In Schwarzenbach, in der malerischen Buckligen Welt im Bezirk Wiener Neustadt, erlebten zahlreiche Besucher am vergangenen Samstag ein außergewöhnliches Event. Im Rahmen der ORF-Langen Nacht der Museen öffnete das archäologische Freilichtmuseum seine Pforten und erlaubte den Gästen, in die faszinierende Welt der Kelten einzutauchen. Von Sonnenuntergang an wurde ein vielseitiges Programm präsentiert, das die Lebensweise vor 2.200 Jahren anschaulich und lebendig darstellte.
Die faszinierenden Einblicke in diesen historischen Abschnitt wurden von Thomas Marschalek, einem Mitglied der Reenactmentgruppe „Boii Pannonia“ aus Tullnerbach, vermittelt. Marschalek betonte, dass viele alltägliche Dinge, die wir heutzutage nutzen, ihren Ursprung bei den Kelten haben. „Asterix und Obelix kennt jeder“, erklärte er, doch das wahre Erbe der Kelten bleibe den meisten unbekannt. Mit anschaulichen Demonstrationen von handwerklichen Fertigkeiten wie Kochen und Schmieden konnten die Besucher die keltische Kultur hautnah erleben.
Einblick in keltische Lebenswelt
Besondere Bereicherung erfuhren die Veranstaltungen durch den Besuch einer Keltin aus der Bretagne, Claudine Andre. Sie berichtete, dass sie durch den Aufenthalt in Schwarzenbach an ihre Wurzeln zurückgeführt werde. In ihrer Heimat lebten die Menschen den Keltismus in ihrem Alltag, und die Veranstaltung in Schwarzenbach sei für sie ein wichtiger Teil ihrer Identität.
Währenddessen konnten die Besucher im Museum St. Peter an der Sperr in Wiener Neustadt die Welt der Ritter aus einer überaus realistischen Perspektive kennenlernen. In einem spannenden Kontrast zur idealisierten Vorstellung vom edlen Ritter, der Unrecht bekämpft, beschäftigt sich die aktuelle Ritterausstellung mit der brutalen Realität, die das Rittertum im 15. Jahrhundert prägte. Der Graphic-Novel-Autor Giulio Camagni hat sich mit diesen Themen in seinem Buch „Der Kaiser – Maximilian I.“ auseinandergesetzt.
Camagni beleuchtet, dass Ritter in jener Zeit nicht nur Krieger, sondern oft auch Gewalttäter waren. Interessanterweise schreibt er, dass sogar der Papst zu einem Zeitpunkt eine Bulle ausgab, in der er verlangte, dass Christen an einem bestimmten Wochentag nicht abgeschlachtet werden sollten. Dies stellt die brutale Realität des Ritterlebens in ein ganz neues Licht.
Die ORF-Lange Nacht der Museen bot im Museum St. Peter an der Sperr nicht nur Führungen durch die Ausstellung, sondern auch Autogrammstunden mit dem Künstler Camagni. Für die jüngeren Besucher gab es zudem die Möglichkeit, Drachen zu basteln, wodurch das Event für Familien besonders attraktiv gestaltet wurde.
Diese Veranstaltungen bieten nicht nur einen Rückblick auf die Geschichte, sondern auch eine tiefere Einsicht in die Wurzeln unserer Kultur, sei es die keltische von 2200 Jahren oder die deutlich gewaltsamere von gestern Jahrhunderte, die trotzdem weiterhin fasziniert.