Am 18. Oktober um 19:30 Uhr präsentiert das TAM eine besondere szenische Lesung: „Kaiser Joseph und die Bahnwärterstochter“ von Fritz von Herzmanovsky-Orlando. Dieses Stück, das lange vor der Eisenbahn spielt, ist ein literarisches Highlight, das sowohl humorvoll als auch schräg ist und zahlreiche skurrile Charaktere bietet.
Die Handlung des Stücks dreht sich um Kaiser Josef II., der inkognito in eine abgelegene Region reist. Hier trifft er auf eine eigenwillige Truppe von Wilderern, Provinzheldinnen, kochenden Dampflokomotiven und einem ständig lüsternen Kaiser. Trotz des chaotischen Geschehens entwickelt sich die Geschichte so, dass am Ende alles gut ausgeht.
Darstellung und Begleitung
Die 22 unkonventionellen Charaktere werden von Bernd Remsing meisterhaft verkörpert. Er wechselt blitzschnell zwischen den Rollen von Kaiser Joseph, der Bahnwärterstochter Nozerl, dem Wilderer Teuxelsieder Franz und der Witwe Leopoldine Gackermaier. Diese Transformationen werden durch die Darbietungen der Spontankomponistin Gabriele Stöger, die auf ihrer „linkshändigen Geige“ spielt und andere Geräuschapparate einsetzt, lebhaft untermalt.
Nach erfolgreichen Auftritten in Wien macht sich das Duo nun auf den Weg in die Provinz, wo das Stück seinen Ursprung hat. Die österreichische Provinz und abgelegene Gebiete der Donaumonarchie stehen als Kulisse für die surrealistischen und anarchistischen Elemente des Werkes. Herzmanovsky-Orlandos Stück hat sowohl inhaltlich als auch formal Verbindungen zur Avantgarde und beeinflusste spätere Schriftsteller wie Konrad Bayer und H.C. Artmann.
Interessanterweise wurde das Werk zu Lebzeiten des Autors nie veröffentlicht, die Uraufführung erfolgte erst posthum am 10. Januar 1957 in den Münchner Kammerspielen.
Die Besetzung ist beeindruckend: Bernd Remsing, Jahrgang 1972, hat eine Ausbildung in Schauspiel und Regie sowie ein Studium der Germanistik und Geschichte hinter sich. Er lebt und arbeitet in Wien, wo er Lesungen, Museumsführungen und eigene Regieprojekte realisiert. Gabriele Stöger, die in Waidhofen/Thaya geboren wurde, führt Ihr Wissen als Dr. phil. in Theater- und Politikwissenschaft auf verschiedene Weise ein, unter anderem durch die Einrichtung des „Lebenden Textilmuseums Groß-Siegharts“ und ihre freiberufliche Tätigkeit als Kulturvermittlerin und Moderatorin.
Details zur Meldung