In der letzten Woche wurde eine heftige Diskussion über die Zukunft der Spitalsversorgung in Niederösterreich angestoßen. Ein bisher vertrauliches Expertenpapier, das nun an die Öffentlichkeit gelangte, schlägt vor, vier von insgesamt 27 Krankenhäusern im Bundesland zu schließen. Die betroffenen Standorte sind die Kliniken in Hollabrunn, Korneuburg und Stockerau, die zusammengelegt werden sollen, während Gänserndorf als Primärversorgungszentrum umgestaltet werden soll. Dieses Konzept sieht auch vor, dass die Akutversorgung in Melk, Klosterneuburg, Gmünd und Waidhofen an der Thaya eingestellt wird, woraufhin diese Einrichtungen zu Sonderkrankenanstalten umgebaut werden sollen.
Diese Vorschläge haben in der Bevölkerung Bedenken ausgelöst und viele Menschen besorgt. Der zuständige Landesrat, Martin Schleritzko, erklärte, dass faktisch das geleakte Dokument bereits während der letzten Legislaturperiode erarbeitet wurde und nicht die Intention war, dies vor der medienwirksamen Veröffentlichung zu diskutieren. Schleritzko betonte, dass es seine Aufgabe sei, den Bürgern Sicherheit zu geben und klare Informationen zu liefern, da der Gesundheitspakt, an dem alle Regierungsparteien beteiligt sind, das Ziel verfolge, das Gesundheitssystem zukunftssicher zu gestalten.
Transparenz und Versorgungssicherheit im Fokus
„Wir müssen sicherstellen, dass jeder Krankenhausstandort weiterhin eine zuverlässige Versorgung bietet“, so Schleritzko. Unabhängig von den Empfehlungen der Experten möchte er garantieren, dass es an allen aktuellen Standorten eine jederzeitige und hochwertige Akutversorgung gibt. Dies umfasst eine gesetzlich vorgeschriebene 24/7-Notfallversorgung, was bedeutet, dass stets ein Arzt oder Allgemeinmediziner erreichbar sein muss.
FPÖ-Landesrat Christoph Luisser, der auch Vorsitzender des NÖ Gesundheits- und Sozialfonds ist, ergänzte, dass der Gesundheitspakt das Fundament für eine moderne und nachhaltige Gesundheitsversorgung in Niederösterreich bilde. „Die Gewährleistung umfassender Versorgungssicherheit hat oberste Priorität“, erklärte er und verwies auf wichtige Herausforderungen wie den Fachkräftemangel und den demografischen Wandel, die das System ebenfalls belasten.
Die Diskussion fand auch politischen Widerhall. So drängt die SPÖ auf mehr Klarheit über die Hintergründe des Expertenpapiers und äußert Bedenken hinsichtlich möglicher Absprachen zwischen den Koalitionspartnern. Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig forderte, dass der Gesundheitsprozess transparenter gestaltet wird und die Bevölkerung rechtzeitig über alle Entwicklungen informiert wird.
Zukunftsausblick für den Gesundheitspakt
Eine Fachgruppe und ein Expertengremium arbeiten derzeit an den Details des Gesundheitspakts. Der Prozesskoordinator Markus Klamminger berichtete von bereits 13 Sitzungen in beiden Gremien, durch die verschiedene Themenbereiche diskutiert werden. In der ersten Jahreshälfte 2025 sollen dann die Handlungsempfehlungen der Politik präsentiert werden. Die Politik steht also vor der Herausforderung, die Ergebnisse und Bedenken der Bevölkerung in ihren Entscheidungen zu berücksichtigen.
Der Reformbedarf im Gesundheitswesen wird von vielen Akteuren unterstrichen, insbesondere von der NEOS, die eine grundlegende Erneuerung der Spitalslandschaft in Niederösterreich fordern. Sie sehen die Notwendigkeit eines Ausbaus der wohnortnahen Versorgung, etwa durch Gesundheitszentren oder Gemeinschaftspraxen, um eine längerfristige Verbesserung der Patientenversorgung zu gewährleisten.
Die Diskussion um die Krankenhausstandorte zeigt deutlich, wie wichtig ein gut durchdachtes und transparentes Gesundheitskonzept für die Bevölkerung ist. Es bleibt abzuwarten, wie die politischen Entscheidungsträger mit den aktuellen Empfehlungen umgehen werden und welche Schritte sie unternehmen, um eine umfassende Gesundheitsversorgung sicherzustellen.
Für nähere Informationen zu diesem Thema, siehe die aktuelle Berichterstattung auf noe.orf.at.
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