St. Pölten

Von Schiller zu Protest: Koohestanis Theaterstück vereint Frauenkämpfe

"Erlebe die spannende Fusion von Schillers Rivalität der Königinnen und dem iranischen Freiheitskampf in einem besonderen Theaterstück von Mahin Sadri, das ab Freitag in St. Pölten läuft!"

Im Herzen der Theaterwelt zeigt sich eine spannende Neuausrichtung, die auf das historische Drama von Schiller zurückgreift. Die iranische Dramatikerin Mahin Sadri hat eine neue Version des beliebten Stücks geschaffen, die nicht nur die Rivalität zwischen Elisabeth I. und Maria Stuart beleuchtet, sondern auch tiefere gesellschaftliche Brüche reflektiert. Diese Inszenierung ist ab Freitag als Koproduktion des Landestheaters Niederösterreich und der Tangente St. Pölten zu sehen, unter der Regie des renommierten Amir Reza Koohestani.

Koohestani, der 1978 in Schiraz, Iran, geboren wurde, nutzt die Figur der Maria Stuart nicht einfach als historische Ikone, sondern als Spiegelbild der gegenwärtigen Protestbewegungen im Iran. Diese Bewegungen sind durch den Mord an Mahsa Amini im Jahr 2022 ins Leben gerufen worden und haben sich zu einem gewaltigen Ruf nach Freiheit und Gleichheit entwickelt, in dem sich die Stimmen der Frauen besonders stark artikulieren. Koohestani thematisiert nicht nur geschichtliche Konflikte, sondern verwebt diese mit den Herausforderungen, denen sich Frauen in seinem Heimatland gegenübersieht.

Ein Spiegel der Gegenwart

Die Beziehung zwischen Elisabeth und Maria wird oft als eine von Rivalität und Machtkämpfen angesehen, doch Koohestani und Sadri zeigen auf, dass es auch eine enorme Nähe zwischen diesen Frauen gibt. In ihrer Darstellung stehen beide Protagonistinnen symbolisch für die unterdrückten und die regimetreuen Stimmen im Iran. Hier wird klar, dass sowohl die Freiheit suchenden Frauen als auch ihre Gegnerinnen, die Sittenwächterinnen, in einem System gefangen sind, das sie stark einschränkt.

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Koohestani betont, dass Schillers Werk immer noch von Bedeutung ist und eine Reihe von Zitaten und Themen aufweist, die aktuelle Bezüge haben. Die Figur der kämpferischen Frau, die als Bedrohung für die Mächtigen angesehen wird, zieht sich durch die Jahrzehnte und spiegelt sich in den iranischen Protesten wider. Die Dramatik und der Mut der Frauen, die sich gegen die Unterdrückung auflehnen, wird durch die Figuren von Elisabeth und Maria verkörpert.

Im Gespräch mit dem KURIER bezieht Koohestani Stellung zu verschiedenen Themen, die heute relevant sind. Auf die Frage, ob er sich als Feminist sehe, antwortet er mit einem klaren „Auf jeden Fall.“ Er ist sich bewusst, dass es noch ein weiter Weg zur Gleichberechtigung ist und kritisiert die Sitten und Normen, die über das Kleidungsbild von Frauen in verschiedenen Gesellschaften entscheiden.

Der Preis der Kunst

Wie er sich in einem Umfeld fühlt, wo Frauen in seinem Heimatland damit rechnen müssen, für ihre Freiheit ernsthaft zu kämpfen, während in anderen Ländern wie Österreich und Deutschland eine gewisse Liberalität herrscht, betont Koohestani die Notwendigkeit der Säkularisierung: Das bedeutet für ihn, dass es keine Kleidervorschriften für Frauen geben sollte.

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Sein Werdegang als Theatermacher ist faszinierend: Aufgewachsen in einer Familie, die ihm die Möglichkeit gab, in der Welt des Theaters zu experimentieren, durfte er zahlreiche internationale Erfahrungen sammeln. Seine Organisation, die Mehr Theatre Group in Teheran, bringt seit 2001 bedeutende Werke auf die Bühne, wobei er immer wieder internationale Anerkennung erhält.

Koohestani erzählt auch von der Zensur, der er in Teheran ausgesetzt ist: Intimität auf der Bühne ist untersagt, und die Darstellung von Frauen ist stark reglementiert. Trotz dieser Restriktionen gibt es Bestrebungen von Theatermachern, gegen die Normen zu arbeiten. Seine gemischte Lebensweise zwischen Berlin und Teheran ermöglicht es ihm, kreative Freiräume zu nutzen und dennoch an seinen Wurzeln festzuhalten.

Berührend ist sein Bezug zu Salman Rushdie, dessen autobiografisches Werk „Knive“ er kürzlich gelesen hat. Rushdies eigene Erfahrungen mit einer verhängten Fatwa resonieren mit Koohestanis Überlegungen über Zensur und die Kunst des Geschichtenerzählens. „Wenn man ständig über die Fatwa spricht, wird man das Produkt der Fatwa“, reflektiert er und bezieht das auch auf seine eigene Arbeit im Theater. Er lehnt es ab, sich von den Einschränkungen beeinflussen zu lassen, die ihm das iranische Regime auferlegt hat.

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