Im Bremer Stadtteil Horn hat das Lestra-Kaufhaus eine bemerkenswerte Initiative ins Leben gerufen, die es Menschen ermöglicht, gesunde Lebensmittel kostenlos zu erhalten. Anstatt dass diese in den Müll wandern, stellen die Mitarbeiter jeden Morgen einen Rollwagen mit frischen Obst und Gemüse zur Verfügung, die nicht mehr verkäuflich sind, aber noch genießbar bleiben. Dies geschieht ganz offen und ohne das Umgehen von Sicherheitsvorkehrungen. Täglich bedienen sich zahlreiche Personen an diesen Spenden.
Cornelius Strangemann, der Geschäftsführer von Lestra, verfolgt mit seiner Politik einen klaren ethischen Ansatz. „Hier wird niemand angezeigt“, betont er, was auf das rechtliche Dilemma beim Containern hinweist. Denn das Einsammeln von Lebensmitteln aus Abfallcontainern gilt rechtlich als Diebstahl. Trotz dieser rechtlichen Grauzone zeigt sich Strangemann überzeugt, dass die meisten Menschen, die sich an den bereitgestellten Lebensmitteln bedienen, verantwortungsbewusst handeln.
Rechte und Gesetze rund ums Containern
Die bundespolitische Diskussion um das Containern hat kürzlich an Fahrt aufgenommen. Zusammen haben der Bundesjustizminister Marco Buschmann und der Bundesernährungsminister Cem Özdemir eine Reform vorgeschlagen, die das Einsammeln von Wegwerf-Lebensmitteln straffrei machen könnte, sofern keine Gesetze verletzt werden. Jedoch gibt es bis jetzt keine rechtlichen Fortschritte. Währenddessen sind die Strafen für Containern sporadisch in den Nachrichten, wie jüngst in Wien, wo ein Mann wegen „Diebstahls“ verurteilt wurde, obwohl dieser durch ein offenes Tor gelangte.
Die Lebensmittelindustrie hat in den letzten Jahren verschiedene Strategien entwickelt, um der Verschwendung von Lebensmitteln entgegenzuwirken. Handelsunternehmen wie Aldi und Rewe engagieren sich aktiv in der Spendenarbeit für gemeinnützige Organisationen oder verkaufen bald ablaufende Produkte zu reduzierten Preisen. Die App „Too Good To Go“ trägt ebenfalls zur Minderung der Lebensmittelverschwendung bei, indem sie den Verkauf von Rettertüten ermöglicht.
Bei Lestra wird der Wert von Lebensmitteln hoch angesehen. „Lebensmittel wegzuwerfen ist der schlimmste Fall in der Verwertungskette“, erklärt Strangemann. Wenn es möglich ist, werden nicht verkauftes Obst und Gemüse an lokale Kirchen oder sogar an Tiere in der nahegelegenen Botanika gegeben. Das Engagement des Kaufhauses ist ein Beispiel dafür, wie man in der Gemeinschaft positive Veränderungen bewirken kann, ohne gegen die Gesetze der Republik zu verstoßen.
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