In mehreren Pflegeheimen von SeneCura in Niederösterreich gibt es zunehmend Berichte über herausfordernde Zustände, die anscheinend durch Einsparungen entstanden sind. Während die Unternehmensleitung diese Vorwürfe vehement zurückweist, häufen sich die Stimmen des Pflegepersonals, die von Engpässen in der Versorgung erzählen.
SeneCura betreibt in Niederösterreich zahlreiche Sozialzentren und Rehazentren, die in Städten wie Krems an der Donau und Traiskirchen zu finden sind. Die Einrichtungen bieten wichtige Dienstleistungen für Senioren an, jedoch berichten Mitarbeitende, dass es in den letzten Jahren zu signifikanten Kürzungen bei Pflegeprodukten und Lebensmitteln gekommen ist. Diese Probleme scheinen sich mit der Übernahme durch den französischen Konzern Orpea, jetzt als emeis bekannt, verstärkt zu haben.
Berichte über Mangelversorgung
Die Pflegekräfte äußern anonym Bedenken über die Qualität der Versorgung. So wurde berichtet, dass notwendige Hilfsmittel in vielen SeneCura-Einrichtungen nicht rechtzeitig ersetzt oder repariert werden. Eine betroffene Pflegekraft äußerte: „Auch beim Essen hat man versucht, so günstig wie möglich zu kalkulieren.“ In einigen Fällen bringen Angehörige von Heimbewohnern Nahrungsmittel mit, um sicherzustellen, dass ihre Lieben ausreichend versorgt sind.
Ein weiteres Beispiel für die problematische Situation ist der Mangel an Pflegeprodukten. Berichten zufolge sind Windelhosen und Bettwäsche häufig nicht in ausreichendem Maße verfügbar, was dazu führt, dass Bewohnerinnen und Bewohner in unangemessenen Zuständen zurückgelassen werden, bis die festgelegte Menge aufgebraucht ist. Pflegekräfte sehen sich gezwungen, kreative Lösungen zu finden, indem sie zum Beispiel eigene Kleidung der Bewohner zum Waschen verwenden.
Diese Situation wird von der Investigativjournalistin Julia Herrnböck als symptomatisch bezeichnet. Seit der Übernahme habe sich das Arbeitsumfeld nachhaltig verändert, mit einem Druck auf die Mitarbeiter, gleichzeitig eine ständige Belegung sicherzustellen. Die Pflegedienste sind darauf angewiesen, Einnahmen zu generieren – ein Umstand, der während der Corona-Pandemie besonders spürbar war, als die Einrichtungen versucht haben, möglichst viele Plätze zu belegen, um finanzielle Mittel zu sichern.
Unternehmensantwort und Vorwurf der Misswirtschaft
In Reaktion auf die erhobenen Vorwürfe betont SeneCura, dass die derzeitige Situation durch die besonderen Umstände der Pandemie entstanden sei, die als „Ausnahmesituation“ bezeichnet wird. Laut Sprecher Johannes Wallner seien neue Aufnahmen nur dann erfolgt, wenn ausreichend Personal zur Verfügung stand, um eine angemessene Betreuung zu garantieren.
Wallner wies die Vorwürfe des Mangels an Essen und Pflegeprodukten zurück und erklärte, dass Möglichkeiten zur Einsparung in diesen Bereichen nicht gegeben seien. Windelhosen beispielsweise werden durch die Krankenkasse reguliert, sodass das Heim immer genügend Vorrat haben sollte. Engpässe bei Wäsche wurden als kurzfristige Lieferschwierigkeiten während der Pandemie erklärt und als unangemessen bezeichnet.
Dennoch ist der Druck innerhalb des Unternehmens offensichtlich, was auch zu finanziellen Schwierigkeiten führt. Herrnböck berichtet von einem erheblichen Rückgang des Aktienwerts bei Orpea, die im Kontext von Medienberichten über Missstände und Managementfehler immer mehr in den Fokus gerät. An verschiedenen Standorten, einschließlich denen in Österreich, wird über Misswirtschaft und Geldknappheit thematisiert.
Zusätzlich wird der generelle Spardruck in der Pflegebranche als besorgniserregend angesehen. Insbesondere die seltenen und oft angekündigten Kontrollen durch die Aufsichtsbehörden lassen Zweifel an deren Wirksamkeit aufkommen. Trotz kleiner Fortschritte kämpfen Pflegekräfte weiterhin mit einer erschwerten Situation, die viele in die Überlegung bringt, den Beruf zu wechseln. Eine jüngere Mitarbeiterin äußerte: „Es ist einfach nicht schön zum Anschauen, wenn man wirklich in der Pflege arbeiten möchte, um anderen zu helfen.“
Die Situation in den SeneCura-Einrichtungen bleibt also angespannt, und es bleibt abzuwarten, wie die Verantwortlichen mit den kritischen Rückmeldungen umgehen werden. Während der Dialog zwischen Mitarbeitenden und Geschäftsführung weiterhin notwendig ist, ist klar, dass der Druck auf die Pflegeeinrichtungen weiter zunehmen wird, wenn keine wesentlichen Veränderungen in der Ressourcenverteilung und -pflege erfolgen.
Details zur Situation und weiteren Entwicklungen finden sich in einem Bericht auf www.meinbezirk.at.