Im Otto-Reiffenrath-Haus in Neunkirchen treffen sich regelmäßig pflegende Angehörige, um sich in entspannter Atmosphäre auszutauschen. Heute ist ein genussvoller Nachmittag, an dem die Teilnehmerinnen bei Kuchen und Kaffee eine kleine Auszeit vom herausfordernden Alltag der Demenzbegleitung nehmen. „Es ist wichtig, auch mal über die belastenden Zeiten zu sprechen. In solchen Runden merkt man, dass man nicht alleine ist“, erzählt Bettina Großhaus-Lutz, die die Kaffeetreffs organisiert.
Die Pflege eines demenzkranken Angehörigen ist eine Aufgabe, die viel Kraft erfordert. Oft sind es Frauen, die sich in dieser Rolle wiederfinden, während Männer seltener für die Betreuung zuständig sind. Die Sorgen der Frauen umfassen nicht nur die körperliche Pflege, sondern auch die emotionale Belastung, die mit der Krankheit einhergeht. „Häufig muss bei der Betreuung immer jemand zu Hause sein, weil sich die Partner manchmal nicht mehr alleine orientieren können“, erklärt eine Teilnehmerin.
Unterstützung und Austausch im Cafe Auszeit
Die Frauen haben die Möglichkeit, ihre Angehörigen während der Kaffeerunde in der Demenzbetreuungsgruppe Lebensfreude unterzubringen. „Das ist eine wertvolle Entlastung“, sagt eine der Anwesenden. Es sind oft Freunde oder Verwandte, die spontan anbieten, während der Kaffeepause Unterstützung zu leisten. „Manchmal frage ich einfach, ob ich eine kleine Auszeit brauche. Das nehme ich dankend an“, fügt sie hinzu.
Das Cafe Auszeit wurde vor vier Jahren ins Leben gerufen und wird vollständig von der Gemeinde Neunkirchen finanziert. Bettina Großhaus-Lutz betont, dass es wichtig ist, Strategien für die eigene mentale Gesundheit zu entwickeln, um in der Pflege gut funktionieren zu können. „Wenn wir nicht auf uns selbst achten, können wir unseren Angehörigen auch nicht die nötige Unterstützung bieten“, erklärt sie weiter.
Die Gespräche bei Kaffee und Kuchen sind oft von Humor geprägt. Pflegeanliegen werden mit Leichtigkeit verarbeitet, auch wenn es viele traurige Aspekte gibt. Manchmal entstehen komische Momentaufnahmen, wenn beispielsweise der demente Partner mit Kleidung um sich wirft, die für gelungene Momente im Alltag sorgen kann. Diese kleinen Lichtblicke sind wichtig, um der belastenden Realität zu begegnen.
Die Herausforderungen der Kurzzeitpflege
Ein weiteres wichtiges Thema bei den Treffen sind die Möglichkeiten der Kurzzeitpflege. Plätze in Wohnheimen sind rar und müssen häufig bis zu einem Jahr im Voraus reserviert werden. „Es ist wirklich schwierig, kurzfristig einen Platz zu bekommen“, erklärt Großhaus-Lutz. Die Anwesenden erzählen von ihren Erfahrungen. Eine Frau berichtet, dass sie sich anfangs schuldig fühlte, als sie ihren Mann in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung unterbringen wollte. „Er hat gefragt, was er dort soll, aber ich habe ihm erklärt, dass es auch sein Urlaub ist“, erzählt sie. „So habe ich es geschafft, die Woche in den Bergen zu genießen.“
Die Realität für die pflegenden Angehörigen ist oft die, dass sie plötzlich für alles verantwortlich sind. Diese Anpassung in ihrem Leben ist nicht einfach. „Man erkennt den Partner oft kaum wieder. Da muss man erstmal lernen, damit umzugehen“, sagt Großhaus-Lutz. Sie betont die Bedeutung von kraftschöpfenden Gesprächen und der gegenseitigen Unterstützung, um mit dieser enormen emotionalen Last umzugehen.
Wenn die Veranstaltung zu Ende geht und die Teilnehmerinnen sich auf den Heimweg machen, bleibt die Hoffnung, dass sie auch in der kommenden Woche Zeit finden, um sich wieder eine Auszeit zu gönnen. Der regelmäßige Austausch im Cafe Auszeit ist ein wertvolles Angebot, das den Angehörigen nicht nur die Möglichkeit bietet, ihre Erfahrungen zu teilen, sondern auch, sich gegenseitig zu unterstützen. Für viele bedeutet dies, auch in schwierigen Zeiten nicht alleine zu sein, und das ist unbezahlbar.
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