PIERBACH. Das Imkerjahr 2023 hat für viele Bienenhalter in Österreich, insbesondere im Mühlviertel, eine unerwartete Wendung genommen. Die Ursache? Eine ungewöhnlich hohe Produktion von Melezitose-Honig, der auch als Zementhonig bekannt ist. Dieser spezielle Honig, der eine besondere Art von Zucker enthält, bringt nicht nur Herausforderungen bei der Honigernte mit sich, sondern wirft auch Fragen zur Bienengesundheit auf.
Bio-Imker Andreas Schartlmüller aus Pierbach, der mit 30 Bienenvölkern arbeitet, äußert sich besorgt: „Es war ein schwieriges Jahr.“ Der Melezitose-Honig hat in vielen Bienenstöcken in Oberösterreich zugenommen, sodass er bereits in den Waben so hart wird, dass er nicht mehr geschleudert werden kann. Üblicherweise wird Honig durch eine Schleuder aus den Waben gewonnen, aber dieser Honig lässt sich nicht ernten, ohne große Anstrengungen. Im extremsten Fall müssen die Waben sogar komplett entsorgt werden.
Die Bedeutung von Melezitose
Um zu verstehen, was Melezitose ist, ist es wichtig zu wissen, dass es sich um einen Dreifachzucker handelt, der von bestimmten Lausarten ausgeschieden wird. Bienen sammeln diesen Honigtau und bringen ihn in ihren Stock ein. Während Waldhonig der bekannteste Vertreter dieser Honigkategorie ist, haben die Bienen in diesem Jahr offenbar übermäßig viel Melezitose aufgenommen.
„Obwohl der Honig eine hervorragende Qualität aufweist und geschmacklich sehr ansprechend ist, erleben viele Imker erhebliche Probleme bei der Ernte“, merkt Schartlmüller an. Er hat dafür sogar eine spezielle Honigpresse angeschafft, um den Zementhonig aus den Waben zu pressen. Dadurch konnte er immerhin 80 bis 90 Prozent seines Waldhonigs ernten, was für ihn angesichts der Umstände ein Erfolg ist. Der schmackhafte Honig hat sogar das Qualitätssiegel in Gold vom Imkereizentrum erhalten.
Die Herausforderungen durch Wespen
Die Schwierigkeiten für die Imker beschränken sich jedoch nicht nur auf den harten Honig. Ein weiterer ernstzunehmender Faktor ist die massive Wespenplage, die in diesem Jahr viele Bienenvölker gefährdet hat. Wespen greifen nicht nur den Honig an, sondern benötigen auch die Puppen und Larven der Bienen, um ihre eigenen Königinnen zu ernähren. Dies führt dazu, dass einige Imker mehrere Bienenvölker verloren haben.
„Besonders die Jungvölker können gegen die Wespenangriffe kaum bestehen“, sagt Schartlmüller. Ein starkes Bienenvolk mit bis zu 60.000 Bienen hingegen hat bessere Überlebenschancen. Imker können die Verteidigung ihrer Völker unterstützen, indem sie das Flugloch des Bienenstocks verengen. Dies gibt den Bienen die Möglichkeit, ihren Stock besser zu schützen.
Ein weiteres Problem, das Schartlmüller anführt, sind die Auswirkungen des Melezitose-Honigs auf die Winterernährung der Bienen. Dieser Honig ist für die Bienen nicht geeignet, um über den Winter zu überleben, da sie ihn aufgrund seiner Härte nicht nutzen können. „Das könnte besonders kritisch werden“, warnt er, und fügt hinzu: „Die Völker ohne adäquate Winterernährung könnten stark gefährdet sein.“ Wohlwissend, dass er die Honigernte mit einer speziellen Methode retten konnte, bleibt Schartlmüller durch den Herausforderungen, die die Natur mit sich bringt, dennoch optimistisch.
Sein Honig und andere Bienenprodukte sind online sowie in regionalen Geschäften und auf dem Südbahnhofmarkt in Linz erhältlich, was den Imkern hilft, ihre Herausforderungen besser zu bewältigen und die hohe Qualität ihrer Produkte bekannt zu machen.