Melk

Der Wehrturm von Leiben: Ein 600 Jahre alter Schatz wird lebendig

"Der 600 Jahre alte Wehrturm in Leiben wird dank der hartnäckigen Familie Kleinberger endlich zum Traumferienort – ein historisches Meisterwerk mit großartigem Turm-Feeling!"

Im malerischen Leiben, unweit von Melk, steht ein Wehrturm, der trotz seiner 600 Jahre Geschichte eine bemerkenswerte Renaissance erlebt hat. Dieser einstige Verteidigungsturm wurde durch den unerschütterlichen Traum einer Mutter und den daraus resultierenden Engagement ihrer Familie in ein zeitgemäßes Wohnkonzept umgewandelt.

Die Lage des Wehrturms, dramatisch auf einem Felssporn über dem Weitenbach, trägt nicht nur zur historischen Bedeutung des Bauwerks bei, sondern verleiht ihm auch einen spektakulären Ausblick über die Landschaft des Waldviertels. Diese wehrhaften Mauern wurden im Nachgang des Ersten Weltkriegs dem Invalidenfonds übergeben und gelangten schließlich nach 1945 unter die Verwaltung der Österreichischen Bundesforste. Doch der wahre Wendepunkt kam 1974.

Der Traum wird Wirklichkeit

Mechtildis „Tilde“ Kleinberger hatte einen unerschütterlichen Wunsch: den Wehrturm in ein Zuhause zu verwandeln. Trotz quecksilbriger Bürokratie und einem anfänglichen Widerstand der Bundesforste, die den Turm nur im Paket mit dem nahen Schloss verkaufen wollten, war sie unermüdlich. Schließlich erwarb sie mit ihrem Mann den Wehrturm. Das angrenzende Renaissanceschloss wurde erst 1989 von der Marktgemeinde Leiben erworben und durch EU-Fördermittel zu einem kulturellen Zentrum umfunktioniert.

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Für Tilde war der Umbau des denkmalgeschützten Objekts eine Herzensangelegenheit. An ihrer Seite stand der Bauforscher Gerhard Seebach, jedoch konnte sie das Projekt nicht mehr vollenden. Ihr plötzliches Ableben hätte nicht den Traum ihrer Familie auslöschen sollen, und so stellte ihre Tochter Susanne Kleemann mit Sohn Sebastian fest: Es ist an der Zeit, das Erbe weiterzuführen.

Der aus der Region stammende Architekt Ernst Pfaffeneder wurde als Partner an Bord geholt. Er stellte sich der Aufgabe, das denkmalgeschützte Raumwunder zu analysieren und umzugestalten. Mit viel Anstrengung entstand ein Konzept, das zwei moderne Ferienwohnungen im historischen Wehrturm unterbrachte.

Die Familie öffnete die Türen des Turmes gelegentlich zur Besichtigung, beispielsweise am Tag des Denkmals am 29. September, und präsentiert damit dieses außergewöhnliche Bauwerk der Öffentlichkeit.

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Die Herausforderung der Denkmalpflege

Die Umgestaltung des Wehrturms stellt ein faszinierendes Beispiel zeitgemäßer Denkmalpflege dar. In der heutigen Zeit wären viele der Veränderungen aus den 70er Jahren wohl genehmigungsunwürdig. Der Wehrturm wartet mit seiner hufeisenförmigen Grundrissform und den unterschiedlichen Anpassungen von damals auf – ein Schattenspiel der Geschichte. Der Anbau mit Treppenrampe und Terrasse zeugt von den Umgestaltungen, die der Turm im Laufe der Jahre erdulden musste, und das ursprüngliche Gefängnis hat seinen Charakter dennoch behalten.

Pfaffeneder entschied sich, das historische Narrativ lebendig zu halten, anstatt rückgängig zu machen, was einst modern war. Anstatt alles von früher zu entfernen, wurden unbeholfene Ergänzungen umgestaltet und in das Gesamtbild integriert. Die Dualität zwischen Historie und Moderne, sichtbar durch die Verwendung von Holzwerkstoffen für moderne Küchen und sanitäre Anlagen in einem sanften Goldton, bietet den Besuchern eine harmonische Verbindung zwischen den Zeiten.

Besonders eindrucksvoll ist die massive Erhaltung der Außenwand, wo die Struktur von Geschichtsträchtig und Neuem untrennbar verwoben wird. Alte Zeichnungen und Notizen sind nun freigelegt und erzählen ihre eigene Geschichte, während neue Elemente, wie die aus der Pfarrkirche stammende Kommunionbank, in heutige Funktionsräume integriert worden sind.

Der Schliff des inneren Turmgefühls bleibt echter als je zuvor, mit dem Ziel, das „Turm-Feeling“ zu bewahren. Die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart wird durch eine bestehende interne Treppe in der Mauer geschaffen, die es den Bewohnern ermöglicht, die Wohnungen flexibel zu nutzen.

In dieser ehrfurchtgebietenden Formensprache des Turmes sieht man, dass der Wehrturm mehr ist als nur ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten. Er ist ein lebendiges Zeugnis der lokalen Kultur und erzählt bessere Geschichten als viele der neuen und oft interchangeablen Ferienchalets. Der Wehrturm von Leiben steht nicht nur für Nachhaltigkeit, sondern auch für das Engagement einer Familie, ein Stück Geschichte dem Vergessen zu entreißen und es mit neuer Bedeutung zu füllen.

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