Tulln

Alarmierende Studie: Pflegekräfte in Österreich als Zweitopfer betroffen

Alarmierende Umfrage: In Österreich leiden 68% der Pflegekräfte unter den Folgen von Patientenschäden – oft gewalttätige Vorfälle oder Zeitdruck treiben sie zum "Zweitopfer"!

In einer neuen und aufschlussreichen Studie wird das Phänomen der "Zweitopfer" unter Pflegekräften thematisiert. Als "Zweitopfer" bezeichnet man all jene Fachkräfte – einschließlich Ärzte, Pflegekräfte und Physiotherapeuten –, die durch unvorhergesehene Vorfälle, medizinische Fehler oder fehlerhafte Behandlungen belastet werden. Ein Team um die Intensivmedizinerin Eva Potura hat an einer Umfrage teilgenommen, um herauszufinden, wie viele Pflegekräfte in Österreich betroffen sind.

Insgesamt haben 928 Pflegekräfte an der Online-Befragung teilgenommen. Interessant ist, dass über zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) anfänglich nicht gewusst hatten, dass sie zu den Zweitopfern zählen könnten. Nach einer kurzen Erklärung zu den Begrifflichkeiten gaben jedoch etwa 82 Prozent an, nun als solche zu erkennen. In fast zwei Dritteln der Fälle erlebten die Pflegekräfte solch einen Vorfall innerhalb des letzten Jahres.

Häufige Auslöser und deren Auswirkungen

Ein weiterer alarmierender Befund der Studie legt nahe, dass viele der befragten Pflegekräfte Opfer von gewalttätigen Vorfällen wurden, die von Patienten oder deren Angehörigen ausgingen. 37 Prozent der Teilnehmer berichteten von aggressivem Verhalten, während 24 Prozent den unerwarteten Tod oder Selbstmord eines Patienten als Stressauslöser angaben. Diese Vorfälle können zu ernsthaften psychologischen und körperlichen Beschwerden führen, einschließlich Schlafstörungen, Angstzuständen oder sogar psychosomatischen Beschwerden.

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Ein interessantes Ergebnis der Studie zeigt, dass fast 80 Prozent der Befragten Frauen waren. Diese Gruppe zeigte auch eine höhere Prävalenz an Symptomen als ihre männlichen Kollegen. Besonders belastend erfahren jüngere Pflegekräfte die Nachwirkungen kritischer Vorfälle, was die Dringlichkeit einer differenzierten Betrachtung der Unterstützung erforderlich macht.

Obwohl über die Hälfte der Befragten nach einem traumatischen Vorfall Unterstützung in Anspruch nahm, war diese Hilfe oft auf die Kolleginnen und Kollegen beschränkt. 92 Prozent der befragten Pflegekräfte suchten Unterstützung in ihrem unmittelbaren Arbeitsumfeld. Potura hebt hervor, dass eine spezielle Ausbildung der Peers für die Verarbeitung kritischer Ereignisse entscheidend ist. Es besteht ein deutlicher Bedarf an systematischer Organisation von Unterstützungsmaßnahmen, einschließlich Deeskalations- und Kommunikationstrainings.

Zusätzlich gab es auch Hinweise darauf, dass 31 Prozent der Befragten keine Hilfe erhielten, obwohl sie diese notwenig gehabt hätten. 13 Prozent gaben sogar an, dass ihnen die erforderliche Unterstützung verweigert wurde. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, dass Unterstützung klar strukturiert und implementiert wird. Die Datenbasis der Umfrage, die vom Verein "Second Victim" gemeinsam mit dem Wiesbaden Institute for Healthcare Economics and Patient Safety (WiHelP) durchgeführt wurde, deutet darauf hin, dass sich im österreichischen Gesundheitswesen deutlicher Handlungsbedarf ergibt.

Die Erhebung fand zwischen dem 15. September und 12. Dezember 2023 statt und richtete sich an Pflegekräfte, die Mitglieder des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes sind. Die Ergebnisse zeigen, dass der Beruf des Pflegepersonals nicht nur ein physisches, sondern auch ein emotionales Risiko birgt, was bei der künftigen Gestaltung von Fortbildungsprogrammen und Unterstützungsangeboten Berücksichtigung finden sollte.

Findet diese Thematik Ihr Interesse? Dann sind Sie eingeladen, weitere Details in der umfassenden Veröffentlichung der Studie zu lesen, die von den Beteiligten entwickelt wurde, um das Bewusstsein für die emotionalen und psychologischen Herausforderungen zu schärfen, denen Pflegekräfte in ihrem Arbeitsalltag gegenüberstehen. Für eine tiefere Einsicht können Siehier klicken.


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Quelle
news.at

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