
Im Waldviertel gibt es große Bestrebungen, die Gesundheitsversorgung zu reformieren. Viele Ärztinnen und Ärzte klagen über eine Überlastung, und ein neuer Ansatz könnte nun helfen, die zahlreichen Herausforderungen zu bewältigen. Ein Pilotprojekt, genannt „Gesundheitsregion Waldviertel“, wird gestartet, um innovative Lösungen für die aktuellen Probleme im Gesundheitssektor zu finden. Die Problematik ist seit Jahren bekannt: Es mangelt an Fachkräften, unsere Gesellschaft wird älter und die Kosten steigen – trotz der hohen Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger.
„Wir stehen wirklich an einem Schnittpunkt“, sagt die Allgemeinmedizinerin Monika Steinkellner, die die Situation maßgeblich beschreibt. Niedergelassene Ärzte sind oft die Letzten in der Kette der Gesundheitsversorgung, mit nur limited Möglichkeiten für eine adäquate Unterstützung hinter ihnen. Mit dem neuen Projekt, das mit Experten der Donauuniversität begleitet wird, wird nun ein umfassender Ansatz verfolgt.
Ein neues Netzwerk im Gesundheitswesen
„Es gibt viele Player im Gesundheitssystem, und für Lösungen müssen wir buchstäblich an allen Stellschrauben drehen“, erklärte Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) bei der Präsentation des Projekts. Das Ziel ist klar: Die Menschen sollen dort behandelt werden, wo es die bestmögliche Versorgung gibt – sei es in einer Arztpraxis, zu Hause oder im Krankenhaus. Geplant ist die Schaffung eines engmaschigen Gesundheitsnetzwerks, das Präventionsangebote und verschiedene Gesundheitsdienstleister zusammenbringt. Damit sollen die Kliniken entlastet und die Versorgung verbessert werden.
Ein Beispiel des zukünftigen Gesundheitsansatzes wurde anhand einer älteren Dame aus einer kleinen Gemeinde gezeigt. Sie wird in Zukunft nicht mehr sofort ins Krankenhaus geschickt, sondern zuerst an die lokale Gesundheitsanlaufstelle, etwa eine Community Nurse, verwiesen. Diese Person wird die Symptome zunächst aufnehmen und mit Hilfe von Telemedizin einen Arzt für die Diagnose heranziehen. Solche Schritte tragen dazu bei, die Belastung der Kliniken zu reduzieren.
Strategisch geplante Ziele des Projekts
Das Pilotprojekt verfolgt drei wesentliche Ziele. Zunächst soll die Kooperation zwischen verschiedenen Gesundheitsdienstleistern intensiviert werden. Bestehende Angebote müssen gebündelt werden, um sowohl Synergien zu schaffen als auch Versorgungslücken zu schließen. Zum Zweiten wird eine Versorgung „am geeignetsten Ort“ angestrebt, was dazu führen soll, dass Behandlungen nur dann in Anspruch genommen werden, wenn sie unbedingt nötig sind, und dass Patienten so früh wie möglich wieder nach Hause entlassen werden können.
Ein drittes Ziel ist die Stärkung der Eigeninitiative der Bevölkerung. Direkte Gesundheitsinitiativen in Gemeinden sollen gefördert werden, um die Gesundheitskompetenz der Bürger zu steigern. Projekte wie die „Gesunde Gemeinde“ oder die Community Nurses sollen als erste Anlaufstelle fungieren und damit die lokale Gesundheitsversorgung sichern.
Wissenschaftlich begleitet wird das gesamte Vorhaben durch Datenanalysen und innovative Ansätze. Bei der Projektpräsentation wurde betont, dass eine umfassende Analyse des aktuellen Gesundheitsstandes die Grundlage für neue Lösungen schaffen soll. Doris Behrens von der Universität Krems hob hervor, dass die Verbindung von datenbasierter Analyse und praktischen Maßnahmen den Grundstein für ein effektives und zukunftsorientiertes Gesundheitssystem legen kann.
Kurz gesagt, das Gesundheitsprojekt im Waldviertel könnte der Beginn einer grundlegenden Reform in der medizinischen Versorgung sein. Die Ansätze der Vernetzung und der telemedizinischen Unterstützung sollen dazu dienen, sowohl die Klinikaufenthalte zu minimieren als auch die Anzahl der Beschwerden in einer überlasteten medizinischen Infrastruktur zu verringern. Wenn alles gut geht, könnte dies nicht nur die Arbeit der Ärztinnen und Ärzte entlasten, sondern für die Menschen in der Region auch eine spürbare Verbesserung in der Gesundheitsversorgung bieten. Weitere Informationen finden sich in einem umfassenden Bericht auf noe.orf.at.
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