Wiener Neustadt

Vom Gottesdienst zur Gemeinschaft: Kirchen im Wandel der Zeit

In ganz Europa sterben Kirchen aus – während in den Niederlanden und Deutschland immer mehr Gotteshäuser umgewidmet werden, erwirbt eine Familie die ehrwürdige Stiegenkirche in Graz!

Die Landschaft der Glaubensgemeinschaften in Europa zeigt einen markanten Wandel. Mit einem anhaltenden Anstieg von Kirchenaustritten und einer schwindenden Mitgliederzahl in den traditionellen Religionsgemeinschaften, steht eine beunruhigende Realität im Raum: Der Platz der Gotteshäuser in der modernen Gesellschaft ist nicht mehr gesichert. Insbesondere in den Niederlanden und Deutschland sehen sich zahlreiche Kirchen mit einer neuen Bestimmung konfrontiert, da sie ihre ursprüngliche Funktion als Orte des Glaubens und Gebets einbüßen. Die Umwidmung von Gotteshäusern für zivilgesellschaftliche Zwecke ist dabei ein bemerkenswerter Trend, der sich über die Grenzen vieler Nationen hinweg erstreckt.

Ein Blick auf die Niederlande zeigt, dass etwa jede fünfte Kirche ihre sakrale Bestimmung aufgegeben hat. In diesen ehemaligen Glaubensstätten finden sich mittlerweile Fitnessstudios, Restaurants und Buchhandlungen. Auch in Deutschland ist die Situation ähnlich: Mit schätzungsweise 40.000 Kirchen, die künftig nicht mehr als Gotteshäuser genutzt werden, sieht die Religionslandschaft einer ernsthaften Transformation entgegen. Der Trend deutet darauf hin, dass weniger als die Hälfte der Deutschen noch einer der beiden großen Kirchen angehört.

Vielfältige Umnutzungen in Österreich und Deutschland

Besonders in Österreich lässt sich beobachten, wie durch die Abgabe von Kirchen an private Hände oder öffentliche Träger neue Perspektiven geschaffen werden. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Übertragung der Stiegenkirche in Graz an eine private Familie. Diese entschied sich, das Gotteshaus aus dem 14. Jahrhundert zu erwerben und es weiterhin als Ort für Andacht und Gebet zu nutzen, obwohl es in private Hände überging.

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Öffentliche Institutionen sind ebenfalls in der Lage, Kirchen zu übernehmen. So kam die Minoritenkirche im Landhaus von Oberösterreich in den Besitz der Stadt. In diesem Zusammenhang werden auch immer wieder Gotteshäuser an Schwesterkirchen übergeben, wie etwa die Kapuzinerkirche in Knittelfeld, die nun der rumänisch-orthodoxen Gemeinde dient.

Beispiele für kreative Umnutzungen

Die kreativen Möglichkeiten der Umnutzung alter Kirchen sind beeindruckend. In der ehemaligen katholischen Kirche St. Peter in Mönchengladbach wurde 2010 eine Kletterhalle eröffnet. Die Wände der denkmalgeschützten Kirche wurden so gestaltet, dass sie später auch wieder rückgängig gemacht werden können, und bieten Sportbegeisterten nun die Möglichkeit, in einem außergewöhnlichen Ambiente zu klettern.

Ein weiteres faszinierendes Beispiel findet sich in Llanera, Spanien, wo die alte Kirche Santa Bárbara zur Heimat eines Skateparks wurde. Skater renovierten das verfallene Gebäude durch Crowdfunding und schufen eine Halfpipe, die die Wände des einst heiligen Raums in einen lebendigen Ort der Freizeitgestaltung verwandelte. Die bunten, von Okuda San Miguel gestalteten Wände machen das Bauwerk zu einem Kunstwerk und einem beliebten Ziel für Skateboarder.

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In Maastricht hat die Dominikanerkirche ihre sakrale Bestimmung völlig aufgegeben und beherbergt nun eine Buchhandlung mit beeindruckenden 50.000 Büchern und einem Coffeeshop. Das historische Gebäude hat im Laufe der Jahre viele Umnutzungen hinter sich, darunter auch als Konzerthalle und Autohaus.

Die Karmeliterkirche in Österreich zeigt, dass auch akademische Institutionen alte Gotteshäuser schätzen. Nach mehreren Umnutzungen, darunter als Kino und Eventlocation, dient sie heute als moderner Lesesaal für die Studiengänge an der Fachhochschule Wiener Neustadt. Diese zeitgemäße Nutzung ermöglicht es, den historischen Raum weiterhin zu beleben und zugleich der Bildung zu dienen.

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