In Troisdorf-Bergheim fand ein bemerkenswerter Konzertabend statt, der Musikliebhaber und Weinfreunde gleichermaßen erfreute. Nahe der neugotischen Backsteinkirche St. Lambertus verwandelte sich der Pfarrgarten in einen Ort der Genüsse, wo die harmonischen Klänge des Orgelspiels auf die feinen Ahrweine trafen. Die Veranstaltung, die über vier Stunden ging, hatte einen besonderen Untertitel: „Wein trifft Orgel“, was auf die verführerische Verbindung von Musik und Wein hinwies.
Die Organisten Simon Botschen, Guido Harzen und Markus Prange sorgten für ein facettenreiches Programm, das ganz im Zeichen klassischer Musik stand. Die Auswahl der Stücke reichte von Beethoven über Bruckner bis hin zu Elgar und Boslet. Schon allein die Musik wäre Grund genug gewesen, um den Abend als genussvoll zu bezeichnen, doch der Wein verlieh dem Erlebnis eine zusätzliche Dimension.
Ein musikalisches Weinangebot
Simon Botschen, der nicht nur als Kirchenmusiker tätig ist, sondern auch den Titel eines „Anerkannten Beraters für Deutschen Wein“ trägt, eröffnete den Abend mit einer musikalischen Reise durch die deutschen Weinbauregionen. Er präsentierte das „Concerto in h-moll“ von Johann Gottfried Walther, welches von einem kraftvollen Präludium von Ludwig Boslet begleitet wurde. Diese Auswahl war perfekt auf die Region abgestimmt und bereitete die Zuhörer auf die erste Weinverkostung vor: einen Riesling vom Schiefer, der von dem Ahrwinzer Sermann produziert wurde.
Das Publikum war begeistert von der Kombination aus musikalischen Darbietungen und erlesenen Weinen. Besonders der Bellabianca Spätburgunder Blanc de Noir, beschrieben als harmonisch, fruchtig und leicht schmelzig, harmonierte hervorragend mit den anschließenden Klängen von Bruckner und Beethoven. Die Werke, wie die Mondscheinsonate und das „Adagio Cantabile“ aus der „Pathétique“, kamen beim Publikum besonders gut an und sorgten für einen emotionalen Höhepunkt.
Ein weiterer Höhepunkt kam von Markus Prange, dessen Programm „Barock trifft Romantik“ lautete. In diesem Teil des Abends präsentierte er Stücke wie das „Finale – Rondo Allegro“ von C. F. Ruppe und Theodore Salomés „Fanfare, op 21/3“. Die musikalischen Klänge wurden perfekt ergänzt durch den Genuss eines glutroten Spätburgunders, der die Atmosphäre lediglich verstärkte.
Nach dem vierten Konzert stellte Botschen einen Marienthaler Frühburgunder vor, den er durch die „California Wine Suite, op. 40“ musikalisch inszenierte. Indem er eine erlebnishafte Reise durch hintergründige musikalische Interpretationen bot, verband er die acht Rebsorten des Napa Valleys mit den entsprechenden Weinen, was das Publikum sowohl musikalisch als auch kulinarisch mitnahm.
Ein Bodenständiger Genuss der Extraklasse
Die Veranstaltung war ein Paradebeispiel dafür, wie klassische Musik und der Genuss von Wein zusammengreifen können, um ein einzigartiges Erlebnis zu schaffen. Besucher konnten nicht nur exquisite Weine kosten, sondern auch zurücklehnen und sich von erstklassiger Orgelmusik unterhalten lassen. Die Zusammenarbeit zwischen den Organisten und den Weinanbietern war durchweg gelungen und offenbarte die tief verwurzelte Beziehung zwischen der deutschen Weinkultur und der Musikkunst.
Gerhard Kannen und Holzschüler Holger Franke bewährten sich als Schankwirte und sorgten dafür, dass der Weinfluss ununterbrochen blieb, während die Zuhörer in die musikalischen Klänge eintauchten. Durch diese wunderschöne Symbiose von Musik und Wein wurde der Konzertabend nicht nur zu einem kulturellen Ereignis, sondern auch zu einem geselligen Zusammenkommen von Menschen, die den Genuss in allen Facetten zu schätzen wissen.
Diese Orgelnacht war mehr als nur ein musikalisches Event; sie präsentierte eine landestypische Erfahrung, die das kulturelle Erbe Deutschlands feierte. Sie bewies zugleich, dass die Liebe zur Musik und zum Wein tief im Herzen dieser Region verankert ist und dass solche Veranstaltungen dazu anregen können, beide Genüsse noch intensiver zu erleben.
Regionale Weinproduktion und -kultur
Die Weinregion Ahr, in der die Veranstaltung statt fand, ist bekannt für ihre vielseitige Weinproduktion, insbesondere für Rotweine aus der Spätburgunder-Traube. Diese Region ist eine der kleineren Weinanbaugebiete Deutschlands, erstreckt sich entlang der Ahr in Rheinland-Pfalz und ist charakterisiert durch steile Hänge und ein mildes Klima, das ideal für den Rebsortenanbau ist. Die Ahr-Region wird oft auch als „Rote Weinstraße“ bezeichnet, da sie fast ausschließlich Rotweine hervorbringt. Laut dem Deutschen Weininstitut (DWI) machen die roten Weine in Deutschland etwa 65% der gesamten Weinproduktion aus, wobei der Spätburgunder die wichtigste Sorte ist.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Weinkultur in der Region ist die Tradition des Weinfests, das jedes Jahr in verschiedenen Städten und Dörfern der Ahr gefeiert wird. Diese Feste ziehen Weinkenner und -liebhaber aus der ganzen Bundesrepublik an und zelebrieren nicht nur die Weine, sondern auch die regionalen kulinarischen Köstlichkeiten.
Nachhaltigkeit und Bio-Weinbau
Die nachhaltige Weinproduktion hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Viele Winzer in der Ahr-Region haben sich dem Bio-Weinbau verschrieben, was sich in einer umweltschonenden Anbauweise auswirkt. Der Anbau erfolgt ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Düngemittel. Diese Bewegung wird vom DWI unterstützt und gewinnt auch bei den Verbrauchern zunehmend an Interesse.
Musik als Teil der Wein-Tradition
Die Verbindung von Musik und Wein hat eine lange Tradition und findet sich in vielen Kulturen wieder. Veranstaltungen wie die Orgelnacht in Troisdorf-Bergheim verdeutlichen, wie Kunst und kulinarische Erlebnisse miteinander verweben werden können, um eine ansprechende Atmosphäre zu schaffen. Historisch gesehen wurden bei Feierlichkeiten Wein und Musik häufig kombiniert, um eine festliche Stimmung zu erzeugen.
Ein Beispiel hierfür ist die Weinfest-Tradition in der Pfalz und anderen Weinregionen Deutschlands, wo oft Live-Musik gespielt wird. Diese Festlichkeiten bieten nicht nur eine Plattform für lokale Weingüter, sondern fördern auch die Gemeinschaftsbildung und stärken soziale Bindungen.
– NAG