Im beschaulichen Gmunden ereignete sich am 9. März 2024 ein bemerkenswerter Vorfall, der sowohl die Verbindung zwischen Mensch und Natur als auch kreative Ausdrucksformen im öffentlichen Raum thematisiert. Johannes Angerbauer, ein Kunstschaffender, schilderte seine Eindrücke und die Inspiration, die ihn dazu bewegte, eine simple, aber tiefgründige Hommage an die Natur zu gestalten.
Ein Spaziergang im Toscana Park
Als Angerbauer erstmals den Toscana Park betrat, war er von der natürlichen Schönheit und der harmonischen Gestaltung des Parks tief berührt. Besonders stark fielen ihm die Risse im Asphalt des Gehweges auf – ein Anzeichen für die unbändige Kraft der Natur, die durch das Wachstum der Bäume verursacht wurden. Diese Risse symbolisierten für ihn die Auseinandersetzung zwischen menschlicher Intervention und der Resilienz der Natur.
Die Idee zur Hommage
Angeredet von der Symbolik dieser Risse dachte Angerbauer darüber nach, diesen „Krieg“ zwischen Mensch und Natur auf künstlerische Weise anzuerkennen. Seine Vision war es, die Ränder der Risse mit Gold zu vergolden. Diese vergoldeten Stellen hätten nicht nur optisch aufgewertet, sondern auch die flüchtige Natur menschlicher Wertschöpfung und die ewige Präsenz der Erde symbolisieren sollen. Er sah das Gold als temporäre und zugleich respektvolle Erfüllung seiner Dankbarkeit gegenüber der Natur.
Die Schwierigkeiten der Umsetzung
Bevor er mit der Umsetzung seines Plans beginnen konnte, suchte Angerbauer den Dialog mit den Verantwortlichen der Kunstmesse „PotentialsOÖ 24“ sowie der Gemeinde Gmunden. Trotz der positiven Reaktion von Matthias Kretschmer, dem Gesamtleiter der Kunstmesse, wurde sein Vorschlag sowohl von der Gemeinde als auch von der Verwaltung des Toscana Parks abgelehnt. Vor diesem Hintergrund stellte Angerbauer fest, dass seine Absicht, eine Hommage zu schaffen, von der Institution nicht unterstützt wurde. Diese Ablehnung nahm er jedoch nicht als Rückschlag, sondern eher als Bestätigung seiner Verantwortung, seiner Inspiration zu folgen.
Der Weg zur Salbung
Angerbauer entschied, seine Vision trotzdem in die Tat umzusetzen. Am 13. August 2024 fand die „Salbung“ statt, die nicht als Kunstprojekt im Rahmen des kulturellen Programms der Region geplant war, sondern vielmehr als persönliche Hommage an die Natur gedacht war. Seine Anwesenheit in der Steyrtal Apotheke, wo er eine spezielle Heilsalbe anfertigen ließ, verstärkt die symbolische Bedeutung seiner Handlung. Diese Salbe repräsentiert nicht die Macht der Natur, sondern vielmehr die Unterstützung und das Heil für Menschen, die bislang kein Verständnis oder keinen Bezug zur Natur aufbauen konnten.
Ein langer Weg der Wiedergutmachung
Angerbauer bezeichnet seine Handlung als die 63. „Transformator Handlung“, in der bereits seit 35 Jahren Naturmaterialien gegen Gold getauscht werden. Dieses tauschen sieht er als Akt der Wiedergutmachung für menschliche Verfehlungen in der über 6.400 Jahre währenden Geschichte des Kontakts zwischen Mensch und Gold. Die Verbindung zwischen Mensch und Natur ist damit nicht nur eine persönliche Auseinandersetzung, sondern sie spiegelt auch eine größere gesellschaftliche und historische Perspektive wider.
Ein Spiegel für die Gesellschaft
Johannes Angerbauer’s Handlungen laden die Gemeinschaft zum Nachdenken über die eigene Verantwortung gegenüber der Natur ein. Seine künstlerische Intervention, auch wenn sie nicht offiziell anerkannt wurde, tritt als ein stiller Protest und eine Einladung zur Reflexion auf. In einer Zeit, in der ökologische Themen zunehmend in den Fokus rücken, bietet sein Projekt einen Anstoß, um über die Verletzlichkeit der Umwelt und die Rolle des Einzelnen in diesem Gleichgewicht nachzudenken. Es spielt keine Rolle, ob die Hommage als Kunst wahrgenommen wird oder nicht; sie bewirkt eine Auseinandersetzung mit tiefgründigen Fragen zur Beziehung zwischen Mensch und Natur und fordert dazu auf, den Dialog über diese Themen zu vertiefen.