SÜDBÖHMEN. Ein musikalisches Ereignis, das sowohl kulturelle als auch historische Verbindungen zwischen Österreich und Tschechien verdeutlicht, findet am 10. und 11. August in Zettwing an der Maltsch und in der Wallfahrtskirche Maria Schnee statt. Die „Windhaager Messe“ von Anton Bruckner wird in diesen festlichen Gottesdiensten aufgeführt, was das Erbe des Komponisten lebendig hält und gleichzeitig eine Plattform für die Überlieferung regionaler Geschichte bietet.
Kulturelle Brücken zwischen den Ländern
In diesem Jahr stellt Tschechien mit den Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag von Bedrich Smetana (1824 bis 1884) ein bedeutendes musikalisches Erbe ins Rampenlicht. Oberösterreich hingegen ehrt seinen berühmtesten Sohn, Anton Bruckner (1824 bis 1896), mit einem umfassenden Festprogramm. Obwohl Bruckner oft im Mittelpunkt steht, ist die Verbindung zu Südböhmen weniger bekannt. Während seiner Zeit als Schulgehilfe in Windhaag bei Freistadt, von 1841 bis 1843, zog es Bruckner oft nach Zettwing. Diese Geschichte ist nicht nur ein musikalisches, sondern auch ein kulturhistorisches Relikt, das die Bedeutung des Wanderns in der damaligen Zeit unterstreicht.
Die Wanderungen des jungen Bruckner
Eine faszinierende Anekdote erzählt, dass der junge Bruckner eines Tages mit einem Klavichord, einem kompakten Tasteninstrument, auf dem Rücken nach Zettwing marschierte. Diese Wanderungen waren nicht nur Ausdruck seiner Leidenschaft für die Musik, sondern auch eine Möglichkeit, Freundschaften zu pflegen. Im Laufe der Zeit landete dieses Klavichord im Anton-Bruckner-Museum in Ansfelden, wo es heute Teil der Sammlung ist, die das Leben des Komponisten dokumentiert.
Ein Ort zwischen den Grenzen
Zettwing war ursprünglich ein Handwerkermarkt mit mehr als 100 Häusern, doch eine ungewollte Wende nahm der Ort im Jahr 1955/56, als er aufgrund des Eisernen Vorhangs dem Erdboden gleichgemacht wurde. Was bleibt, ist eine Kirchenruine, die einst als Wachturm und Viehstall diente. In einem bemerkenswerten Wiederaufbauprojekt, das tschechisch-deutsche-österreichische Kooperation widerspiegelt, erstrahlt die Maria-Geburt-Kirche heute wieder in neuem Glanz, und die über 600 Jahre alten Fresken ziehen Besucher an. Dies zeigt, wie Kultur und Geschichte auch in schweren Zeiten erhalten werden können.
Die Windhaager Messe
Die „Windhaager Messe“ wurde im Jahr 1842 von Bruckner in seiner Jugend verfasst. Diese Missa brevis, die für Alt-Solo, zwei Hörner und Orgel konzipiert wurde, ist ein eindrucksvolles Beispiel für den frühen Stil des Komponisten. Bei den beiden Festgottesdiensten wird die Messe von dem niederösterreichischen Projektchor WAB 25/24 aufgeführt, unter der Leitung von Monika Horejsi und Ernst Auer. Es wird eine spezielle Bearbeitung von Kajetan Schmidinger und Joseph Messner präsentiert, die die Messe für vierstimmigen gemischten Chor, Streichquintett, Orgel und Bläserensemble adaptiert.
Ein Echo in der heutigen Zeit
Die Aufführung der „Windhaager Messe“ in Zettwing und Maria Schnee ist nicht nur ein Tribut an Bruckner, sondern auch eine lebendige Erinnerung an die Kraft der Musik, verschiedene Kulturen und Gemeinschaften zu vereinen. In Zeiten, in denen Grenzen oft spürbar sind, zeigt dieses Event, wie Musik als universelle Sprache funktioniert und Brücken zwischen Menschen schlägt. Die Verbindungen, die durch Bruckners Werke entstehen, wirken bis heute und ermutigen dazu, in die Fußstapfen der großen Komponisten zu treten und die Traditionen lebendig zu halten. Die Zusammenarbeit zwischen dem Projektchor und den Kirchen in Südböhmen unterstreicht zudem die Bedeutung gemeinschaftlicher Initiativen für den kulturellen Austausch, der über nationale Grenzen hinausgeht.