Im Handball erzählt die Geschichte oft von Talenten, die wie Sterne am Himmel aufblitzen, aber nicht immer ihren Platz finden können. Der UHK Krems, bekannt für seine hervorragende Jugendarbeit, sieht sich momentan mit der Herausforderung konfrontiert, dass einige seiner vielversprechendsten jungen Spieler ihre Karriere vorzeitig beenden. Die Gründe dafür sind vielschichtig und zeigen, wie die Anforderungen im Sport die Realität junger Athleten prägen.
In den letzten Jahren hat der UHK Krems nicht nur in der ersten Mannschaft Erfolge gefeiert, sondern auch die Jugendförderung hochgehalten. Spieler wie Paul Hofmann, Tilen Pausits und Matthias Höllerer sind mittlerweile feste Bestandteile der Kampfmannschaft geworden. Doch während einige ihren Weg gefunden haben, kämpfen zahlreiche andere um ihre Chance und sehen sich gezwungen, die mühsame Entscheidung zu treffen, ihre Hobbys und Karriereambitionen neu zu bewerten.
Frühzeitiger Rücktritt und der Druck des Leistungssports
Vor kurzem gab der 19-jährige Oliver Dragoun bekannt, dass er seine Handballkarriere beenden wird. Eine Entscheidung, die vielleicht überraschen mag, jedoch nach intensiven Überlegungen und einer ehrlichen Reflexion über seinen Lebensstil kam. Dragoun äußerte, dass die immense Zeitinvestition und der Druck, der mit dem Leistungssport einhergeht, einfach nicht mehr gerechtfertigt sind. „Mindestens fünf Mal die Woche zu trainieren und am Wochenende quer durchs Land zu reisen, wo ich vielleicht keine Minute spiele, ist es mir einfach nicht mehr wert“, erklärte Dragoun. Der Preis, den er zahlen müsste, um in der Eliteklasse mithalten zu können, war ihm zu hoch.
Ein weiteres bedauerliches Beispiel ist Jonas Stierschneider, dessen plötzlicher Rücktritt aus dem Handball für viele überraschend kam. Der Flügelspieler hatte in der vorherigen Saison beeindruckende Fortschritte gemacht und war sogar Teil des ÖHB-Teams bei der U18-EM. UHK-Trainer Ibish Thaqi äußerte seinen Bedauern über den Verlust eines so talentierten Spielers: „Das ist absolut schade und eine harte Nuss. Mit ihm geht ein großes Talent verloren, das eine tolle Zukunft gehabt hätte.“
Dragoun betonte auch, dass die Anforderungen oft Überhand nehmen. „Eigentlich hat man keine Ferien. Man muss ständig trainieren, und wenn man einmal die Chance bekommt, in der ersten Mannschaft zu spielen, dann setzt man sich unter Druck und kann oft nicht das zeigen, was man draufhat.“ Dies kann auf lange Sicht nicht nur das Selbstvertrauen der Spieler schädigen, sondern auch die Freude am Sport mindern.
Thaqi sieht eine besorgniserregende Tendenz, dass junge Talente sich zu früh aus dem Sport zurückziehen. „Das werden wir in fünf bis sechs Jahren richtig zu spüren bekommen“, warnt er. Die neue Generation hat einfach zu viele Alternativen. „Einige Spieler sind bereits überfordert und möchten nicht mehr weiter kämpfen. Sie nehmen sich einfach heraus.“
Das Beispiel von Dragoun und Stierschneider zeigt, dass der Hochleistungsport nicht nur eine körperliche Herausforderung ist, sondern auch eine mentale. Insbesondere im Handball, wo Teamgeist und individuelles Können entscheidend sind, könnte der vorzeitige Rückzug von Talenten den Sport langfristig negativ beeinflussen. Wenn die Vereine nicht auf die Bedürfnisse der jungen Sportler eingehen, besteht die Gefahr, dass wertvolle Talente verloren gehen, bevor sie ihr volles Potenzial entfalten können.