Bei den Ausgrabungen im Rahmen des Fernwärmeausbaus in Krems sind unerwartete archäologische Schätze entdeckt worden. Reste eines historischen Friedhofs, die vor der Pfarrkirche gefunden wurden, geben einen faszinierenden Einblick in die Geschichte der Stadt. Die EVN, die das Projekt überwacht, gab am Sonntag bekannt, dass rund 280 Skelette freigelegt wurden, die nun einer wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen werden sollen.
Die Grabungen, die von den Archäologen durchgeführt wurden, brachten bemerkenswerte Entdeckungen ans Licht. Der Friedhof, der als ältester bekannter Stadtfriedhof von Krems gilt, lässt sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Ute Scholz, die Leiterin der archäologischen Bauaufsicht, betonte, dass er bis ins 18. Jahrhundert als Begräbnisstätte genutzt wurde. Diese historischen Funde sind von unschätzbarem Wert für die Erforschung der Stadtgeschichte.
Historische Einblicke und wissenschaftliche Analysen
Markus Goldsteiner, der Projektleiter von EVN, erklärte, dass die Grabungen am Pfarrplatz bedeutende archäologische Funde zutage förderten. Die Freilegung von etwa 280 Skeletten ist nun der Ausgangspunkt für eine eingehende wissenschaftliche Untersuchung. Diese Analysen zielen darauf ab, wichtige Daten wie Sterbealter, Geschlecht und Krankheitsbilder der Bestatteten zu erforschen. Dies könnte dazu beitragen, die Veränderungen in der Ernährung und im Konsumverhalten der Bevölkerung vom Mittelalter bis in die Neuzeit zu verstehen.
Besonders interessant für die Forscher werden Hinweise auf den Konsum von jährlichen Genussmitteln wie Kaffee, Zucker, Tee und Tabak sein. Diese Produkte fanden erst im Zuge der Globalisierung im 16. Jahrhundert ihren Weg nach Europa und deren Spuren in den Gräbern könnten tiefere Einblicke in die Lebensweise der Menschen zu jener Zeit geben.
Darüber hinaus wurden während der Ausgrabungen auch ältere siedlungsarchäologische Relikte entdeckt. Unterhalb des Friedhofs fanden die Wissenschaftler Siedlungsspuren, die auf die Zeit zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert datiert werden. Zu den Funden zählen Überreste eines Ofens und eines Grubenhauses. Bürgermeister Peter Molnar (SPÖ) hob hervor, dass diese Entdeckungen darauf hindeuten, dass der Pfarrplatz schon lange vor der Errichtung der Pfarrkirche als Siedlungsgebiet genutzt wurde.
Diese jüngsten Entdeckungen in Krems sollen nicht nur der wissenschaftlichen Analyse dienen, sondern auch das historische Bewusstsein für die Stadt und ihre Entwicklung schärfen. Die Kombination aus archäologischen Funden auf dem Friedhof und den darunterliegenden Siedlungsspuren erlaubt es Historikern und Archäologen, ein umfassenderes Bild der vergangenen Lebensweisen zu gewinnen und das kulturelle Erbe von Krems besser zu verstehen.