OÖ/EFERDING. In der Landwirtschaft ist der Bedarf an Saisonarbeitskräften in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Besonders betroffen sind Bereiche, in denen viel Handarbeit geleistet werden muss, wie beim Anbau von Gemüse im Eferdinger Raum. Dies hat die Politik dazu veranlasst, Maßnahmen zu ergreifen, um die durch den Fachkräftemangel bedingten Herausforderungen zu bewältigen. Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig haben sich darauf verständigt, den gesamten Sektor attraktiver zu gestalten, um somit die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Um die Anwerbung von Saisonkräften zu erleichtern, sollen in Zukunft verschiedene Schwerpunkte gesetzt werden. Dazu gehört die Einführung bedarfsorientierter Saisonier-Kontingente aus Drittstaaten und die Abschaffung des Ersatzkräfteverfahrens innerhalb dieser Kontingente. Ein zentraler Vorschlag ist, Visa-ähnliche Dokumente mit mehrjähriger Gültigkeit für Saisonarbeiter einzuführen. Ein weiterer wichtiger Punkt sind sozialversicherungsrechtliche Erleichterungen, die den Saisonarbeitskräften zugutekommen sollen.
Wettbewerbsfähigkeit im Fokus
Gegenwärtig haben österreichische Landwirte aufgrund hoher Lohnnebenkosten einen Wettbewerbsnachteil im Vergleich zu ihren deutschen Kollegen. Letztere profitieren von einem System, bei dem Erntehelfer unfallversichert, jedoch nicht für Kranken- und Rentenversicherungen aufkommen müssen. Dies führt dazu, dass sie netto mehr verdienen. Klaus Hraby, Geschäftsführer von efko, betont die Notwendigkeit, diese Ungerechtigkeit zu beseitigen und eine Gleichstellung mit Deutschland zu erreichen.
„Unser Ziel muss es sein, die Entlohnung und die Arbeitsbedingungen für Saisoniers in ganz Europa auf ein einheitlich hohes Niveau zu bringen“, erklärt Langer-Weninger. Nur durch solche Maßnahmen könne sichergestellt werden, dass die heimische Landwirtschaft weiterhin in der Lage ist, die eigene Bevölkerung mit frischen Produkten zu versorgen und nicht auf fragwürdige Importprodukte zurückgreifen muss.
Analyse der Wettbewerbsbedingungen
Eine aktuelle Analyse der KMU Forschung Austria zeigt, dass hohe personalbezogene Abgaben für landwirtschaftliche Betriebe in Österreich zu einem arbeitskostenmäßigen Nachteil führen. Dieses Ungleichgewicht wirkt sich negativ auf die Versorgungssicherheit aus. Im Vergleich zu Deutschland, das ein sozialabgabenfreies 70-Tage-Modell anbietet, oder Südtirol, das die Arbeitgeberbeiträge um 75 Prozent senkt, stehen österreichische Bauern deutlich schlechter da. Trotz steigender Nachfrage tendiert die Anbaufläche für Gemüse in Österreich rückläufig zu sein. Aktuelle Zahlen belegen, dass der Selbstversorgungsgrad für Gemüse nur bei 58 Prozent und für Obst bei 45 Prozent liegt.
Diese Informationen verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf in der österreichischen Landwirtschaft. Um die heimische Produktion zu stärken und international wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es unerlässlich, die Arbeitsbedingungen für Saisonarbeiter zu verbessern und innovative Lösungen zur Anwerbung von Arbeitskräften zu finden. Diese Schritte sind entscheidend, damit die heimische Landwirtschaft ihre hohen Qualitätsstandards beibehalten kann, während sie gleichzeitig den Herausforderungen des Marktes gerecht wird. Weitere Details zu den Vorschlägen und deren möglichen Auswirkungen sind auf www.tips.at nachzulesen.