordinatorin der Kampagne und der Initiative „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“, betont, dass Gewalt nicht länger versteckt werden darf. „Es ist wichtig, die Thematik in die Mitte unserer Gesellschaft zu bringen und nicht nur Beratungsstellen, Frauenhäuser oder die Polizei dafür verantwortlich zu machen“, erklärt sie.
Veranstaltungen zur Sensibilisierung
Die Kampagne beginnt mit einer Fahnenhissung heute um 15.30 Uhr vor dem Stadtamt. Auch ein gemeinsamer Stammtisch mit einem Präventionsbeamten der Polizei wird am Donnerstag um 16.30 Uhr im Büro der Frauenberatung stattfinden. Diese Veranstaltungen sollen den Austausch fördern und Informationen bereitstellen, die notwendig sind, um Gewalt zu verhindern und zu bekämpfen. Am 5. Dezember wird Richard Schneebauer, Leiter der Oö. Männerberatung, im Café Stöger eine Lesung mit dem Titel „Wann ist ein Mann ein Mann?“ abhalten.
Ein zusätzliches und besorgniserregendes Phänomen, das in diesem Zusammenhang beobachtet wird, ist die Zunahme von Cyberkriminalität im Kontext von Partnergewalt. Gabriele Schauer aus der Frauenberatung berichtet von Fällen, in denen Männer die Standorte ihrer Partnerinnen über das Handy ausforschen oder private Bilder online veröffentlichen, um die Frau unter Druck zu setzen. Solche Taten erfolgen häufig im Zuge einer Trennung und zeigen auf, wie sich Gewaltformen mittlerweile auch in die digitale Sphäre ausgeweitet haben.
Die fortlaufenden Bemühungen zur Prävention sind von großer Bedeutung. Glawitsch fügt hinzu, dass das Ziel darin liegt, Frauen zu ermutigen, Übergriffe anzuzeigen und sich nicht mehr in der Scham zu verkriechen. „Die Schuld muss bei den Tätern liegen, nicht bei den Opfern“, betont sie. Als Teil dieser Strategie wird die ursprünglich auf zwei Jahre angelegte Projektfinanzierung nun um zwei weitere Jahre verlängert, um präventive Ansätze und Gespräche in Nachbarschaften und Betrieben fortzuführen.
Diese Schritte sind entscheidend dafür, ein Bewusstsein für die Realität der Gewalt gegen Frauen in der Gesellschaft zu schaffen und zu verdeutlichen, dass jeder, ob im städtischen oder ländlichen Raum, Verantwortung tragen kann. „Wir sind alle aufgerufen, uns aktiv gegen Gewalt zu stellen und Unterstützung zu bieten“, so Glawitsch abschließend. Weitere Details zur Kampagne und den Veranstaltungen sind unter www.nachrichten.at zu finden.
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