Grieskirchen

Sprache ohne Grenzen: Die Schönheit der Dialekte in Österreich

Ein Norddeutscher in Österreich erzählt, wie Dialekte und die Forderung nach „gutem Deutsch“ sein Leben in Stroheim auf den Kopf stellen – die Sprache als Spiegel der kulturellen Vielfalt!

Der Sprachwissenschaftler Jörg Mußmann, der aus Norddeutschland stammt und seit über zehn Jahren in Linz lebt, äußert in seinem Leserbrief lebhaft Gedanken zur Sprache in Österreich. Er ist seit sechs Jahren in Stroheim ansässig und reflektiert über seine Erfahrungen mit der deutschen Sprache in einem neuen kulturellen Umfeld.

Mußmann erklärt, dass die Überzeugung, die deutsche Sprache sei überall gleich, ein Trugschluss sei. Trotz seines langjährigen Aufenthalts hat er immer wieder das Gefühl, dass er als „Anderssprechender“ wahrgenommen wird, was nicht nur ihn, sondern auch seine irische Frau betrifft. Diese erlebt häufig, dass sie für ihre englische Sprache kritisiert wird, und begegnet der Forderung: „Wir sind hier in Österreich, bitte Deutsch sprechen!“ Besonders irritierend findet er, dass selbst bei starken Dialekten, die er selbst nicht versteht, von ihm erwartet wird, Hochdeutsch zu sprechen.

Sprache und ihre Vielfalt

Mußmann erinnert uns daran, dass Sprache ein dynamisches System ist. Was als „gutes Deutsch“ gilt, ist stark kontextabhängig. Hochdeutsch, das wir aus Schulen und Medien kennen, ist lediglich eine Form der vielen Varietäten, die die deutsche Sprache bietet. Dialekte wie Bairisch oder Mühlviertlerisch sind ebenso gültig wie Hochdeutsch und haben ihre eigenen Regeln, Ausdrücke und Klänge.

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Die Forderung nach einem „richtigen Deutsch“ basiert häufig auf sozialen Vorurteilen statt auf sprachlichen Fakten. Dialekte sind lebendige Ausdrucksformen und keine Zeichen von Rückständigkeit. Wenn jemand sagt, eine Person spreche „kein richtiges Deutsch“, spiegelt das oft mehr ein gesellschaftliches Urteil wider, als es linguistische Wahrheit ist.

Ein weiteres besorgniserregendes Thema ist der Linguizismus, eine versteckte Diskriminierung aufgrund der Sprachvariante. Migranten oder Menschen, die in Dialekt sprechen, werden oft unverhältnismäßig hohen Anforderungen an ihre Sprachbeherrschung unterzogen, während die deutsche Dialektvielfalt in der eigenen Gesellschaft nicht die gleiche Aufmerksamkeit erhält.

Der gesellschaftliche Umgang mit Sprache

Mußmann betont die Stärke der Vielfalt in der deutschen Sprache. Sie fördert kulturelle Identität und regionale Ausdrucksweisen. Daher ist es notwendig, sich klar zu machen, dass es nicht das eine „gute Deutsch“ gibt. Solche Forderungen können andere ausschließen und bestehende Unterschiede verstärken. Sprache sollte ein Mittel der Verständigung sein, das Vielfalt und differenzierte Ausdrucksformen erleichtert, anstatt ein Instrument der Abgrenzung.

Der Leserbrief von Jörg Mußmann beleuchtet das Thema Sprache in einem neuen Licht und lädt dazu ein, die deutsche Sprache als facettenreiches und dynamisches System zu betrachten. Mehr Details über seine Perspektiven zu diesem Thema sind auch auf www.meinbezirk.at nachzulesen.


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Quelle
meinbezirk.at

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