Wiener Neustadt

Jüdischer Friedhof in Wiener Neustadt: Ein Ort der Erinnerungen und Geschichte

Historiker Werner Sulzgruber enthüllt die gefährdeten Grabstellen am jüdischen Friedhof in Wiener Neustadt und zeigt den emotionalen Besuchern, wie ihre jüdische Geschichte lebendig bleibt!

Der jüdische Friedhof in Wiener Neustadt dient als bedeutendes Denkmal und Erinnerungsort an die lange Geschichte der jüdischen Gemeinde in der Region. Mit seinen etwa 280 Grabstellen ist der Friedhof nicht nur ein Platz für Trauer und Gedenken, sondern auch ein lebendiges Zeugnis der jüdischen Identität und Kultur, die hier einst blühte. Historiker Werner Sulzgruber engagiert sich aktiv, um die Vergangenheit dieses Ortes für zukünftige Generationen lebendig zu halten.

In den letzten Monaten haben rund um den Friedhof Bautätigkeiten stattgefunden, die die Umgebung veränderten. Trotz dieser Veränderungen bleibt der Friedhof ein zentraler Punkt für historisches Lernen und Erinnerung. Sulzgruber berichtete, dass im Rahmen einer Begehung im Juli gemeinsam mit dem Verantwortlichen der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) dringende Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen an einigen Grabstellen identifiziert wurden. Diese Maßnahmen sind notwendig, da viele Grabsteine durch Frost und Steinfraß gefährdet sind und dem Verfall nahestehen.

Ein Blick auf die Geschichte

Einer der bekanntesten Grabsteine auf diesem Friedhof gehört Max Pollatschek, der am 26. Oktober 1861 in Wien geboren wurde. Pollatschek veränderte später seinen Namen zu Pollandt und war als Schauspieler am Deutschen Volkstheater in Wien und am Raimundtheater aktiv. Sein Leben war geprägt von der kulturellen Blütezeit des Theaters, bevor er 1905 im Alter von nur 43 Jahren verstarb.

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Die nächste Möglichkeit zur Führung über den Friedhof mit Werner Sulzgruber ist am 20. September und am 11. Oktober, jeweils um 16 Uhr. Diese Führungen bieten nicht nur Einblicke in die Geschichten hinter den Grabsteinen, sondern auch in die lebendige jüdische Kultur, die in der Stadt einmal florierte.

Die Stadtspaziergänge, die ebenfalls von Sulzgruber geleitet werden, erfreuen sich großer Beliebtheit, nicht nur bei Einheimischen, sondern auch bei Besuchern aus dem Ausland. Sulzgruber hatte in diesem Jahr das Vergnügen, Nachfahren ehemaliger jüdischer Neustädter aus den USA und Israel zu begrüßen. Diese Besucher sind oft von der Sorge geplagt, bei ihren Besuchen angegriffen zu werden, insbesondere wenn sie jüdische Symbole wie eine Kippa tragen. Diese Angst steht im Zusammenhang mit dem weiterhin steigenden Antisemitismus in Österreich, der viele Menschen in ihrer Bewegungsfreiheit einschränkt.

Der emotionale Wert der Erinnerung

Eine besonders berührende Situation schilderte Sulzgruber, als ein Besucher aus Jerusalem während eines Stadtspaziergangs bei den mittelalterlichen Grabsteinen ein Gebet sprach. Mit Tränen in den Augen bat er um Frieden zwischen den Völkern. Solche Momente zeigen die tiefen emotionalen Verbindungen, die Menschen zu ihren Wurzeln haben, und die Bedeutung des Erinnerns, um gegen das Vergessen anzukämpfen.

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Die Führungen mit Werner Sulzgruber bieten eine Gelegenheit, Menschen mit den Orten und Geschichten ihrer Vorfahren zu verbinden. Viele der Teilnehmer empfinden eine große Emotion, wenn sie an Orte kommen, wo ihre Vorfahren lebten, arbeiteten und beteten. Diese zwei-dimensionalen Erlebnisse fördern nicht nur das Geschichtsbewusstsein, sondern stellen auch eine Form der emotionalen Heilung und Erinnerung für die Nachkommen dar.

Wer an den Stadtspaziergängen teilnehmen möchte, kann sich bis drei Tage vor den Führungen anmelden. Die Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen begrenzt, um die Intimität und die Möglichkeit für Gespräche zu wahren. Die nächsten Touren sind für den 8. September um 10 Uhr und den 6. Oktober um 15 Uhr angesetzt.

Erinnern und Lernen

Die Veranstaltungen rund um den jüdischen Friedhof in Wiener Neustadt sind mehr als nur Führungen; sie sind Einladungen, die Geschichte und die Geschichten hinter den Namen zu erkunden und das Bewusstsein für die jüdische Kultur zu stärken. Mit dem unermüdlichen Einsatz von Werner Sulzgruber bleibt die Erinnerung lebendig. Jeder Schritt über den Friedhof ist ein Schritt in der Geschichte und ein Beitrag, um das Andenken an die jüdische Gemeinde in dieser Region lebendig zu halten.

Die Rolle des jüdischen Erbes in der Region

Der jüdische Friedhof in Wiener Neustadt ist nicht nur ein Ort der Trauer und des Gedenkens, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil des kulturellen Erbes der Region. Historisch gesehen gab es in den letzten Jahrhunderten eine bedeutsame jüdische Gemeinde in Wiener Neustadt, die einen erheblichen Einfluss auf das gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben ausübte. In den 1920er und 1930er Jahren war die jüdische Gemeinschaft aktiv in Handel, Kunst und Wissenschaft, was zur Diversifizierung der lokalen Kultur beitrug.

Die Erhaltung des jüdischen Erbes durch Initiativen wie Stadtführungen und Publikationen, die sich auf die jüdische Geschichte in Wiener Neustadt konzentrieren, spielt eine entscheidende Rolle in der Erinnerungskultur. Dies geschieht nicht nur zur Aufklärung der Öffentlichkeit, sondern auch als Teil eines größeren Prozesses der Begegnung und Versöhnung mit der eigenen Vergangenheit.

Aktueller Antisemitismus in Österreich

Der Anstieg von antisemitischen Vorfällen in Österreich in den letzten Jahren hat Besorgnis ausgelöst. Laut dem Bericht des Vereins für die Förderung von Toleranz und gesellschaftlichem Frieden, der jährlich die Vorfälle dokumentiert, gab es 2020 eine signifikante Zunahme von antisemitischen Angriffen und Vorfällen, die besonders die jüdische Gemeinschaft im Land betreffen. In Wien wurde eine Steigerung von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr beobachtet, was als alarmierend wahrgenommen wird.

Die aktuelle Situation hat nicht nur Auswirkungen auf die jüdischen Haushalte, sondern beeinflusst auch das allgemeine Klima der Toleranz in der Gesellschaft. Der Historiker Werner Sulzgruber benennt die Sorge der Besucher, die Kippa zu tragen, als ein direktes Zeichen der Rücksichtnahme in einer zunehmend gefährlichen Umgebung. Dieses gestiegene Sicherheitsbewusstsein zeigt, wie wichtig Aufklärungsarbeit und ehrliche Begegnungen sind, um Vorurteile abzubauen.

Das Engagement von Organisationen für Erinnerung und Aufklärung

Organisationen wie die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) spielen eine zentrale Rolle in der Erinnerungskultur und der Aufklärung über jüdisches Leben und Leid in der Region. Diese Institutionen setzen sich nicht nur für den Erhalt von Friedhöfen und anderen historischen Stätten ein, sondern auch für die Förderung von Bildungsprogrammen und Veranstaltungen, die den interkulturellen Dialog unterstützen.

Das Weitergeben von Geschichten und Wissen über jüdisches Leben in Wiener Neustadt und darüber hinaus trägt entscheidend zur Sensibilisierung der breiten Bevölkerung bei. Durch Aktivitäten wie Erzählcafés, Workshops in Schulen und öffentliche Führungen kommt es zu einem aktiven Austausch, der das Verständnis und die Solidarität innerhalb der Gesellschaft fördert.

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