Neunkirchen. Die Karl Hess GmbH & Co KG hat sich von der Groupe Plastivaloire (PVL) losgelöst und agiert nun wieder unabhängig. Seit 2014 war das Unternehmen aus dem Sauerland Teil der französischen Firmengruppe mit Standorten in 14 Ländern. Diese Umstrukturierung wirft Fragen auf: Was hat zu dieser entscheidenden Veränderung geführt?
Dringlichkeit durch Kundenfeedback
Laut Dr. Reinhard Pfendtner, dem Geschäftsführer von Hess, gab es bereits seit längerer Zeit Bestrebungen, die Selbstständigkeit wiederherzustellen. entscheidend für die Trennung sei der Druck gewesen, den große Kunden aus der Automobilindustrie auf die Geschäftsbeziehungen ausgeübt haben: „Unsere Kunden waren mit der Konstellation so nicht glücklich.“ Diese Äußerungen von Pfendtner verdeutlichen, wie wichtig die Reaktion und Zufriedenheit der Kunden für die Unternehmensstrategie ist. Ein positiver Nebeneffekt der Trennung ist, dass Hess einen Teil seiner Schulden bei der Muttergesellschaft belassen kann, was die finanzielle Handlungsfähigkeit des Unternehmens stärkt.
Übernahme des Werkes in Pilsen
Im Zuge dieser strategischen Neuausrichtung hat Hess zusätzlich ein Werk im tschechischen Pilsen von der PVL übernommen. Dieser Schritt zielt darauf ab, die internationale Präsenz und Wettbewerbsfähigkeit des Neunkirchener Unternehmens im Bereich Kunststoffspritzguss weiter auszubauen. „Pilsen war schon immer unsere verlängerte Werkbank“, so Pfendtner, der mit der Übernahme auch neue Aufträge aus der deutschen Automobilindustrie in Aussicht stellt. Die Integration des Pilsener Werkes in die Hess-Gruppe wird auch helfen, bestehende Aufträge zu erfüllen und mit neuen, vereinbarungsgemäßen Zusammenarbeiten voranzukommen.
Reorganisation als Teil einer größeren Strategie
Ehe die Trennung von PVL vollzogen wurde, machte die Hess Group bereits Schlagzeilen, indem sie die Schließung des kleineren Produktionsstandortes in Wahlbach ankündigte. Diese Maßnahme führte unweigerlich zu einer Reduzierung der Mitarbeiterzahl. Rund 20 Beschäftigte entschieden sich im Rahmen eines freiwilligen Modells in Absprache mit der IG Metall, das Unternehmen zu verlassen und erhielten eine Abfindung. Pfendtner erklärte: „Der Schritt war notwendig, auch vor dem Hintergrund der Trennung, die wir geplant haben. Wir sind dadurch sozusagen gesund geschrumpft.“
Aktuelle Mitarbeiterzahlen und zukünftige Planung
Aktuell arbeiten in Neunkirchen rund 300 Mitarbeiter, während zusätzliche 50 Mitarbeiter noch in der Verwaltung in Wahlbach tätig sind. Mit der Übernahme des Werkes in Pilsen wird die Mitarbeiterzahl um 200 erhöht. Diese Entwicklungen sind nicht nur Teile einer Reorganisation, sondern zeigen auch, wie sich die Hess-Gruppe auf die Herausforderungen des Marktes eingestellt hat. Durch die Konzentration auf Kernkompetenzen sollen bessere Reaktionsmöglichkeiten auf Markterfordernisse geschaffen werden.
Fokus auf Kundenbeziehungen und Innovationskraft
Die Neuausrichtung und der Ausbau der Geschäftsaktivitäten von Hess zeigen, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse der Kunden in den Vordergrund zu stellen. „Ich bin überzeugt davon, dass wir nun Rückenwind für bestehende und neue Aufträge aus der deutschen Automobilindustrie haben“, betont Pfendtner. Der Fortbestand und die Rückkehr zur Unabhängigkeit werden dem Unternehmen ermöglichen, Innovationen voranzutreiben und in einem dynamischen Markt wettbewerbsfähiger zu agieren.