In einer atemberaubenden, aber herausfordernden Umgebung thront die 845-jährige Schwarzföhre im Piestingtal, hoch oben über der B21. Dieser historisch bedeutende Baum hat im Laufe der Jahrhunderte nicht nur Naturereignisse erlebt, sondern auch bedeutende gesellschaftliche Wandlungen, einschließlich der Herrschaftszeiten der Babenberger, die zu seiner Zeit an der Spitze ihrer Macht standen. Der Baum steht als das älteste bekannteste Exemplar Österreichs da und hat die Aufmerksamkeit von Wissenschaftlern aus ganz Europa auf sich gezogen.
Die Schwarzföhre, die 2011 von Michael Grabner, einem Dendrochronologen der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Tulln, entdeckt wurde, bietet spannende Einblicke in die Biodiversität und Lebensweise heimischer Bäume. Grabner ist bekannt dafür, Jahresringproben von besonders alten Bäumen zu entnehmen und erklärt, dass es oft nicht die großen, eindrucksvollen Bäume sind, die das Alter am besten widerspiegeln. Stattdessen sind es in der Regel die kleineren, knorrigen Exemplare, die weniger beachtet werden.
Dendrochronologie: Die Lehre des Baumalters
Die Wissenschaft von der Datierung und Überprüfung des Baumalters nennt sich Dendrochronologie, ein Begriff, der sich aus altgriechischen Wörtern zusammensetzt. Grabner hebt hervor, dass beim Wachsen von Bäumen nicht allein die Größe entscheidend ist; oft können Arten, die in schwierigeren Standortbedingungen gedeihen, älter werden, da sie über stärkere Abwehrmechanismen verfügen. Diese besonderen Bäume, meist kleiner und bescheidener im Auftreten, zeigen über Jahrzehnte hinweg eine beeindruckende Resistenz.
Die Schwarzföhre ist ein Paradebeispiel für einen solchen Überlebenskünstler. Direkt auf einem Kalkfelsen sitzend, hat der Baum ein Wasserreservoir, das sich aus wenigen Rissen im Gestein speist. Laut Grabner leidet die Föhre unter chronischem Trockenstress, was sie aber gleichzeitig widerstandsfähiger macht. „Bäume, die gewissen Herausforderungen ausgesetzt sind, lernen, besser mit Stress umzugehen“, erläutert er weiter.
Herausforderungen und der bevorstehende Abschied
Obwohl die Schwarzföhre viele Jahrhunderte überdauert hat, dämpfen die aktuellen klimatischen Veränderungen ihre Lebensqualität. Grabner merkt an, dass der Baum im Vergleich zu Fotografien von 2011 merklich an Krone verloren hat. Er schätzt, dass die Föhre nicht mehr lange vital bleiben wird und prognostiziert, dass sie wahrscheinlich in weniger als hundert Jahren ihr Lebensende erreichen könnte. Auch wenn die Nadeln noch grün sind, deutet alles darauf hin, dass der Baum bald seine Zeit erfüllt haben wird. Dennoch hat die Schwarzföhre mit einer Lebenserwartung von maximal 800 Jahren in jedem Fall großzügig gelebt.
Die Resilienz und die Besonderheiten der Schwarzföhre machen sie zu einem faszinierenden Beispiel für die Anpassungsfähigkeit heimischer Baumarten. Es bleibt abzuwarten, wie die Herausforderungen, insbesondere die klimatischen Veränderungen, den Chronisten der Natur weiterhin beeinflussen werden , wie noe.orf.at berichtet.
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