BRAUNAU-RANSHOFEN. Die AMAG Austria Metall AG hat kürzlich die Antwerpener Deklaration unterzeichnet, die von über 1.000 energieintensiven Unternehmen der Grundstoffindustrie ins Leben gerufen wurde. Dies ist ein bedeutender Schritt, um die dringend benötigte Unterstützung für eine nachhaltige Industriepolitik in Europa zu erhalten. Die Erklärung zielt darauf ab, die Klimawende zwischen ökologischen Zielen und der industriellen Wettbewerbsfähigkeit zu ermöglichen.
Helmut Kaufmann, CEO von AMAG, bringt die Dringlichkeit dieser Initiative klar zum Ausdruck: „Die Unterzeichnung der Antwerpener Erklärung ist ein wichtiges Signal der AMAG.“ Er erklärt weiter, dass die Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität groß sind und die Industrie auf wesentliche Unterstützungen angewiesen ist, um ihre Produktionsstandorte zu modernisieren und nachhaltiger zu gestalten.
Inhalt der Antwerpener Erklärung
Die Antwerpener Erklärung enthält zehn wesentliche Forderungen, die darauf abzielen, die Bedingungen für die Industrie zu verbessern. Dazu gehört die Vereinfachung von Regulierungen, die oft widersprüchlich sind, sowie die Reduzierung der Dokumentationspflichten, die Unternehmen derzeit übermäßig belasten. Ein zentraler Punkt ist auch die Schaffung neuer Anreize für die Einführung und den Ausbau grüner Technologien, die als entscheidend für den ökologischen Umbau angesehen werden.
Ein weiterer bedeutender Aspekt der Erklärung ist die Notwendigkeit, Europa als wettbewerbsfähigen Energielieferanten zu positionieren. Dies umfasst einen klaren Plan zur Sicherstellung der Rohstoffversorgung sowie eine umfassende Strategie zum Ausbau der Infrastruktur in den Bereichen Energie, Digitalisierung und Recycling. Besonders betont wird auch der Bedarf nach Unterstützung für Technologien zur Kohlenstoffauffangung und -nutzung (CCUS), die für den Übergang zu einer CO2-neutralen Industrie unerlässlich sind.
Kaufmann hebt hervor, dass es keinen Weg daran vorbeiführt, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Jedoch warnt er, dass eine nachhaltige Industriepolitik nur dann tatsächlich nachhaltig ist, wenn die Industrie selbst dies überlebt. Deswegen sind die Forderungen aus der Antwerpener Erklärung für den erfolgreichen Umbau zu einer CO2-neutralen Industrie von entscheidender Bedeutung.
Die Rolle Österreichs
Besonders wichtig für die AMAG ist, dass die Anforderungen nicht nur auf europäischer Ebene, sondern auch innerhalb Österreichs umgesetzt werden. Kaufmann kritisiert, dass ein unausgewogenes Erneuerbare-Gase-Gesetz und das Fehlen eines Stromkostenausgleichsgesetzes die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie im europäischen Vergleich erheblich beeinträchtigen. Dies zeigt, dass eine klare und zusammenhängende Strategie für die Industrieentwicklung in Österreich erforderlich ist, die den europäischen Zielen entsprechen sollte.
Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist nötig, damit die energieintensive Industrie nicht an der klimapolitischen Wende scheitert. Die AMAG und andere Unternehmen stehen bereit, diesen Wandel mitzugehen, solange die Rahmenbedingungen dies zulassen. Kaufmann und seine Kollegen betonen, wie entscheidend ein eigener Vizepräsident der EU-Kommission wäre, der sich bis 2029 um die Umsetzung des „Industrial Deals“ kümmert, um diesen Wandel voranzutreiben und die Energieversorgung zu sichern.
Die Antwerpener Deklaration ist nicht nur ein Dokument, sondern ein Aufruf an die Politik, dringend notwendige Schritte einzuleiten, um die industrielle Basis in Europa zukunftsfähig zu machen. Die AMAG Austria Metall AG zeigt mit diesem Schritt, dass sie bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und sich aktiv am Transformationsprozess zu beteiligen.
Hintergrundinformationen zur energieintensiven Industrie in Europa
Die energieintensive Industrie umfasst zahlreiche Sektoren, insbesondere die Metallverarbeitung, Chemie und Zementindustrie. In Europa steht diese Branche vor besonderen Herausforderungen, da sie nicht nur einen erheblichen Teil des Energieverbrauchs ausmacht, sondern auch für einen großen Teil der industriellen Emissionen verantwortlich ist. Um die Klimaziele der Europäischen Union zu erreichen, müssen signifikante Veränderungen in den Produktionsprozessen stattfinden.
In den letzten Jahren hat die EU verschiedene Initiativen zur Förderung der Bekämpfung des Klimawandels ins Leben gerufen. Dazu gehören der Europäische Green Deal und der Emissionshandel. Trotz dieser Ansätze sieht die Industrie jedoch die Notwendigkeit einer spezifischeren Unterstützung, um eine nachhaltige Transformation zu ermöglichen. Besondere Aufmerksamkeit muss der Schaffung einer modernen Infrastruktur geschenkt werden, die den Zugang zu erneuerbaren Energien erleichtert und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sichert.
Statistiken und Daten zur Energieindustrie
Laut neuesten Berichten des Europäischen Statistikamts Eurostat machte die energieintensive Industrie im Jahr 2022 etwa 18% des gesamten industriellen Energieverbrauchs in der EU aus. Diese Zahl ist nicht nur bedeutend, sondern zeigt auch das Potenzial für erhebliche CO2-Reduktionen, sollte die Industrie erfolgreich auf nachhaltige Technologien umsteigen.
Darüber hinaus haben Umfragen unter Unternehmen in der Branche ergeben, dass über 70% der Befragten die aktuelle Regulierung als hinderlich für Investitionen in grüne Technologien empfinden. Diese Einsichten unterstreichen die Dringlichkeit der Forderungen in der Antwerpener Erklärung. Die Unternehmen sind auf klare und unterstützende Rahmenbedingungen angewiesen, um die notwendigen Investitionen für eine grüne Transformation zu tätigen.
Mit der Forderung nach der Schaffung eines eigenen Vizepräsidenten der EU-Kommission, der den „Industrial Deal“ bis 2029 vorantreibt, wird ein Schritt in die richtige Richtung angeregt, um gezielt auf die speziellen Bedürfnisse der energieintensiven Industrie einzugehen und die nachhaltige Entwicklung in Europa voranzutreiben.