Eine neue Perspektive auf Freundschaft und soziale Klassenunterschiede bietet das jüngste Werk von Patricia Mazuy mit dem Titel „Visiting Hours“. Die renommierte Regisseurin, bekannt für ihre Arbeit an „Vogelfrei“, bringt mit diesem Drama nicht nur eine bewegende Geschichte auf die Leinwand, sondern hebt zudem die schauspielerischen Talente ihrer Hauptdarstellerinnen hervor. Das Drama erzählt von der ungewöhnlichen Beziehung zwischen der wohlhabenden Alma, gespielt von der gefeierten Isabelle Huppert, und der alleinerziehenden Mutter Mina, dargestellt von Hafsia Herzi.
Die beiden Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein und treffen während eines Besuchs von ihren Ehemännern im Gefängnis aufeinander. Ihre Begegnung führt zu einer langsamen, aber tiefen Freundschaft, als Mina mit ihren zwei Kindern zu Alma zieht. Doch die Schatten der Vergangenheit ihrer Männer werfen bald einen dunklen Schatten auf ihre Beziehung. Der Film thematisiert eindrucksvoll die Diskrepanz zwischen ihren Lebensrealitäten, die in der Farbgestaltung und dem Dekor von Almas luxuriösem Zuhause im Kontrast zu Minas eher karger und düsterer Wohnsituation sichtbar wird.
Visuelle Ausdruckskraft und thematische Komplexität
„Visiting Hours“ nutzt viele Close-Ups, um das Innenleben der Charaktere sichtbar zu machen. Fließende Kamerabewegungen tragen zur Dynamik des Films bei und schaffen eine visuelle Kontinuität, die die beiden unterschiedlichen Welten der Hauptfiguren miteinander verknüpft. Die durchdachte Bildkomposition hat symbolischen Charakter und verleiht dem Film eine eigene Ästhetik.
Trotz dieser starken visuellen Elemente, scheinen einige Themen des Films eher oberflächlich behandelt. Die komplexen Beziehungen zwischen den Frauen und ihren Ehemännern werden nicht durchgängig ausgereift dargestellt, und die Sozialkritik wirkt in Teilen klischeehaft, besonders in Bezug auf Almas „snöseligen“ Freundeskreis. Andererseits zeigt sich in Almas trockenem Humor eine Stärke des Drehbuchs, die den Charakteren zusätzliche Tiefe verleiht.
Die Einsamkeit ist ein zentrales Thema in der Erzählung. Alma leidet unter der Kälte in ihrer Ehe, während Mina die Herausforderungen der alleinerziehenden Mutter bewältigen muss. In diesem Zusammenhang wird auch das Thema Emanzipation, welches beide Frauen auf unterschiedliche Weise anstreben, immer wieder angestoßen. Obwohl die beiden Protagonistinnen aus unterschiedlichen sozialen Klassen kommen, vereint sie letztendlich das Bedürfnis nach Unterstützung und menschlicher Verbindung.
Das Ende des Films verstärkt die individuellen Rollen und die Auswirkungen der Entscheidungen der beiden Frauen. Wie in einem Publikumsgespräch während der Viennale betont wurde, ist das Ende unvermeidlich und spiegelt die Entwicklungen der Charaktere wider. „Visiting Hours“ porträtiert auf bewegende Weise das Band zwischen zwei Frauen, die in einer herausfordernden Zeit zueinander finden.
Kritiker loben die visuelle Gestaltung des Films, der mit Humor und der brillantem Darstellung von Huppert und Herzi punkten kann. Obwohl die Handlung manchmal vorhersehbar ist, bietet das Drama wertvolle Einblicke in die menschlichen Beziehungen und die Herausforderungen, die mit den verschiedenen sozialen Hintergründen verbunden sind.
Für mehr Details über die filmischen Eindrücke und die vielschichtigen Themen, die „Visiting Hours“ behandelt, können Sie hier die vollständige Rezension auf www.uncut.at nachlesen.