In der Region Rhein-Sieg könnte eine bedeutende Änderung der Kfz-Kennzeichen anstehen, die den Gemeinden mehr Eigenständigkeit verleihen würde. Der Aufruf zur Einführung neuer Autokennzeichen für mehrere Kommunen wurde von einem Experten für Destinationsmanagement, Rolf Borchert, angestoßen. Er schlägt vor, auch kleineren Städten und Gemeinden die Möglichkeit zu geben, eigene Kürzel zu wählen, um deren Identität zu stärken.
Die Debatte über die Kennzeichen hat besonders in Lohmar an Fahrt aufgenommen. Wolfgang Roeger, Vorstandsmitglied des Lohmarer Heimatvereins, bringt Humor in die Diskussion und merkt an, dass das Kürzel «LHM» leicht mit «München» verwechselt werden könnte. Er plädiert stattdessen für eine Abkürzung wie «LHL», um Verwechslungen zu vermeiden.
Unterstützung und Bedenken aus der Bevölkerung
Die Vorschläge haben gleichsam Befürworter und Kritiker gefunden. Zum Beispiel hält Hans-Jürgen Parpart vom Heimat- und Geschichtsverein Neunkirchen-Seelscheid ein eigenes Kennzeichen für «NKS» für identitätsstiftend und wäre selbst bereit, dieses privat zu nutzen. Doch gibt es auch die Meinung, dass es für kleinere Gemeinden schwieriger sei, ein eigenes Kennzeichen zu rechtfertigen, sollte diese Regelung nur für größere Städte ab 20.000 Einwohnern gelten.
Claus Chrispeels, Vorstandsvorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Troisdorf, hat eine kritische Haltung gegenüber dem vorgeschlagenen Kürzel «TRO». Seiner Ansicht nach könne eine inflationäre Verwendung von Abkürzungen leicht zur Verwirrung führen. Er verweist auf historische Hintergründe, die zur heutigen Kennzeichenstruktur führten, und erinnert an die kommunale Neuordnung Anfang des 19. Jahrhunderts.
Andere Kommunen, wie Sankt Augustin, haben ebenfalls Interesse an einem eigenen Kennzeichen geäußert. Alt-Bürgermeister Klaus Schumacher sieht in einem speziellen Kennzeichen eine interessante Möglichkeit, vor allem wenn man die Buchstaben für kreative Slogans nutzen könnte, auch wenn die Regelungen für Namen mit „Sankt“ eingeschränkt sind.
Insgesamt zeigen die Reaktionen der Bürger und Politiker, dass das Thema große Resonanz erzeugt. Während einige Gemeindeleiter den Nutzen eines eigenen Kürzels betonen, äußern andere die Befürchtung, dass die Kommunen mit zu vielen Veränderungen überlastet werden könnten. Eine klare Meinung dazu vertritt Stephan Piel vom Bürgerverein Niederkassel, der die Verwaltungsaufwände, die mit einem eigenen Kennzeichen einhergehen, in Frage stellt.
Der Vorschlag zur Einführung neuer Kfz-Kennzeichen könnte von den entsprechenden Behörden positiv aufgegriffen werden. Bereits 2012 gab es eine Liberalisierung, die es Kommunen ermöglichte, aus mehreren ehemaligen Abkürzungen zu wählen. Mit der Aussicht, mehr als 300 neue, identitätsstiftende Kennzeichen zu etablieren, scheint die aktuelle Diskussion über die Beschriftungen von Fahrzeugen in der Region Rhein-Sieg erst am Anfang zu stehen.
Beobachter könnten erkennen, dass nicht nur der Kampf um Identitätsstiftung im Vordergrund steht, sondern auch die Bestrebungen der Kommunen, sich in einem immer wettbewerbsintensiveren Raum zu behaupten. So wird erwartet, dass weitere Entwicklungen und Diskussionen folgen, die dieses Thema betreffen, insbesondere die Teilnahme an möglichen gesetzlichen Verfahren, die diesen Änderungen vorangehen können. Der Aufruf zur Diskussion über die Kfz-Kennzeichen hat daher das Potenzial, eine neue Ära für die Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis einzuleiten. Weitere Details zu diesem Prozess sind in einem Artikel von www.rundschau-online.de zu finden.