Im Bezirk Zwettl, in einer Region, die viele mit Erinnerungen an ihre Wurzeln verbinden, findet jedes Jahr eine besondere Gedenkfeier statt. Es geht um die Aussiedlung von etwa 7.000 Menschen aus 42 Ortschaften zwischen 1938 und 1942, darunter Döllersheim, Niederplöttbach und Kleinmotten. Die dramatischen Umstände, unter denen die Einwohner ihre Heimat verlassen mussten, sind Teil einer dunklen Geschichte, die auch heute noch viele berührt.
Die Entscheidung zur Aussiedlung war für viele Familien ein schwerer Schlag. Oft blieben den Betroffenen nur kurze Zeit, um ihr Leben neu zu ordnen. „Meine Mutter erzählte, dass sie 1938 den ersten Bescheid bekamen und im Frühjahr 1939 schließlich gehen mussten“, berichtet Hilde Bauer, deren Mutter die Vertreibung miterlebte. Widerstand war sinnlos und viele gingen letztendlich mit großer Angst in die Ungewissheit.
Bedeutung der Gedenkfeier
Die Gedenkfeier in Döllersheim hat sich zu einem wichtigen Ereignis entwickelt, das auch jüngere Generationen anzieht. „Mein Großvater liegt hier begraben, und mein Vater konnte lange nicht über die Aussiedelung sprechen. Das war ein großer Schock für ihn“, erzählt Franz Pfeisinger. Seine Erfahrungen sind nicht die einzigen, die in den Erzählungen der Nachkommen weiterleben. Der „Verein der alten Heimat“ spielt eine zentrale Rolle, um die Erinnerung an diese Ereignisse wachzuhalten und die Geschichten weiterzugeben.
Dieser Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Vergangenheit lebendig zu halten, und verdeutlicht, dass die Region einst ein blühendes Zuhause war, bevor das Gebiet in ein militärisches Übungsfeld umgewandelt wurde. „Wir dürfen diesen Teil unserer Geschichte nicht vergessen“, betont Vereinsobmann Bernhard Lehr, der sich dafür einsetzt, dass die Wurzeln der Gemeinschaft nicht verloren gehen.
Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auch auf der alten Pfarrkirche von Döllersheim, die vom Bundesheer als Denkmal der Vertreibung erhalten wird. Diese Stätte wird nicht nur als Ort des Gedenkens betrachtet, sondern auch für die jährlichen Feierlichkeiten rund um den Friedhof genutzt, wo Militärmusik und Ehrenwachen für einen feierlichen Rahmen sorgen.
Neu ist das Angebot des Bundesheers, unter der Leitung von Oberst Julius Schlapschy, Fahrten zu den ehemaligen Wohnorten anzubieten. Angehörige und Nachkommen können in kleinen Gruppen – meist bis zu acht Personen – ihre „alte Heimat“ besuchen. „Das Interesse ist spürbar, und die Zahl der Teilnehmer wächst“, berichtet Schlapschy, was zeigt, dass die Erinnerungen an die Vergangenheit auch in den kommenden Generationen lebendig bleiben.