Häusliche Gewalt ist ein bedrückendes Thema, das oft im Verborgenen bleibt und viele Gesichter hat, von Prellungen bis hin zu blutigen Auseinandersetzungen. Im Bezirk Neunkirchen zeichnet sich leider kein Lichtblick ab: Die Polizei musste in diesem Jahr bereits 118 Mal eingreifen, um Betroffene vor Übergriffen in ihren eigenen vier Wänden zu schützen.
Das Dunkelfeld an Gewalt in der Privatsphäre war früher offenbar noch höher. Polizeisprecher Oberstleutnant Johann Neumüller verweist darauf, dass immer mehr Frauen den Mut finden, ihre Peiniger anzuzeigen. Ein positives Zeichen – auch wenn die Zahlen gebetsmühlenhaft in den letzten Jahren hoch geblieben sind.
Wiederholte eingreifen der Polizei
Ein besorgniserregendes Beispiel aus der Region ist ein bereits amtsbekannter Täter, der gleich dreimal mit einem Annäherungs- und Betretungsverbot konfrontiert wurde. Doch seine aggressive Verhaltensweise ändert sich nicht – er stalkt weiterhin seine Ex-Partnerin. Diese immer wiederkehrenden Fälle sind für die Polizei frustrierend. Die Statistiken belegen, dass trotz des rechtlichen Schutzes, den Opfer durch Betretungsverbote erhalten, viele Täter unbelehrbar bleiben.
Die Zahlen für 2023 scheinen konstant hoch zu sein, wenn man sie mit den Vorjahren vergleicht: 112 Verbote im Jahr 2022, und die gleichbleibende Anzahl von 118 in 2021 und 2023 zeigen keinen signifikanten Rückgang. „Wobei wir im Vergleich zu anderen Bezirken in Österreich immer im oberen Drittel liegen“, erklärt Neumüller besorgt.
Die Ursachen für Gewalt in Beziehungen sind komplex und vielschichtig. Häufig spielen Alkohol- und Drogenmissbrauch eine ausschlaggebende Rolle. Dies ist nicht nur eine Vermutung, sondern eine Beobachtung, die die Polizei im Laufe der Jahre gemacht hat. Ein einheitliches Lösungskonzept ist schwierig, da jede Situation einzigartig ist.
Ressourcen für Betroffene
Für Menschen in solch bedrohlichen Situationen ist es wichtig, Schutz und Unterstützung zu finden. In Neunkirchen gibt es diverse Hilfsangebote, die rund um die Uhr erreichbar sind. Das Frauenhaus Neunkirchen, erreichbar unter 02635/68971 oder 0676/5392790, bietet rund um die Uhr Hilfe an. Zudem bietet das Gewaltschutzzentrum NÖ unter 02622/24300 Unterstützung für Betroffene an.
- Wichtige Tipps für potentielle Opfer umfassen die Vorkehrung in kritischen Situationen, wie etwa das Festlegen eines Fluchtwegs oder das Deponieren einer „Notfalltasche“ bei einer Vertrauensperson.
- Darüber hinaus ist es ratsam, ein Handalarmgerät bei sich zu tragen und im Notfall Hilfe über das Handy zu rufen.
- Eine besonders innovative Idee ist die Vereinbarung eines „Codeworts“ mit Bekannten, das der Betroffene in einer Krise nutzen kann, um diskret um Hilfe zu bitten.
Die Möglichkeit, sich in einer bedrohlichen Lage zu erkennen und rechtzeitig Hilfe zu holen, kann entscheidend sein. Auch Schulen und Kindergärten sollten über eventuelle Vorfälle informiert werden, damit Kinder die nötigen Informationen erhalten, um im Notfall Hilfe zu leisten.
Die Situation im Bezirk Neunkirchen erfordert die Aufmerksamkeit der gesamten Gesellschaft. Es ist Zeit, das Schweigen zu brechen und gewalttätige Verhaltensweisen in den Fokus zu rücken. Auch wenn die Statistiken nicht positiv sind, ist es wichtig, dass Betroffene Hilfe erlangen und darüber sprechen können. Für weitere Informationen können Betroffene auf verschiedene Plattformen zugreifen, wie die Berichterstattung auf www.meinbezirk.at schauen, die regelmäßig über Entwicklungen in diesem Bereich informiert.