GSCHWANDT. Die 16-jährige Jasmin Rameder steht im Mittelpunkt einer bemerkenswerten Geschichte über Geschlechterrollen in der Landwirtschaft. Sie absolviert derzeit ein Praktikum auf dem Bauernhof „Moar im Moos“ und träumt davon, als Bäurin ihren Platz in diesem oft männerdominierten Berufsfeld zu finden. Trotz der Herausforderungen, die sie als junge Frau in dieser Branche erlebt, betrachtet Jasmin ihre Rolle als Berufung.
Ein Weg voller Herausforderungen
Obwohl Jasmin sich auf ihren Traumberuf als Landwirtin freut, war der Weg dorthin nicht immer einfach. „Um eine Praktikumsstelle zu bekommen, habe ich schon im Herbst des Vorjahres aktiv bei verschiedenen Bauern angerufen. Leider wurde ich dabei auch abgelehnt, weil ich ein Mädchen bin. Der Bauer wollte lieber einen Burschen und glaubte, ich könnte die körperlichen Anforderungen nicht erfüllen“, erzählt Jasmin. Diese Erfahrung verdeutlicht nicht nur die Vorurteile, die es in diesem Sektor gibt, sondern auch die Rigidität traditioneller Geschlechterrollen.
Einblick in den Alltag auf dem Bauernhof
Der Bauernhof „Moar im Moos“, betrieben von Hermi Massak-Bachbauer und Johann Secklehner in dritter Generation, ist für Jasmin eine wertvolle Lernumgebung. Tag für Tag meistert sie diverse Aufgaben – vom Melken der Kühe über die Stallpflege bis hin zur Bestellung der Felder mit dem Traktor. „Das Traktorfahren macht mir am meisten Spaß“, verrät sie stolz. Ihre Vorgesetzte, Hermi Massak-Bachbauer, ja auch von Jasmins Fähigkeiten überzeugt: „Sie ist sehr geschickt und bringt frischen Wind in unseren Betrieb.“
Bildung und Motivation für die Zukunft
Jasmin besucht derzeit das Agrarbildungszentrum in Hagenberg im Mühlviertel und wird im Herbst mit dem abschließenden Jahr ihrer Ausbildung beginnen. Nach ihrem Abschluss strebt sie eine zusätzliche Lehre bei einem Tierarzt an. Dieses zweite Standbein ist für sie wichtig, um auch im Falle von unerwarteten Herausforderungen gewappnet zu sein. „Ich kann mir nichts anderes vorstellen, als hier zu arbeiten“, betont die angehende Bäurin und unterstreicht ihre Entschlossenheit, den elterlichen Betrieb zu übernehmen, sobald ihre Eltern in Pension gehen.
Die Rolle der Mentorinnen und Mentoren
Hermi Massak-Bachbauer setzt sich leidenschaftlich dafür ein, jungen Menschen den Zugang zur Landwirtschaft zu ermöglichen. „Es ist mir wichtig, Einblick in die Arbeit eines Bauernhofs zu geben, denn die Jugend ist unsere Zukunft“, erklärt sie. Ihr Engagement zeigt sich nicht nur in der Ausbildung von Praktikanten, sondern auch in der Teilnahme am Programm „Schule am Bauernhof“. Für ihr Engagement hat sie einen speziellen Lehrgang absolviert, um Kinder und Jugendliche für die Landwirtschaft zu begeistern.
Ein Aufruf zur Veränderung durch Teamarbeit
Jasmin motiviert angehende Landwirte und Bäurinnen, ausdauernd und teamworkfähig zu sein. „Ohne Teamarbeit funktioniert auf einem Hof nichts. Man muss die Arbeit lieben, auch wenn einige Tage, besonders während der Erntezeit, sehr lang werden können“, betont sie. Ihre Ausdauer und Begeisterung sind ein Beispiel dafür, wie junge Frauen in der Landwirtschaft entscheidende Rollen übernehmen können, wenn sie die notwendigen Möglichkeiten und Unterstützung erhalten.
Traditionen im Wandel
Jasmins Erfahrungen stehen für einen Wandel im landwirtschaftlichen Sektor. Der Wandel, hin zu einer größeren Akzeptanz von Frauen in traditionell männlich dominierten Berufen, ist notwendig und wirkt sich positiv auf die gesamte Branche aus. Das Beispiel von Jasmin bekräftigt die Botschaft, dass Fähigkeiten und Leidenschaft ausschlaggebend sind – nicht das Geschlecht. Ihr Kampf um Anerkennung ist Teil eines größeren gesellschaftlichen Wandels, der für die Zukunft der Landwirtschaft von Bedeutung ist.