St. Pölten

Das Wirtshaussterben in Niederösterreich: Tradition trifft Modernität

Das Gasthaus Winkler in St. Pölten schließt nach 120 Jahren, während das Wirtshaussterben in Niederösterreich weiter voranschreitet – wo bleibt die Gastronomie-Rettung?

Die kulinarische Landschaft Niederösterreichs verändert sich rasant. Bereits seit Jahren besorgt das Wirtshaussterben nicht nur Gastronomen, sondern auch eine breite Öffentlichkeit. Seit dem Jahr 2000 haben mehr als 1.100 traditionelle Gasthäuser in diesem Bundesland ihre Türen geschlossen. Diese Entwicklung stellt nicht nur eine Bedrohung für die traditionellen Wirtshäuser dar, sondern zeigt auch einen Wandel im Freizeitverhalten der Bevölkerung auf.

Rustikale Geschichte in Gefahr

Während im Jahr 2000 in Niederösterreich noch 2.800 Gasthäuser existierten, sank diese Zahl zehn Jahre später auf etwa 2.200 und liegt mittlerweile bei rund 1.700. Ein Beispiel ist das Gasthaus Winkler in St. Pölten, das seit 120 Jahren besteht und Ende Oktober 2023 schließen wird. Der Juniorchef hat entschieden, sich beruflich neu zu orientieren, was verdeutlicht, wie schwierig es ist, in der heutigen Zeit einen traditionellen Wirtshausbetrieb aufrechtzuerhalten. Solche Betriebsschließungen bedeuten nicht nur einen Verlust für die Gastronomieszene, sondern auch für die kulturelle Identität der Region.

Herausforderungen durch Fachkräftemangel

Die Gastronomie steht vor enormen Herausforderungen, die durch die COVID-19-Pandemie noch verstärkt wurden. Besonders der Mangel an qualifiziertem Personal bereitet vielen Gastronomen Kopfzerbrechen. Mario Pulker, Obmann des Fachverbands Gastronomie der Wirtschaftskammer Österreich, beschreibt die Situation: „Wir brauchen für die gleiche Arbeit einfach mehr Hände und diese Hände finden wir nicht oder nur ganz schwer.“ Die Suche nach Fachkräften wie Köchen und Restaurantleitern gestaltet sich zunehmend kompliziert. Dies führt dazu, dass Gasthäuser eventuell schließen müssen, da die notwendigen Ressourcen fehlen.

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Neue Wege im Gastgewerbe

Trotz dieser Herausforderungen gibt es auch Lichtblicke. Im Gasthaus Gruber in Euratsfeld beispielsweise hat die nächste Generation den Betrieb übernommen und geht erfrischend mit der Situation um. Juniorchef Christian Gruber und seine Partnerin haben nach einer Zeit in der Schweizer Gastro-Szene das Familienunternehmen neu aufgestellt. „In der heutigen Situation, mit dem Personal, ist es herausfordernd. Aber ich glaube, wir haben einen ganz guten Weg gefunden, um das Gasthaus neu zu interpretieren“, erklärt Gruber.

Das Gasthaus Gruber zeigt, dass eine behutsame Modernisierung sowohl sog. traditionelle Gerichte als auch jeden Gast ansprechen kann. Unter dem Einfluss von Juniorchefin Melanie Kalkhofer wurden historische Elemente mit modernen Akzenten vereint. Diese symbiotische Verbindung hat nicht nur das Ambiente des Hauses verbessert, sondern auch zur Zufriedenheit der Gäste beigetragen. Die moderne Speisekarte hat sich ebenfalls erfolgreich etabliert und zieht neue Kundschaft an.

Ein Appell an die Bundesregierung

Angesichts der Schwierigkeiten, vor denen die Gastronomie gemeinhin steht, ist ein Eingreifen der Bundesregierung von Nöten. Pulker fordert, dass Maßnahmen ergriffen werden, um die Rahmenbedingungen für Gastronomie und Tourismus zu verbessern. „Es gibt noch immer Menschen, die arbeitsfähig, jedoch nicht arbeitswillig sind. Diese Themen müssen in Gesprächsführungen berücksichtigt werden“, so Pulker. Während einige Betriebe wie das Gasthaus Gruber Hoffnung auf positive Wendungen sehen, wird andernorts der Kostendruck und die Sorge über die Schließungen immer drängender.

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Ein Wandel in der gastronomischen Kultur

Die Schließung so vieler Traditionsbetriebe wirft Fragen über die Zukunf der Gasthauskultur auf. Das Wirtshaus, als Ort der Geselligkeit und Geselligkeit, ist mehr als nur ein Platz zum Essen; es ist Teil des kulturellen Erbes. Dieses sollte durch innovative Geschäftsmodelle und neue Ansätze in der Gastronomie nicht nur erhalten, sondern auch gestärkt werden. Nur so können wir verhindern, dass die Wirtshauskultur im Strom der Modernisierung untergeht.

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