
In Oberösterreich wird die Situation der Kinderbildung und -betreuung immer drängender. AK-Präsident Andreas Stangl fordert einen massiven Ausbau der Angebote und einen Rechtsanspruch auf kostenlose Kinderbildung ab dem zweiten Lebensjahr, um allen Familien echte Wahlfreiheit zu bieten. Der aktuelle Kinderbetreuungsatlas, der seit 25 Jahren die Qualität der Kinderbetreuung in den Gemeinden untersucht, zeigt alarmierende Missstände auf. Von den 338 Gemeinden in Oberösterreich haben 100 nicht mitgewirkt, was die Transparenz der Daten betrifft. Lediglich 40,9 Prozent der Gemeinden erfüllen die besten Kriterien hinsichtlich der Anbieter und deren Öffnungszeiten, was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erheblich erschwert.
Besonders ernüchternd ist die geringe Anzahl an vollzeittauglichen Betreuungseinrichtungen: Nur 6,4 Prozent der Unter-Dreijährigen und 37,1 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen haben Zugang zu Institutionen, die den VIF-Kriterien (Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf) entsprechen. Dies hängt direkt mit der hohen Teilzeitquote von über 60 Prozent bei Frauen in der Region zusammen. Die Daten belegen eindrücklich, dass die bestehenden Angebote den flexiblen Arbeitszeiten der Eltern nicht gerecht werden und viele die Entscheidung über ihre Arbeitsstunden nicht frei treffen können, so apa.at.
Kinderbetreuung in der Krise
Die finanzielle Unterstützung für Kinderbetreuungseinrichtungen bleibt unzureichend. Zwar ist die Betreuung in Krabbelstuben seit 1. September beitragsfrei, jedoch sind Tageseltern und „Kindernester“ davon ausgenommen, was Diskussionen über Kündigungen und Vereinsauflösungen nach sich zog. Die Arbeiterkammer fordert daher ein kostenloses System für alle Kinder und eine Sicherstellung der Angebote. Die Rufe nach einem Rechtsanspruch auf qualitativ hochwertige Betreuung und den Rücknahme der Elternbeiträge in der Nachmittagsbetreuung werden immer lauter. Die Mängel in der Kinderbetreuung gefährden die Umsetzung der von der EU gesetzten Barcelona-Ziele, welche ein qualitativ hochwertiges und bezahlbares Kinderbetreuungsangebot fordern.
Der Kinderbetreuungsatlas 2.0 bietet nicht nur eine eingehende Analyse der Situation in den Gemeinden, sondern auch die Möglichkeit, Informationen über verfügbare Betreuungseinrichtungen, inklusive deren Öffnungszeiten, leicht zugänglich zu machen. Informationen dazu sind auf der Webseite der Arbeiterkammer zu finden. Die kontinuierliche Erfassung und Veröffentlichung solcher Daten wird als entscheidend angesehen, um die notwendigen Verbesserungen im System der Kinderbetreuung zu realisieren und zu fördern.
Ort des Geschehens
Details zur Meldung