In der Welt des Films gibt es seltene Gelegenheiten, bei denen ein Sequel die künstlerischen Grenzen neu definiert. Mit „Joker: Folie à Deux“ (2024) präsentiert Regisseur Todd Phillips eine überraschende Fortsetzung des Erfolges von 2019, der sowohl Kritiker als auch Publikum fesselte. Während der erste Teil in einem düsteren, psychologischen Universum spielte, wagt sich die Fortsetzung an ein komplett anderes Konzept: ein Musical.
Der ursprüngliche „Joker“ wurde nicht nur für seine schockierenden Inhalte gelobt, sondern auch für seine tiefgründige Darstellung der dunklen Seiten der menschlichen Psyche, verkörpert von Joaquin Phoenix. In dieser neuen Episode erfahren wir, dass Arthur Fleck mittlerweile im Arkham-Gefängnis sitzt und auf seinen viel diskutierten Prozess wegen des Mordes an Talkshow-Host Murray Franklin wartet.
Ein musikalisches Karussell
Die Filmemacher kündigten „Joker: Folie à Deux“ als musikalisches Spektakel an, was viele Fans überraschte. Der Film ist vollgepackt mit bekannten Melodien wie „Get Happy“ von Judy Garland und „That’s Life“ von Frank Sinatra, die in lebhaften musikalischen Nummern präsentiert werden. So wird das Publikum in eine Welt entführt, in der Arthur und die Charaktere durch eine kaleidoskopische Musiklandschaft tanzen.
Doch während die Musik wie ein roter Faden durch den Film führt, bleibt die Handlung komplex und vielschichtig. Arthur trifft auf Harley „Lee“ Quinzel, gespielt von Lady Gaga, und ihre explosive Beziehung bringt ein neues Element in den Film, das er zuvor nicht hatte. Hierbei wird die Dynamik zwischen Liebe und Gefahr auf atmosphärische Weise erkundet und verliehht der Geschichte eine melancholische Tiefe.
Die Verbindung der zwei Hauptfiguren ist nicht einfach nur romantisch; sie ist auch von einem scharfen Bewusstsein umgeben, dass Arthur die Erwartungen anderer verstehen und erfüllen muss. Seine Anwältin, Maryanne Stewart, versucht verzweifelt, ihn von seiner Rolle als „Joker“ abzuhalten, um ihn als „gebrochenen Mann“ zu präsentieren, der unter den Folgen seiner traumatischen Vergangenheit leidet. Diese innere Zerrissenheit spiegelt sich nicht nur in der Handlung wider, sondern auch in der stilistischen Ausführung des gesamten Films.
Während der erste „Joker“ die Gefahren toxischer Männlichkeit und eine Gesellschaft, die oft versagt, ans Licht brachte, balanciert die Fortsetzung zwischen der Darstellung dieser Themen und dem Drang, sich von ihnen zu distanzieren. Dies führt zu Spannungen, da Arthur zwischen einem heroischen Ideal und seiner schmerzhaften Realität navigieren muss. Während er den Fans und seiner neuen Partnerin gerecht werden möchte, wird der Druck unerträglich.
Die Herausforderung für Arthur und die Prämisse des Films, die psychologischen und emotionalen Tiefen zu erkunden, bleibt dabei im Mittelpunkt. Der Zuschauer wird dazu eingeladen, die verschiedenen Facetten der Charaktere zu hinterfragen und zu erkennen, wie die Komplexität der menschlichen Erfahrung oft von der Musik und der Kunst beeinflusst wird.
Insgesamt ist „Joker: Folie à Deux“ nicht nur ein weiterer Film im DC-Universum, sondern eine kühne künstlerische Aussage. Die Kombination aus Musik, Romantik und psychologischem Drama macht diesen Film zu einem faszinierenden Erlebnis, das die Zuschauer in seinen Bann zieht. Der Film spielt mit den Erwartungen seiner Zuschauer und eröffnet gleichzeitig einen Dialog über die Natur von Identität, Liebe und der Suche nach Anerkennung, die im Kern von Arthurs Dilemma steht.