Die Zahl der absolut Armen in Oberösterreich ist innerhalb von nur einem Jahr um 150 Prozent auf 25.000 Menschen gestiegen. Das bedeutet, dass diese Menschen nicht am so genannten „Mindestlebensstandard“ teilnehmen können. Die Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich fordert eine Verbesserung der sozialen Absicherung und Infrastruktur, insbesondere eine Erhöhung der Sozialhilfe und des Arbeitslosengeldes.
Insgesamt sind 15 Prozent der Oberösterreicher:innen armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, darunter rund 59.000 Kinder und Jugendliche bis 20 Jahre. Besonders betroffen sind Menschen, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, Alleinerziehende, Personen mit maximal Pflichtschulabschluss und Kinder.
Im Bundesgebiet sind mehr als die Hälfte (56 Prozent) der ganzjährig arbeitslosen Menschen armutsgefährdet. Ihr Familieneinkommen liegt unter der aktuellen Armutsschwelle von 1.572 Euro monatlich bei einem Einpersonenhaushalt. 28 Prozent von ihnen leben in absoluter Armut. Die aktuelle Sozialhilfe liegt für Alleinstehende bei maximal 1.155,84 Euro pro Monat, während die Armutsschwelle bei 1.572 Euro monatlich liegt.
Als erheblich materiell und sozial benachteiligt gelten Personen, auf die zumindest sieben der folgenden 13 Merkmale zutreffen: finanzielle Unmöglichkeit, unerwartete Ausgaben in der Höhe von 1.370 Euro aus eigenen Mitteln zu tätigen, einmal im Jahr auf Urlaub zu fahren, Miete, Betriebskoten oder Kredite pünktlich zu bezahlen, jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder eine vergleichbare vegetarische Speise zu essen, die Wohnung angemessen warm zu halten, abgenützte Möbel zu ersetzen oder ein Auto zu besitzen. Personen ab 16 Jahren ist es finanziell nicht möglich, eine zufriedenstellende Internetverbindung zu haben, abgenutzte Kleidung zu ersetzen, zwei Paar passende Schuhe zu haben, jede Woche einen kleinen Betrag für sich selbst auszugeben, regelmäßig kostenpflichtige Freizeitaktivitäten auszuüben oder einmal im Monat Freunde oder Familie zum Essen oder Trinken zu treffen.
Die AK-Präsident Andreas Stangl bezeichnet die Zunahme der absolut Armen als „kein Ruhmesblatt“ für ein reiches Bundesland wie Oberösterreich. Er fordert eine Anhebung der Sozialhilfe auf die Armutsschwelle, eine Erhöhung der Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld auf mindestens 70 Prozent, eine jährliche Wertsicherung der Sozialleistungen und eine Erhöhung des Familienzuschlags auf mindestens zwei Euro täglich.
Die Arbeiterkammer Oberösterreich fordert zudem den Ausbau der sozialen Infrastruktur, insbesondere im Bereich der Kinderbildung und der Pflege. Frauen sollen stärker entlastet werden, um ihnen eine höhere Beteiligung am Arbeitsmarkt und eine bessere finanzielle bzw. soziale Absicherung im Alter zu ermöglichen.
In der folgenden Tabelle sind einige relevante Informationen zum Thema aufgeführt:
| Zahl der absolut Armen in Oberösterreich | 25.000 |
| Prozentuale Zunahme innerhalb eines Jahres | 150% |
| Anteil der Oberösterreicher:innen, die armuts- oder ausgrenzungsgefährdet sind | 15% |
| Anzahl armuts- oder ausgrenzungsgefährdeter Kinder und Jugendlicher bis 20 Jahre | 59.000 |
| Prozentuale Anteil der ganzjährig arbeitslosen Menschen, die armutsgefährdet sind | 56% |
| Maximaler Betrag der Sozialhilfe für Alleinstehende | 1.155,84 Euro pro Monat |
| Armutsschwelle für Einpersonenhaushalte | 1.572 Euro monatlich |
| Anzahl der Merkmale, auf die erheblich benachteiligte Personen zutreffen müssen | Mindestens 7 von 13 |
Laut AK-Präsident Stangl ist die hohe Zahl der absolut Armen in Oberösterreich bedenklich und lässt auf eine unzureichende Bekämpfung der Armut durch das Land schließen. Um die Situation zu verbessern, fordert er eine umfassende Erhöhung der Sozialleistungen und eine Stärkung der sozialen Infrastruktur. Nur so könnten armutsgefährdete Menschen angemessen unterstützt und ihre Chancengleichheit gewährleistet werden.
Quelle: Arbeiterkammer Oberösterreich / ots