In einer spannenden Rückbesinnung auf die Tradition der Salons, die einst von wohlhabenden Damen des 18. und 19. Jahrhunderts als Räume des Kunst- und Ideenaustauschs genutzt wurden, haben heute moderne Künstlerinnen eine neuartige Plattform geschaffen. Antonia Riederer aus Prambachkirchen und Marie Ruprecht aus Aschach an der Donau sind zwei visionäre Köpfe hinter dem Kunstsalon, der mittlerweile in unkonventionellen Räumlichkeiten wie stillgelegten Kirchen und Fabriken stattfindet.
Die beiden Künstlerinnen, die über akademische Qualifikationen und individuelle Atelierarbeit verfügen, haben im Jahr 2017 beschlossen, ihre kreativen Wege zu vereinen. Riederer erklärt, dass die harmonische Zusammenarbeit der beiden, trotz ihrer unterschiedlichen künstlerischen Ansätze, dazu führte, dass sie sich intensiv mit der Idee eines flexiblen Ausstellungskonzepts beschäftigten. So entstand die Vision des modernen Kunstsalons, der es ihnen ermöglicht, die Kunst in einem neuen Licht zu präsentieren und sich mit interessierten Künstlerkollegen vor Ort auszutauschen.
Innovative Ausstellungsformate
Seither haben Riederer und Ruprecht bereits neun Ausstellungen in Österreich und Deutschland organisiert, darunter bemerkenswerte Events in der Hipp-Halle in Gmunden, in den dunklen Gewölben einer alten Brauerei in Passau und der Spitalskirche in Eferding. Ruprecht berichtet, dass jede Ausstellung eine sorgfältige Vorbereitungszeit von etwa eineinhalb Jahren erfordert. Dabei stimmen die Künstlerinnen zusammen mit den Gastkünstlern ihre Werke konkret auf den jeweiligen Raum und das festgelegte Thema ab. Neben der Kunst selbst liegt ein Hauptaugenmerk auf Vernetzung und Austausch, was das kreative Schaffen und die Gemeinschaft innerhalb der Kunstszene fördert.
Für das aktuelle Projekt haben Riederer und Ruprecht unter dem Titel „Die Natur hat immer Recht“ (angelehnt an ein Zitat von Goethe) eine Ausstellung in der Galerie der Stadt Traun geplant, die vom 11. September bis 13. Oktober stattfinden wird. Im Fokus stehen aktuelle Umweltthemen wie Bodenversiegelung und exzessive Wetterphänomene. Mit dabei ist die indische Gastkünstlerin Gunjan Tyagi, die in New York lebt. Gemeinsam werden sie ihre individuellen künstlerischen Perspektiven zu diesen Themen entwickeln und präsentieren.
Die Werke von Riederer zeichnen sich durch einen faszinierenden Prozess des Überlagerns und der dynamischen Farbkompositionen aus, bei dem sie gezielt gerade und geschwungene Linien setzt. Diese Arbeiten reflektieren das Zusammenspiel von Mensch und Natur und fördern das Bewusstsein für ökologische Fragestellungen. Ruprechts Ansatz hingegen ist experimentell und abstrahiert; sie kreiert Kompositionen, die Ideen und Vorstellungen von Landschaft darstellen, ohne sich auf konventionelle Darstellungen realer Örtlichkeiten zu stützen. Dabei schöpft sie aus vielseitigen, modernen Kulturtechniken und nutzt die Gegebenheiten des Ausstellungsraumes kreativ aus.
Die Schaffung solcher kulturellen Räume, die den Austausch und das Verständnis von Kunst fördern, ist von hoher Bedeutung in einer Zeit, in der Umweltfragen und die Beziehung des Menschen zur Natur immer drängender werden. Riederer und Ruprecht tragen mit ihrem Kunstsalon zu einer lebendigen und dynamischen Kunstszene bei und stellen sich den Herausforderungen unserer Zeit durch ihre eindrucksvolle künstlerische Arbeit.
Von Gerlinde Rohrhofer