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Erdrutschartige Veränderungen im steirischen Wohnungsbau werfen massive Schatten auf die österreichische Immobilienwirtschaft. «Der Neubaumarkt ist derzeit tot», warnt Gerald Gollenz, der Obmann des Immobilien-Fachverbands der Wirtschaftskammer. Dies hat zur Folge, dass im ersten Quartal 2025 nur noch etwa 3.600 Wohnungen am Markt sind – ein Rückgang von 20 Prozent im Vergleich zum Bedarf. Gollenz, der die negativen Entwicklungen über Jahre in seiner Funktion beobachtete und nun zum April 2025 von seinem Posten zurücktritt, schlägt Alarm über die kritische Übersituation: «Wir hatten 2024 bereits rund 1.000 Wohnungen weniger als im Jahr zuvor», so Gollenz, wie auch im Bericht von kurier.at zu lesen ist.
Immer weniger Wohnungen werden verkauft, da auch die Kreditvergaben für Bauprojekte ins Stocken geraten sind. Schuld daran ist unter anderem die KIM-Verordnung, welche die Finanzierungsrichtlinien verschärft hat. Michael Pisecky, Fachgruppenobmann aus Wien, merkt an, dass viele potenzielle Käufer aufgrund der verunsichernden Berichterstattung erst gar keine Kreditanfragen stellen. Auch Johannes Wild aus Niederösterreich bestätigt, dass Bauträger zuletzt Probleme hatten, ihre Objekte zu verkaufen. Selten gab es einen so dramatischen Einbruch im Neubausektor, was laut Gollenz eine prognostizierte Minderung der Neubauleistung um bis zu 80 Prozent für 2025 zur Folge haben könnte. Diese Entwicklungen führen zudem zu Insolvenzen, wie jüngst bei der VMF-Gruppe, die mehrere Tochtergesellschaften in die Pleite schickte, wodurch auch viele Privatinvestoren betroffen sind.
Regulatorische Hürden und geforderte Reformen
Die Branche stellt die Deregulierung der Bauvorschriften in den Vordergrund. Gollenz fordert, dass durch Vereinfachungen im Bauwesen und die Überarbeitung bestehender Normen wieder eine positive Marktentwicklung ermöglicht wird. Er drängt darauf, die KIM-Verordnung zu überdenken, um den Bauträgern schnellstens wieder Zugang zu notwendigen Krediten zu gewähren. «Je schneller wir handeln, desto weniger tief wird die Talsohle», betont er und spricht sich für einen Aufschwung in der Branche aus.
Die Ursachen für diese dramatischen Entwicklungen sind tiefgreifend: Von jahrzehntelangen Nullzinspolitiken bis hin zu einem signifikanten Anstieg der Baukosten und Zinsen, die viele mittelgroße Bauträger unter Druck bringen. Die Situation bleibt angespannt, während die Vertreter der Wirtschaftskammer an einem neuen Forderungspapier arbeiten, um Lösungen für die akuten Probleme zu finden. Gollenz und seine Kollegen tun ihr Bestes, um der Krise, die sich über den österreichischen Wohnungsmarkt gelegt hat, entgegenzuwirken.
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