In den Gemeinden des Bezirks Freistadt zeigt sich ein alarmierendes Bild: Die Suche nach qualifiziertem Personal gestaltet sich zunehmend schwieriger. Während viele öffentliche Stellen weiterhin vakant sind, stehen die Bürgermeister vor der Herausforderung, geeignete Mitarbeiter für verschiedene Ämter zu finden. Es sind nicht nur finanzielle Aspekte, die dabei eine Rolle spielen, sondern auch die Wahrnehmung und Wertschätzung der Arbeit im öffentlichen Dienst.
Die personalpolitische Krise im Bezirk
Die Marktgemeinde Lasberg ist nicht allein in ihrer Not. An verschiedenen Orten im Bezirk Freistadt, wie beispielsweise in Tragwein und Waldburg, sucht man händeringend nach Mitarbeitern. Während in Waldburg eine Fachkraft für den Gemeindekindergarten gesucht wird, hat die Stadtgemeinde Pregarten sogar eine Personalberatungsfirma eingeschaltet, um einen Leiter für die Finanzverwaltung zu finden. Die Situation ist dabei besonders brisant, da der Bedarf an Personal viele Gemeinden übersteigt.
Sinkende Wertschätzung für Gemeindejobs
In Leopoldschlag konnte Bürgermeisterin Anita Gstöttenmayr einige Stellen im Bauhof und Kindergarten neu besetzen. Doch die Suche nach Arbeitskräften für das Altstoffsammelzentrum bleibt erfolglos. Sie sieht eine Ursache für den Rückgang des Interesses an kommunalen Jobs in der sinkenden Wertschätzung dieser Arbeitsplätze. „Es wird viel mehr gefordert und kritisiert“, äußert die Bürgermeisterin und versteht, dass die Gehälter im öffentlichen Dienst nicht mehr so attraktiv sind wie in der Privatwirtschaft.
Perspektiven für die Zukunft
Gstöttenmayr hat jedoch auch einen Blick auf die kommenden Herausforderungen. In den nächsten Jahren stehen zahlreiche Pensionierungen an, die eine weitere Lücke in der Personaldecke hinterlassen werden. Um diese Probleme anzugehen, schlägt sie vor, die Zuverdienstgrenze für Pensionisten zu überdenken. Diese Möglichkeit würde älteren Arbeitnehmern, die gerne weiterhin aktiv bleiben möchten, die Tür zu Teilzeitjobs öffnen, ohne dass sie finanzielle Nachteile befürchten müssen.
Anpassung an den Arbeitsmarkt
In Tragwein freut sich Bürgermeister Josef Naderer, dass seine Gemeinde alle Stellen nachbesetzen konnte. Trotzdem erkennt er die Notwendigkeit, sich dem veränderten Arbeitsumfeld anzupassen. Um im Wettbewerb um Mitarbeiter bestehen zu können, müsse die Gemeinde mehr als nur eine Standardausschreibung bieten. „Wir müssen uns als Arbeitgeber präsentieren und unsere Vorzüge hervorheben“, so Naderer. Arbeitgebermarkenbildung – ein Konzept, das nun auch bei öffentlichen Stellen an Bedeutung gewinnt.
Flexible Arbeitsmodelle und zusätzliche Anreize
In Freistadt sieht Bürgermeister Christian Gratzl die Situation ebenfalls kritisch. Die Gemeinde hat aktuelle Ausschreibungen für mehrere Stellen im Bereich des Betriebsleiter für die Badeanlage sowie Reinigungskräfte veröffentlicht. Gratzl ergänzt, dass die Zeiten, in denen Gemeinden sich die besten Mitarbeiter aussuchen konnten, vorbei sind. Um talentierte Arbeitskräfte zu gewinnen, setzt Freistadt auf verschiedene Anreize wie die kostenlose Nutzung des Hallenbades und das Angebot von Gesundheitsförderungsprogrammen.
Modernisierung der Arbeitsbedingungen
Ein zentraler Punkt, den Gratzl anspricht, ist die Notwendigkeit, neue Arbeitsmodelle zu erwägen. „Homeoffice sollte verstärkt angeboten werden“, schlägt er vor. Diese Flexibilität könnte gerade für junge Talente von Bedeutung sein, die neben ihrer Berufserfahrung auch Wert auf ein ausgewogenes Arbeitsleben legen.
Neue Wege der Personalgewinnung
Die Herausforderungen im Kommunalbereich sind ein Spiegelbild der aktuellen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. Der öffentliche Dienst muss sich anpassen und neue Wege gehen, um Personal zu gewinnen und zu halten. Effektive Ansätze zur Personalgewinnung erfordern innovative Strategien, welche die Attraktivität von Stellen in der Verwaltung, im Bauhof sowie in Bildungseinrichtungen erhöhen. Die Gemeinden im Bezirk Freistadt sind gefordert, kreative Lösungen zu finden, um den zukünftigen Herausforderungen zu begegnen und sicherzustellen, dass die öffentliche Hand auch in Zukunft gut aufgestellt ist.