Wiener Wissenschaftler haben ein innovatives Netzwerk-Modell entwickelt, um das Fahrplanchaos der ÖBB zu entschlüsseln. Wie die heute.at berichtet, sind die Ursachen für die häufigen Verspätungen in den letzten Jahren nicht nur wetterbedingt, sondern auch auf Baustellen und Engpässe beim rollenden Material zurückzuführen. Diese Faktoren führen zu massiven Störungen im Bahnverkehr, bei denen jede kleine Verspätung eine Kettenreaktion auslösen kann, vergleichbar mit Domino-Steinen. Stefan Thurner, Experte für Lieferkettenlogistik, erläuterte, dass insbesondere die gemeinsame Nutzung von Lokomotiven und Personal für die Verspätungskaskaden verantwortlich ist. Kommt ein Zug zu spät, können andere Züge nicht rechtzeitig abfahren, was zu einem dominoartigen Effekt führt.
Forschungsergebnisse und Lösungsvorschläge
Durch eine umfangreiche Analyse der Südbahnstrecke zwischen dem Wiener Hauptbahnhof und Wiener Neustadt haben Forscher des Complexity Science Hub (CSH) gemeinsam mit den ÖBB kritische Züge identifiziert, die besonders viel Einfluss auf das gesamte Netz haben. Laut einer Studie, die in dem Fachjournal "npj Sustainable Mobility and Transport" veröffentlicht wurde, könnten bereits 37 zusätzliche Züge das Risiko von Verspätungen um 40 Prozent senken, wie studium.at berichtete. Besonders entscheidend ist das Zusammentreffen der Züge während der Stoßzeiten, in denen bereits die größte Nachfrage besteht. Der Einsatz von kurzen Nahverkehrszügen zeigte sich als die wirtschaftlichste Lösung zur Reduzierung der Verspätungen, während der Betrieb von Fernzügen kostspieliger ist und somit weniger in Betracht gezogen wird.
Die Forscher warnen jedoch davor, dass eine umfassende Wiederherstellung der Pünktlichkeit nur durch zusätzliche lokale Züge alleine nicht zu erreichen ist, und betonen die Notwendigkeit eines gezielten Umbaus des Netzwerkes. Ihre Erkenntnisse sind ausschlaggebend für die Zukunft des österreichischen Bahnverkehrs, der durch Wetterextreme und infrastrukturelle Herausforderungen immer wieder geprüft wird.
