Im Saarland zeichnet sich ein besorgniserregender Trend ab: Immer mehr Kinder und Jugendliche müssen wegen Lungenentzündungen behandelt werden, die durch Mykoplasmen verursacht werden. Diese Bakterien, die sich häufig in den oberen Atemwegen ansiedeln, können zu Symptomen wie Husten, Schnupfen und Fieber führen. Dr. Benedikt Brixius, Kinderarzt aus Homburg, stellt fest, dass die Krankheitszeichen oft harmlos erscheinen, aber in bestimmten Fällen auch ernsthafte Atemwegserkrankungen hervorrufen können.
Aktuelle Daten belegen, dass in diesem Jahr an der Kinder- und Jugendklinik auf dem Winterberg in Saarbrücken fast hundert Lungenentzündungen bei jungen Patienten diagnostiziert wurden, wobei mehr als ein Drittel auf eine Mykoplasma-Infektion zurückzuführen ist. Dies ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den rund 60 Fällen, die im gesamten Jahr 2023 in der Klinik erfasst wurden, von denen nur 15 Prozent auf Mykoplasmen entfielen.
Rasanter Anstieg der Mykoplasmen-Infektionen
Am Marienhaus Klinikum in Neunkirchen zeigt sich ein ähnliches Bild: Dort wurden 2023 rund 100 Kinder und Jugendliche mit durch Mykoplasmen verursachten Lungenentzündungen stationär behandelt – eine drastische Erhöhung im Vergleich zu nur 25 Fällen im Vorjahr, berichtet der leitende Oberarzt für Kinder- und Jugendmedizin, Fabian Drautz. Er betont, dass Mykoplasmen bei Schulkindern und jungen Erwachsenen etwa 20 Prozent aller Lungenentzündungen ausmachen.
Brixius verweist auf die besondere Häufigkeit dieser Infektionswelle in diesem Jahr, die alle drei bis vier Jahre auftritt, jedoch heuer intensiver ausgeprägt ist. Auch am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg spiegelt sich dieser Anstieg wider; während zuvor maximal zwei Personen jährlich stationär behandelt wurden, sind es in diesem Jahr bereits etwa zehn.
Ein Zusammenhang mit Corona?
Ein möglicher Grund für das plötzliche Ansteigen müsse in den Hygieneschutzmaßnahmen während der Corona-Pandemie gesehen werden. In dieser Zeit waren Infektionen mit Mykoplasmen nahezu nicht vorhanden. Nun kehren diese Krankheiten zurück, da die Immunität in der Bevölkerung geschwächt wurde. „Ich würde das auch auf die Corona-Pandemie zurückführen“, erklärt Dr. Michael Zemlin, der geschäftsführende Direktor der Kliniken für Kinder- und Jugendmedizin am UKS.
Die Mediziner erwarten jedoch, dass die Infektionszahlen im nächsten Jahr wieder zurückgehen werden. Die Behandlung von Mykoplasma-Infektionen ist in der Regel unkompliziert und erfolgt häufig ambulant. In den meisten Fällen sind Antibiotika nicht notwendig, da die Infektion oft von selbst abklingt. „Bei schweren Fällen ist eine Behandlung mit speziellen Antibiotika erforderlich, die meist ambulant erfolgt“, so die Experten.
Die Symptomatik kann bei Kindern ohne Vorerkrankungen mild verlaufen, während Kinder mit bestehenden gesundheitlichen Problemen unter Umständen einer höheren Gefahr ausgesetzt sind. Zu den Risikofaktoren zählen unter anderem Asthma oder Autoimmunerkrankungen. Dr. Zemlin weist jedoch darauf hin, dass auch einige gesunde Kinder betroffen sind, was die Heilung erschweren kann.
Eltern sollten aufmerksam sein, wenn ihr Kind über mehrere Tage hinweg Fieber hat oder Anzeichen von Teilnahmslosigkeit zeigt. In diesen Fällen wird geraten, einen Facharzt zu konsultieren. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn das Kind Atemnot hat oder andere auffällige Symptome wie Hautausschläge oder starke Kopfschmerzen zeigt.
Eine tiefergehende Analyse der This study found trends into Mykoplasma infections und deren Häufung ist in einem Artikel auf www.sr.de zu finden.