Scheibbs

Gewalt kennt keine Ferien: Frauenberatung ruft zur Aktion auf

In Österreich bleibt häusliche Gewalt trotz Sommerhitze ein heißes Thema: Mit 14 Femiziden und einer neuen Kampagne will die Frauenberatung die Opfer ermutigen, endlich Hilfe zu suchen!

Häusliche Gewalt ist ein drängendes Problem, das oft nicht die Aufmerksamkeit erhält, die ihm zusteht. In Österreich wurden seit Beginn des Jahres 2024 bereits 14 Femizide und 26 Mordversuche sowie Fälle schwerer Gewalt an Frauen registriert. Diese alarmierenden Zahlen zeigen, dass vor allem Frauen zu den Opfern solcher Gewalthandlungen werden. Ein neues Projekt soll dabei helfen, das Bewusstsein für diese Problematik zu schärfen und betroffene Frauen zu ermutigen, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Die Frauenberatung Mostviertel hat eine Social Media Kampagne unter dem Motto „Gewalt macht keine Sommerpause“ ins Leben gerufen. Diese Kampagne zielt darauf ab,.Informationen zu verbreiten und Unterstützung anzubieten. „Es ist wichtig, dass wir hinschauen und handeln. Häusliche Gewalt ist ein gesellschaftliches Problem, das uns alle angeht,“ erklärt Karin Kienberger von der Frauenberatung.

Ein schleichender Prozess

Gewalt in Partnerschaften entwickelt sich oft schleichend. Wie Kienberger beschreibt, beginnt alles häufig mit einer vermeintlichen „großen Liebe“. Zunächst ist die Beziehung von Zuneigung geprägt, die sich jedoch schnell in Kontrolle und Machtspielchen verwandelt. „Oft sehen Frauen nicht, dass sie in eine gewalttätige Beziehung geraten sind, bis es zu spät ist“, so die Beraterin. Kontrolle über das Handy oder das Loslösen von Freundinnen und Freunden sind erste Warnzeichen, die häufig übersehen werden.

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Der Weg aus einem solchen Teufelskreis ist alles andere als einfach. „Jede dritte Frau, die die Frauenberatung in Anspruch nimmt, war oder ist von Gewalt betroffen“, berichtet Kienberger. Viele Frauen fühlen sich gefangen in einem System, das durch Abhängigkeiten geprägt ist, und benötigen Zeit und Unterstützung, um diesen Kreislauf zu durchbrechen.

„Es dauert oft lange, bis Klienten den Mut finden, sich Hilfe zu suchen“, fügt sie hinzu. Die Frauenberatung sieht sich hier in der Verantwortung, aufzeigt, wie wichtig es ist, frühzeitig Hilfe zu leisten und die Zeichen von Gewalt zu erkennen. „Wir müssen darüber sprechen, und das oft, um das Bewusstsein in der Gesellschaft zu schärfen“, sagt Kienberger.

Gesellschaftliche Verantwortung

Die Sommerkampagne der Frauenberatung hat nicht nur das Ziel, betroffene Frauen zu ermutigen, sondern auch, ein breiteres Publikum für das Thema zu sensibilisieren. „Es ist nicht nur ein Problem für die direkten Opfer, sondern ein gesellschaftliches Problem, das uns alle angeht. Jeder kann einen Unterschied machen, indem er hinschaut und agiert“, so die Beraterin.

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Die Frauenberatung appelliert an alle, nicht wegzusehen. Junge Menschen, Nachbarn und Freunde sollten ermutigt werden, Anzeichen von Gewalt frühzeitig zu erkennen und Hilfe zu leisten. Die Idee ist einfach: Durch das Teilen von Informationen und persönlichen Geschichten soll ein Raum geschaffen werden, der Offenheit fördert und Frauen zeigt, dass sie nicht allein sind.

Die Krankheit der häuslichen Gewalt ist weit verbreitet und erfordert eine kollektive Anstrengung, um wirksame Lösungen zu finden. Die „Gewalt macht keine Sommerpause“ Kampagne könnte dazu beitragen, den ersten Schritt zu machen und das Schweigen zu brechen.

Ein Aufruf zur Aufmerksamkeit

Häusliche Gewalt bleibt häufig im Verborgenen, und die damit verbundenen Themen müssen dringend ans Licht gebracht werden. Die Frauenberatung Mostviertel möchte mit ihrer Kampagne die Stimmen der betroffenen Frauen stärken und klarmachen, dass Hilfe jederzeit verfügbar ist. Die Botschaft ist klar: Jeder kann helfen, jeder sollte helfen. Wenn wir als Gesellschaft nicht gemeinsam gegen häusliche Gewalt auftreten, werden wir nicht in der Lage sein, das Problem wirklich zu lösen. “Wir müssen die Betroffenen unterstützen und sie ermutigen, den ersten Schritt zu tun”, sagt Kienberger und fordert dazu auf, aktiv zu werden.

Ursachen und Einflussfaktoren häuslicher Gewalt

Häusliche Gewalt ist ein multifaktorielles Problem, das durch eine Vielzahl von sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Faktoren beeinflusst wird. Traditionelle Geschlechterrollen und patriarchale Strukturen tragen oft dazu bei, dass Frauen in einer defensiven Position bleiben. In vielen Gesellschaften wird Männlichkeit mit Dominanz und Kontrolle assoziiert, was das Auftreten von Gewalt begünstigen kann. Studien zeigen, dass in Regionen, in denen das Bewusstsein für Gendergleichheit geringer ist, die Inzidenz von Gewalt gegen Frauen tendenziell höher ist.

Darüber hinaus spielen wirtschaftliche Unsicherheit und Stress eine bedeutende Rolle im Kontext häuslicher Gewalt. Arbeitslosigkeit oder finanzielle Probleme können die Spannungen in Beziehungen erhöhen und zu gewalttätigem Verhalten führen. Laut einer Umfrage von Eurofound sind 27 % der Frauen in der EU, die Gewalt erfahren haben, der Meinung, dass finanzielle Schwierigkeiten ein Auslöser dafür waren (Quellen: Eurofound).

Rolle von Unterstützungsnetzwerken

Soziale Unterstützungsnetzwerke sind entscheidend für Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Unterstützung kann durch Freunde, Familie oder spezialisierte Organisationen wie Frauenhäuser und Beratungsstellen bereitgestellt werden. Diese Netzwerke helfen nicht nur, sofortige Hilfe zu leisten, sondern bieten auch langfristige Ressourcen zur Bewältigung von Trauma und zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft.

Eine Studie des deutschen Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zeigt, dass die meisten Frauen, die Hilfe bei einer Beratungsstelle suchen, engagierte Gespräche über ihre Erlebnisse und emotionale Unterstützung als sehr hilfreich empfinden (Quellen: BMFSFJ). Der Zugang zu Informationsressourcen kann ebenfalls entscheidend sein, um Frauen in Krisensituationen die notwendigen Informationen über rechtliche Schritte oder Unterkunftsmöglichkeiten zu geben.

Statistiken zur häuslichen Gewalt

Die Statistiken zur häuslichen Gewalt bleiben alarmierend. Laut Berichten des österreichischen Bundesministeriums für Inneres wurden im Jahr 2023 insgesamt über 27.000 Fälle von häuslicher Gewalt gemeldet. Dies stellt einen Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren dar. Besonders besorgniserregend ist die steigende Zahl von Femiziden. Während in den 1990er Jahren in Österreich etwa ein Femizid pro Monat gemeldet wurde, ist diese Zahl in den letzten Jahren auf durchschnittlich einen pro Woche gestiegen (Quellen: BMI).

Zusätzlich zeigt eine Umfrage der österreichischen Frauenberatungen, dass etwa 60 % der Frauen, die Gewalt erfahren haben, nicht darüber sprechen, aus Angst vor Stigmatisierung oder Repressalien. Diese Stille und Isolation verschärfen das Problem und verhindern, dass betroffene Frauen die nötige Unterstützung erhalten.

Mit solchen Statistiken wird deutlich, dass die Sensibilisierung und die Schaffung von Unterstützungsnetzwerken von größter Bedeutung sind, um die Situation für betroffene Frauen zu verbessern. Mobilisierung der Gesellschaft ist notwendig, um die Auswirkungen von häuslicher Gewalt zu bekämpfen und langfristige Veränderungen herbeizuführen.

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