Die Filmemacherin Kurdwin Ayub steht im Rampenlicht der internationalen Filmfestivals und zieht mit ihrem neuesten Werk „Mond“ die Aufmerksamkeit auf sich. Nach dem triumphalen Empfang ihres Debütfilms „Sonne“ bei der Berlinale, der ihr den Newcomerpreis einbrachte, verleiht Ayub ihrer Karriere weiteren Auftrieb. Bei den diesjährigen Filmfestspielen von Locarno, wo am Sonntagnachmittag (11. August) die Weltpremiere von „Mond“ stattfindet, wird ihre filmische Vision erneut auf die Probe gestellt. Dieses Mal jedoch nicht nur als kreative Kraft, sondern auch als Maßstab für ihre zukünftigen Projekte.
Der Druck des zweiten Films
Die Herausforderung für jeden Filmemacher, insbesondere für eine aufstrebende Regisseurin wie Ayub, ist der Druck, der mit dem zweiten Film einhergeht. „Man sagt, der zweite Film zeigt, ob man wirklich das Zeug zum Filmemachen hat“, erklärt Ayub in einem Interview. Dieses Gefühl der Anspannung ist nicht unbegründet; die Kritiker und das Publikum erwarten mehr von ihr, basierend auf ihrem vorherigen Erfolg. „Mit dem Debütfilm wird man entdeckt, mit dem Nachfolger muss man sich beweisen“, so die Regisseurin weiter. Es wird deutlich, dass der Zauber des Anfangs, in dem alles neu und aufregend ist, einer gewissen Leistungserwartung gewichen ist.
Die Handlung von „Mond“
In „Mond“ schildert Ayub die Geschichte von Sarah, einer ehemaligen Martial-Arts-Kämpferin, die nach Jordanien reist, um die drei Schwestern einer wohlhabenden Familie im Sport zu trainieren. Die Protagonistin, dargestellt von der renommierten Choreografin Florentina Holzinger, erfährt jedoch bald, dass ihre Schülerinnen von der Außenwelt isoliert sind und kein Interesse am Sport zeigen. Diese Prämisse erweckt beim Publikum Fragen über die wahren Beweggründe für Sarahs Anstellung. Welches Interesse steckt hinter der isolierten Familie? Und wie wird die Dynamik zwischen Trainerin und Schülerinnen aussehen? Die Erzählung zielt darauf ab, komplexe Themen wie Freiheit, Isolation und Sisterhood zu ergründen.
Ein neuer Ansatz mit den Darstellern
Ayub hat bei „Mond“ eine andere Herangehensweise an die Auswahl ihrer Darsteller gewählt. Während sie bei „Sonne“ größtenteils mit Laiendarstellern gearbeitet hat, wählte sie für ihren zweiten Film Personen aus, die bereits Erfahrung auf der Bühne oder in der Welt der Influencer:innen gesammelt haben. Trotz dieser Veränderungen betont Ayub, dass die Arbeit am Set ähnlich geblieben ist. „Wir casteten sehr lange und intensiv, um nicht nur Personen zu finden, die unglaublich natürlich vor der Kamera spielen können, sondern auch speziell sind und Improvisationstalent besitzen“, erklärt sie.
Der Einfluss von Sisterhood
Ein zentrales Thema in „Mond“ ist die Sisterhood. Ayub thematisiert, wie Frauen unabhängig von ihrer Herkunft in Systeme gefangen sind, die sie unglücklich machen. „Ich wollte eine Geschichte über Frauen erzählen, und die Konstrukte, in denen sie gefangen sind, egal wo sie leben, und um Solidarität“, beschreibt die Regisseurin ihre Motivation. Es wird deutlich, dass in Ayubs Erzählung die Beziehungen zwischen den weiblichen Figuren sowie ihr Kampf um Freiheit und Verständnis im Vordergrund stehen.
Der kritische Blick auf Feminismus
In dem Interview wird auch das Label „feministisch“ angesprochen. Ayub äußert, dass sie nicht darüber bestimmen kann, wie ihre Arbeit kategorisiert wird. „Ich schreibe darüber, wie ich mich in dieser Welt fühle, und dann entstehen Geschichten über Frauen, die ausbrechen und rebellieren wollen“, erklärt sie. Ihrer Meinung nach ist das Label nicht einschränkend, auch wenn sie beobachtet, dass der Begriff Feminismus häufig mit Social-Media-Diskussionen und dem Wettkampf um die „richtigste“ Meinung verknüpft wird.
Ein Blick in die Zukunft
Die Entwicklung von Kurdwin Ayub als Regisseurin ist ein bedeutender Beitrag zur österreichischen und internationalen Filmszene. Mit „Mond“, das am 8. November in den österreichischen Kinos Premiere feiert, zeigt sie nicht nur ihr schauspielerisches Talent, sondern auch ihre Fähigkeit, komplexe, emotionale Geschichten über das Leben von Frauen zu erzählen. Der Film könnte einen neuen Weg für mehr Sichtbarkeit und Verständnis für die Themen Solidarität und Feminismus im Film ebnen.