In Braunau beginnt am Montag, dem 9. September, ein richtungsweisender Lehrgang mit dem Titel „Migrants Care“. Dieses innovative Projekt richtet sich speziell an Migranten und soll ihnen nicht nur grundlegende Deutschkenntnisse vermitteln, sondern sie auch optimal auf eine Karriere im Pflegebereich vorbereiten. Angesichts des wachsenden Pflegenotstands in Österreich ist der Lehrgang eine wichtige Reaktion, um qualifizierte Kräfte aus der Migrantenpopulation zu gewinnen und nachhaltig den Fachkräftemangel in der Pflege zu bekämpfen.
Das Programm findet im Begegnungszentrum ZIMT Braunau statt, wo die Teilnehmer die Möglichkeit haben, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Dies ist besonders wichtig, da die Kommunikation im Pflegebereich eine zentrale Rolle spielt. Darüber hinaus vermittelt der Kurs wichtige Informationen über das österreichische Pflegesystem, die verschiedenen Berufsgruppen sowie mögliche Ausbildungswege in der Branche. Dies schafft ein tieferes Verständnis für die Anforderungen und Möglichkeiten des Pflegeberufs.
Kulturelle Sensibilität und Praktika
Ein weiterer bedeutender Bestandteil des Lehrgangs ist das Schnupperpraktikum, welches in Einrichtungen der Langzeitpflege durchgeführt wird. Die Teilnehmer haben zudem die Möglichkeit, einen Schnuppertag an der Altenbetreuungsschule des Landes Oberösterreich zu verbringen. Hierbei wird auch konkret auf kulturelle Unterschiede eingegangen, die in der Pflege eine Rolle spielen können. Das Verständnis für diese Unterschiede ist entscheidend, um eine respektvolle und kompetente Betreuung gewährleistet zu können.
Einfacher Zugang zur Ausbildung
Der Lehrgang richtet sich an Personen ab 21 Jahren mit Migrationshintergrund und einem guten A2-Deutsch-Niveau, die an einer Ausbildung im Pflegebereich interessiert sind. In besonderen Fällen ist eine Teilnahme auch schon vor dem 21. Lebensjahr möglich. Grundvoraussetzung ist ein Zugang zum Arbeitsmarkt. Dies eröffnet vielen Menschen, die aus anderen Ländern nach Österreich gekommen sind, neue Perspektiven und Chancen.
Der Kurs selbst erstreckt sich über einen Zeitraum von vier Monaten und umfasst insgesamt mindestens 246 Unterrichtseinheiten, die sich auf fachspezifischen Deutschunterricht und Pflegeverständnis verteilen, sowie 40 Stunden praktischer Erfahrung. Die Unterrichtszeiten sind von etwa 7.30 bis 12.30 Uhr, was eine gute Vereinbarkeit mit anderen Verpflichtungen ermöglicht.
Ein weiterer Vorteil des Lehrgangs ist die Tatsache, dass die Teilnahme kostenlos ist. Die Finanzierung erfolgt durch das Land Oberösterreich, was einen wichtigen Schritt darstellt, um insbesondere niedrigschwellige Bildungsangebote in der Region zu schaffen. Neben der sprachlichen und beruflichen Fortbildung werden auch digitale Kompetenzen und Bewerbungstraining vermittelt, was den Teilnehmenden zusätzlich auf dem Arbeitsmarkt hilft.
Diese Initiative ist ein bedeutender Schritt zur Förderung der Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt und zur Verbesserung der Versorgungssituation im Gesundheits- und Pflegebereich. Durch gezielte Schulungsmaßnahmen und Unterstützung wird Migranten die Möglichkeit gegeben, sich in einem wichtigen Berufsfeld zu etablieren, das nicht nur dringend benötigte Fachkräfte sucht, sondern auch eine sinnstiftende Tätigkeit bietet.
Die „Migrants Care“ Initiative stellt nicht nur eine Bildungschance dar, sondern auch ein Beispiel dafür, wie durch integrative Maßnahmen Menschen aus verschiedenen Hintergründen zusammengebracht werden können, um gemeinsam Lösungen für drängende gesellschaftliche Herausforderungen zu finden. Das Engagement in der Pflege erfordert Empathie, Verständnis und eine solide Ausbildung, und „Migrants Care“ zeigt, wie diese Elemente erfolgreich kombiniert werden können.
Der Lehrgang „Migrants Care“ in Braunau ist nicht nur eine Antwort auf den bestehenden Pflegemangel in Österreich, sondern auch ein wichtiger Schritt zur Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt. Die Herausforderung des Pflegemangels hat in den letzten Jahren zugenommen, und viele Einrichtungen kämpfen darum, qualifiziertes Personal zu rekrutieren. Laut einer Prognose des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands könnten bis 2030 in Österreich über 70.000 Pflegekräfte fehlen, was die Dringlichkeit solcher Programme unterstreicht.
Durch die Anwerbung von Migranten wird versucht, diesen Fachkräftebedarf zu decken und zugleich den Migranten eine berufliche Perspektive zu bieten. Das Projekt fördert nicht nur die Sprachkenntnisse, sondern auch das Verständnis für die österreichische Kultur und die spezifischen Anforderungen im Pflegebereich.
Qualifizierungsmaßnahmen und Unterstützung
Ein zentraler Bestandteil des Programms ist die umfassende Unterstützung der Teilnehmenden durch verschiedene Qualifizierungsmaßnahmen. Neben dem regulären Unterricht werden spezielle Workshops zu Themen wie Kommunikation in der Pflege, rechtliche Rahmenbedingungen sowie Ethik in der Pflege angeboten. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Teilnehmenden optimal auf die Herausforderungen im Arbeitsalltag vorzubereiten.
Zusätzlich werden Mentoren eingesetzt, die während des gesamten Lehrgangs als Ansprechpartner fungieren und den Teilnehmenden helfen, sich in den neuen Umfeld zurechtzufinden. Diese Unterstützung ist besonders wichtig, um Vertrauen aufzubauen und eine positive Lernumgebung zu schaffen.
Der Beitrag zur Gesellschaft
Der Lehrgang „Migrants Care“ hat das Potenzial, nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale Auswirkungen auf die Gesellschaft zu haben. Indem Migranten in den Pflegeberuf integriert werden, kann ein interkultureller Austausch gefördert werden, der beide Seiten bereichert. Studien zeigen, dass kulturelle Vielfalt in Teams die Innovationskraft und Problemlösungsfähigkeit steigern kann. Ein solcher Ansatz könnte auch in anderen Berufsfeldern Vorbildfunktion haben.
Darüber hinaus könnte der Erfolg dieses Programms Vorbild für weitere Initiativen in anderen Regionen und Bereichen sein, die ähnliche Herausforderungen in der Akquise von Fachkräften haben. Projekte wie diese tragen nicht nur zur Bekämpfung des Fachkräftemangels bei, sondern fördern auch den sozialen Zusammenhalt und die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in die Gesellschaft.