Das Flugfeld in Wr. Neustadt hat eine bemerkenswerte Geschichte, die eng mit zwei mutigen Frauen verbunden ist, die sich in eine von Männern dominierte Welt wagten. Im Jahr 1911 war die 20-jährige Lilly Steinschneider fest entschlossen, Pilotin zu werden, nachdem sie Kaiser Franz Josef bei seinem Besuch beobachtet hatte. Diese Leidenschaft führte sie dazu, 1912 zu einer der ersten Fliegerinnen der österreichisch-ungarischen Monarchie zu werden. Dargestellt wird sie in der neuesten ORF-Dokumentation von der talentierten Schauspielerin Alina Weillechner, die von der inspirierenden Lebensgeschichte der jungen Abenteurerin aus Budapest gepackt ist.
„Das tolle Drehbuch verleiht dieser historischen Figur, die man meist nur aus Bildern und alten Dokumenten kennt, einen eigenen Charakter und eine Stimme,“ sagte Weillechner. Lilly verkörperte den kämpferischen Geist einer Generation von Frauen, die ihren Träumen nachjagten, gerade in Zeiten, als es für Frauen kaum Möglichkeiten gab, in Männerberufen Fuß zu fassen.
Die Herausforderungen der ersten Pilotin Deutschlands
Während Lilly Steinschneider ihren Weg bahnte, kämpfte Melli Beese, die 1911 als erste Deutschlands Pilotin wurde, mit einer ganz anderen Realität. Regisseur Stefan Ludwig beleuchtet in der Dokumentation die Intrigen, denen Beese ausgesetzt war. „Sie musste sich nicht nur gegen Vorurteile behaupten, sondern wurde auch von anderen Piloten gemobbt und erlebte Sabotage ihrer Flugzeuge," so Ludwig.
Die Herausforderungen, mit denen Beese konfrontiert war, zeigen die Schwierigkeiten auf, die Frauen in dieser Zeit bewältigen mussten, um ihre Träume zu verwirklichen. Die Dreharbeiten für die Dokumentation fanden größtenteils in einem Hangar in Wiener Neustadt statt, wo auch die historische Etrich Taube zu sehen ist, das Flugzeug, mit dem Lilly Steinschneider flogen. „Es ist für uns eine Verpflichtung, solche historischen Projekte zu unterstützen und unsere Objekte zur Verfügung zu stellen,“ erklärte Helmut Böhm, Obmann des Fliegermuseums Aviaticum.
„In der einzigartigen Sammlung von Flugzeugen sind wir in Europa einmalig,“ fügte Ludwig begeistert hinzu, während er den Zuschauern verspricht, das Maximale aus diesen Repliken herauszuholen. Diese Zusammenarbeit zwischen der freien Filmproduktions-Branche und der Museen bringt die Geschichte auf kreative Weise zum Leben und bewahrt die Errungenschaften der ersten Pilotinnen für zukünftige Generationen.
Eine moderne Pilotin mit Stolz
Für die moderne Fliegerei bietet das Beispiel von Elke Griedl, die ebenfalls in Wiener Neustadt ausgebildet wurde und heute als First Flight Officer bei den Austrian Airlines arbeitet, einen interessanten Kontrast zu den Pionierinnen der Luftfahrt. Griedl erkennt die Herausforderungen an, die weiterhin bestehen, beharrt jedoch darauf, dass die Situation für Frauen sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert hat. „Es gibt heute viel mehr Möglichkeiten für Frauen, zu fliegen und sogar Familie und Beruf zu vereinbaren,“ sagt sie.
Die bedingungslose Unterstützung von Frauen in der Luftfahrt hat zugenommen, und Griedl ermutigt alle, die sich für den Beruf interessieren: „Wenn es ein Herzenswunsch ist, sollte man nicht aufgeben und weiterhin an sich glauben.“ Dieser optimistische Ausblick auf die weibliche Perspektive in der Luftfahrt wird auch in der bevorstehenden ORF-Dokumentation reflektiert, die am 13. Dezember und 20. Dezember um 22.35 Uhr in ORF 2 ausgestrahlt wird und die Geschichten dieser beeindruckenden Frauen beleuchtet.