Krems (Österreich) ist in den letzten Tagen aufgrund einer neuen Studie in den Schlagzeilen, die auf alarmierende Unterschiede in der Behandlung von Herzklappenerkrankungen zwischen Männern und Frauen hinweist. Diese Untersuchung wurde an über 200 medizinischen Einrichtungen in Europa durchgeführt und liefert wichtige Erkenntnisse zur geschlechtsspezifischen Gesundheitsversorgung. Die Erstautorin der Studie, Prof. Julia Mascherbauer von der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, betont die Bedeutung dieser Ergebnisse für die zukünftige medizinische Praxis.
Die vorliegende Studie zeigt auf, dass Frauen mit schweren Herzklappenerkrankungen erheblich seltener nach den Europäischen Behandlungsempfehlungen behandelt werden als Männer. Insbesondere erweist sich die Aortenstenose, eine Verengung der Aortenklappe, als häufigste Erkrankung bei beiden Geschlechtern. Es wurde jedoch festgestellt, dass die medizinischen Eingriffe bei Frauen signifikant niedriger sind, was auf verschiedene Faktoren zurückzuführen ist. So waren Frauen im Durchschnitt 2,5 Jahre älter bei der Diagnosestellung und wiesen mehr Symptome auf, was zusätzliche Herausforderungen in der Behandlung mit sich bringt.
Ungleichheiten in der Behandlung
Diese Forschungsergebnisse werfen ein Licht auf das, was viele als unzureichende Behandlung von Frauen in der Kardiologie ansehen. „Die Daten belegen, dass empfohlene Eingriffe bei Frauen weniger häufig durchgeführt werden, insbesondere wenn man die Anzahl der Mitralklappeneingriffe betrachtet“, erklärt Prof. Mascherbauer weiter. Diese Diskrepanz könnte, dem Bericht zufolge, auch auf eine höhere Bereitschaft von Frauen zurückzuführen sein, alternative Behandlungen anzunehmen oder sogar Operationen abzulehnen.
Derzeit wird eine umfassende Auswertung von über 5.200 Patienten untersucht. Die Wissenschaftler haben sich auf Daten aus dem „ESC-EORP Valvular Heart Disease II“-Register der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft gestützt, um geschlechtsspezifische Unterschiede in der Diagnose und Therapie von Herzklappenerkrankungen detailliert zu analysieren. Diese umfassenden Erkenntnisse sind durch ihre Veröffentlichung in einer Spezialausgabe des European Heart Journal an die Fachwelt herangetragen worden.
Ein entscheidender Punkt, den die Studie herausarbeitet, ist die Notwendigkeit, die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der medizinischen Behandlung stärker ins Bewusstsein zu rücken. Prof. Mascherbauer betont, dass die Identifizierung solcher Ungleichheiten einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung für alle Geschlechter leisten kann. „Es ist entscheidend, dass die medizinische Gemeinschaft diese Unterschiede erkennt und darauf reagiert, um eine trendrelevante Behandlung sicherzustellen“, so die Expertin.
Zusammengefasst ist die Untersuchung ein Aufruf zur Handlung für Mediziner und Gesundheitseinrichtungen in ganz Europa, um sicherzustellen, dass die Behandlung von Herzklappenerkrankungen fair und im besten Interesse jedes einzelnen Patienten erfolgt, unabhängig vom Geschlecht. Diese Studienergebnisse sind nicht nur relevant für Kliniken und Ärzte, sondern werfen auch Fragen auf, die zurück zu den Grundprinzipien der medizinischen Ethik führen.
Für weitere Details zu den Ergebnissen und den spezifischen Behandlungsrichtlinien, die in der Studie untersucht wurden, wird auf die ursprüngliche Veröffentlichung verwiesen, die hier nachgelesen werden kann.