St. Wendel im Saarland steht vor einem bedeutenden Umbruch im Gesundheitswesen, insbesondere im Bereich der Geburtshilfe. Ab dem 1. Oktober sollen die Geburtsdienstleistungen des Marienhaus-Klinikums von St. Wendel nach Neunkirchen verlagert werden. Diese Entscheidung hat in der Region zu heftigen Diskussionen geführt, insbesondere nach der kürzlichen Eröffnung des ersten Kreißsaals, der ausschließlich von Hebammen geleitet wird, im Januar dieses Jahres.
Die Marienhaus-Gruppe, die das Krankenhaus betreibt, begründet die Schließung mit einer alarmierend niedrigen Geburtenrate sowie einem akuten Mangel an Fachkräften. Trotz dieser drängenden Probleme nimmt Gesundheitsminister Magnus Jung (SPD) klar Stellung gegen die Entscheidung und sieht die Herausforderung als hausgemacht an. Seiner Meinung nach wäre die Beibehaltung der Geburtsklinik in St. Wendel sowohl sinnvoll als auch notwendig, vorausgesetzt, der Träger ist gewillt, entsprechende Lösungen zu finden.
Finanzierung und Verantwortung
Im Jahr 2023 flossen beinahe 800.000 Euro an Fördermitteln nach St. Wendel, gefolgt von weiteren 750.000 Euro im Jahr 2024. Diese Gelder waren maßgeblich dazu gedacht, die Geburtshilfe zu stärken. Jung hat die Verantwortlichen der Marienhaus-Gruppe bereits zu Gesprächen eingeladen, um auf die möglichen negativen Folgen der Entscheidung hinzuweisen und sie aufzufordern, eine übereilte Schließung zu überdenken.
FDP-Politiker Helmut Isringhaus kritisiert die Vorgehensweise der Marienhaus-Gruppe scharf. In seiner Position als gesundheitspolitischer Sprecher der FDP sieht er die Krankenhaus-Planung als eine der zentralen Aufgaben des Gesundheitsministeriums. Seiner Auffassung nach wird die Problematik der Geburtenzahlen und des Personalmangels von der Marienhaus-Gruppe nicht ausreichend adressiert, weil viel Geld in die Region investiert wurde, während gleichzeitig wichtige Dienstleistungen aufgegeben werden.
Schließungen in der Umgebung
Die Schließung in St. Wendel reiht sich in eine besorgniserregende Serie von Krankenhaus- und Abteilungsschließungen in der Region ein. Bereits zuvor wurden die Geburtshilfestationen in den Krankenhäusern Losheim und Wadern geschlossen, was die medizinische Grundversorgung weiter unter Druck setzt. In der unmittelbaren Nähe befindet sich mit der Uniklinik Homburg ein weiterer wichtiger Anbieter von Geburtshilfe, der derzeit eine hohe Auslastung und breite Anerkennung genießt.
Isringhaus macht deutlich, dass der regionale Versorgungsbedarf von der Marienhaus-Gruppe sträflich ignoriert wird. „Der Steuerzahler fragt sich, wie mit seinen Steuermitteln umgegangen wird,“ sagt er mit Blick auf die hohe Summe an Fördermitteln, die in die Kliniken geflossen sind, während gleichzeitig die Dienstleistungen vor Ort abgebaut werden.
Angesichts der aktuellen Situation bleibt abzuwarten, wie sich die Geburtshilfe in der Region entwickeln wird und welche Maßnahmen von den Verantwortlichen ergriffen werden, um die medizinische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Der Druck auf die Marienhaus-Gruppe wächst, und die Diskussion über die Zukunft der Geburtshilfe in St. Wendel und darüber hinaus ist noch lange nicht abgeschlossen.